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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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ist?«
    »Ja«, riefen alle im Chor.
    Als uns die Leute verlassen hatten, machten wir uns über die Karteikarten her, die zu dem Bild gehörten.
    Der Mann hieß Milton Hagerty und war 42 Jahre alt. Sein Spitzname in Gangsterkreisen lautete ganz treffend »Drei-Kinn.« Er war so etwas wie ein verkrachter Student der Philosophie, hatte sich später als Börsenjobber betätigt und schließlich seinen ersten Betrug gelandet. Er war früher mal in eine undurchsichtige Erpresseraffäre verwickelt gewesen, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Dann waren noch andere Straftaten da, darunter die Beteiligung an einem Bankraub (ein besonders dreister Überall am helllichten Tag auf die New York Security Bank). Hagerty hatte schon verschiedene Haftanstalten kennengelernt, besonders lange Zeit hatte er in St. Quentin, Califomien, und im Joliet State Prison verbracht. Seine augenblickliche Adresse war: New York, Loadgate Avenue 14.
    Als wir im Jaguar saßen, sagte Phil während der Anlasser brummte: »Du kennst den Mann, Jerry?«
    »Ja«, sagte ich und startete den Wagen.
    »Woher?«
    »Ich habe sein Gesicht schon mal gesehen, allerdings war da der größte Teil verdeckt. Nur sein Kinn war unverhüllt…«
    »…und die Warze?«
    »Und die Warze«, sagte ich. »Ich rechne damit, dass er mit dem Mann identisch ist, der in der pro forma gemieteten Villa zu Brooter gesagt hat: ›Das kleine Luder hat Zicken gemacht, Mister Brooter.‹ Er hatte damit übrigens auch einen ganz schönen Schnitzer gemacht, als er Brooter sagte statt Brown.«
    Phil schüttelte den Kopf. »Das wäre zu viel Glück auf einmal. Ich bin kein Pessimist, aber diesmal bin ich skeptisch. Es gibt doch noch mehr Leute in New York, die ein fettes Drei-Kinn-Gesicht haben.«
    »Denkst du denn, daran hätte ich nicht gedacht, Phil?«
    »Na schön«, meinte er und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, »warten wir ab.«
    Eine Viertelstunde später hatten wir die Loadgate Avenue erreicht.
    Vor der Hausnummer 14 trat ich aufs Bremspedal.
    Wir stiegen aus.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr.
    Es war 23 Uhr 40.
    Die Haustür war natürlich verschlossen. Ich entzifferte die Klingelschilder. Eine Mikrophonanlage war auch da.
    »Milton Hagerty, 10 Etage.«
    Ich drückte auf die Klingel.
    »Was ist los?«, kam es schnarrend aus dem Lautsprecher.
    »Mach auf, wir sind’s. Bobby und Ted«, sagte ich so tief wie möglich.
    »Mitten in der Nacht?«
    »Quatsch nicht so viel, Mensch«, brummte ich.
    »Was wollt ihr denn bloß? Hat doch alles prima geklappt, die Sache ist doch gelaufen wie geschmiert?«
    »Deshalb sind wir ja gerade bei dir. Der Boss will noch was anderes gemacht haben. Na los, mach schon, Drei-Kinn.«
    »Well, kommt, rauf.«, Die Tür öffnete sich surrend.
    Wir traten über die Schwelle.
    Als wir im Lift nach oben schwebten, zog ich die Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter. Phil fasste sich ebenfalls unter die linke Achselhöhle.
    »Sind deine Zweifel jetzt zerstreut?«, fragte ich lächelnd.
    »Restlos.« -Er nickte und schob die Tür auf. Wir waren im zehnten Stockwerk angelangt.
    ***
    Milton Hagerty machte es uns leicht. Die Wohnungstür stand halb offen. Wir betraten die Diele.
    Die Zimmertür war ebenfalls nur angelehnt.
    Ich stieß mit dem Fuß dagegen und richtete meine Waffe auf Mil ton Hagerty, der mitten im Wohnzimmer stand und gerade ein Hemd überziehen wollte.
    »Behalten Sie die Arme gleich oben, Hagerty«, sagte ich kalt.
    Sein Kopf kam durch die Hemdöffnung. Sein Gesicht war fahl wie ein Leichentuch, und er zitterte an allen Gliedern.
    »Wer sind Sie?«, stotterte er völlig verstört.
    »Mich müssten Sie ja eigentlich kennen«, meinte ich grinsend.
    »Ich weiß nicht recht, Mister…«
    »Cotton«, sagte ich. »FBI. Mein Kollege heißt Decker.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Spielen Sie kein Theater, Hagerty. Phil, sag ihm den Text.«
    Mein Freund sprach die bei einer Verhaftung vorgeschriebene Formel.
    »Ver… haftet? Mord? Beteiligung am…«, stotterte der dicke Gangster verwirrt. Er konnte wohl nicht begreifen, dass wir ihm so schnell auf die Spur gekommen waren.
    »Los, ziehen Sie sich an«, sagte ich.
    ***
    Zwanzig Minuten später waren wir wieder im FBI-Hauptquartier. Bevor wir Hagertys Wohnung verließen, hatte Phil sie noch durchsucht. Dabei waren uns der Trenchcoat und der Hut in die Hände gefallen, jene Kleidung, die Hagerty in der Villa wie auch bei der Tat auf dem U-Bahnhof getragen hatte.
    In

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