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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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handeln. Sie war es. Wir zeigten unsere Ausweise und machten uns bekannt.
    Sie war keine Spur befangen.
    »Bleiben wir doch gleich hier draußen«, schlug sie mit einer einladenden Handbewegung vor. »Das Wetter ist so herrlich.«
    Der Tag war wirklich schön. Kein Wölkchen stand am Himmel, die Luft war mild und weich wie Seide. Man konnte vergessen, dass es kleine und große Gauner gab.
    Wir saßen an einem Tischchen mit Bambusbeinen. Die Korbstühle knarrten, wenn wir uns ein wenig bewegten. Vor uns standen Gläser mit Whisky-Soda. Ein unbeteiligter Beobachter hätte zweifellos den Eindruck gewonnen, dass wir uns in einem gemütlichen Plauderstündchen befanden.
    Eine halbe Stunde lang unterhielten wir uns. Über das Wetter, über die Schweiz und andere harmlose Dinge. Genauer gesagt - Phil unterhielt sich mit Patricia Bradley. Ich beschränkte mich aufs Zuhören und - Beobachten. Erstens war es vorher so abgemacht worden, und zweitens, Phil versteht es meistens viel besser als ich, Konversation zu machen. So hatte ich Zeit und Muße, Miss Patricia - unauffällig natürlich - unter die Lupe zu nehmen. Ich bedauerte es sehr, dass der Buchhalter Charlie Murphy nicht dabei sein durfte, denn er kannte ja Patricia Bradley schon von früher her. Ich kam zu folgendem Resultat: wenn die junge Dame nicht die Tochter des Mr. Bradley war, dann spielte sie diese Rolle ganz ausgezeichnet. Das Ergebnis meiner verwegenen Gedanken brachte mich wiederum auf einen noch verwegeneren Einfall, vorausgesetzt, 16 dass die junge Dame nicht mit Patricia Bradley identisch war, sondern nur deren Rolle spielte, konnte es nur eine Schauspielerin sein, die die Tochter des Großindustriellen Thomas Bradley mimte.
    Ich hoffte allerdings in diesem Augenblick, dass meine Befürchtungen nicht zutrafen. Denn was war dann mit der richtigen Patricia Bradley geschehen? Wo hielt man sie gefangen? Unter welchen Umständen? Hatte man sie getötet und versuchte man jetzt mit Hilfe der falschen Patricia in den Besitz der Erbschaft zu gelangen? Das Vermögen Thomas Bradleys belief sich immerhin auf über 150 Millionen Dollar.
    Die junge Dame war groß, schlank und gut gewachsen. Ihr ausgesprochen hübsches Gesicht war von kastanienbraunem, kurzgeschnittenem Wuschelhaar umrahmt. Ihre graugrünen schillernden Augen waren von langen, schwarzen Wimpern beschattet. Sie hatte nicht viel Rouge aufgelegt. Die Nase war klassisch gerade. Alles in allem, ein Geschöpf, nach dem sich die Männer auf der Straße einfach umsehen mussten.
    Plötzlich sagte Patricia Bradley unvermittelt:
    »Vielleicht lassen Sie jetzt am besten die Katze aus dem Sack, meine Herren.«
    »Wie meinen Sie das, Miss Bradley?«, erwiderte ich ein wenig verwundert.
    »Schau mal einer an«, flötete sie und zog erstaunt die Augenbauen hoch. »Ich dachte schon, Sie hätten die Sprache verloren, als Sie mich so eingehend betrachteten, Mister Cotton.«
    Ich lächelte und zuckte schweigend die Schultern.
    »Nun rücken Sie schon mit der Sprache raus«, fuhr sie jetzt in einem Tonfall fort, der nicht zu einer in einem Pensionat in der Schweiz erzogenen Millionärstochter passte. Zudem klang ihre Sprache auch ein wenig nach Kalifornien.
    Sie bemerkte, dass wir ziemlich nachdenklich geworden waren. Sie spielte nervös mit ihrem silbernen Zigarettenetui.
    »Waren Sie schon mal in Frisco?«, fragte ich.
    Ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Aber ja«, sagte sie lebhaft. »Mehrmals schon. Außerdem hatten wir im Internat zwei Mädchen, die von dort stammten. Daher mein schauderhafter Dialekt. Man gewöhnt sich so etwas sehr schnell an. Schlechtes immer viel eher als Gutes.«
    Sie hatte erstaunlich rasch geschaltet. So leicht würden wir mit ihr nicht fertig werden.
    Ich beschloss, ihr noch einen Stich zu versetzen.
    »Haben Sie sich einer Schönheitsoperation unterzogen, Miss Bradley?«
    Die erwartete Schockwirkung trat ein. Sie wurde blass.
    »Sieht man das denn?«, stotterte sie verwundert und tastete mit einer mechanischen Bewegung ihre Nase ab.
    Zwei winzige Falten an den Nasenflügeln, zweifellos sehr geschickt gemacht, hatten mir den chirurgischen Eingriff verraten. Vier Wochen später hätte man die Narben kaum noch erkennen können.
    »Was geht Sie das überhaupt an?«, fuhr die junge Dame mich an. »Es kann Ihnen doch gleichgültig sein, was ich mit meinem Gesicht mache.«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, lenkte ich ein.
    Ich war mit dem Ergebnis meiner Bemerkung restlos zufrieden.
    Patricia

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