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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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elektrisiert. Im Geiste schlug ich mir mit der Hand vor die Stirn.
    Ich sagte jedoch nicht, was ich dachte. Es gibt nämlich zu viele Leute, die ein Doppelkinn haben, und es sind immer noch genug, die ein Dreifaches ihr eigen nennen.
    »Okay, Mrs. Chandler«, sagte Phil. »Was geschah dann weiter?«
    »Ja, Mister…«
    »Decker«, kam Phil ihr zu Hilfe.
    »Richtig, Mister Decker. Ja, dann herrschte natürlich ein noch größeres Gedränge, als es vorher schon war. Es ging alles sehr schnell. Der Dicke raste durch die Menge, ich verlor ihn aus den Augen und rief so laut ich konnte: ›Hilfe, Hilfe‹.«
    Mrs. Chandler sah mich unsicher an.
    Ich nickte ihr aufmuntemd zu.
    »Das war natürlich großer .Unsinn, nicht wahr, Mister Cotton?«, fragte sie.
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Da machen Sie sich nur keine Gedanken, Mrs. Chandler«, beruhigte ich sie. »Bei solchen Vorfällen behalten die wenigsten die Nerven. Da wird schnell etwas Verkehrtes gemacht.«
    »Nun ja«, sagte Mrs. Chandler zögernd. »Ich habe Hilfe gerufen, anstatt dafür zu sorgen, dass der Mann nicht entkommen konnte. Die Umstehenden, die mein Geschrei hörten, bezogen das naturgemäß auf den Unglücklichen, der auf das Gleis gestürzt war. Kein Mensch kümmerte sich um den Täter.«
    »Welche Richtung er eingeschlagen hat wissen Sie nicht, Mrs. Chandler?«, erkundigte sich Phil.
    »Beschwören kann ich es nicht«, gab die Dame vorsichtig zurück. »Aber ich meine, ihn noch einmal kurz am Nordausgang auftauchen gesehen zu haben.«
    Wir bestellten Mrs. Chandler ebenfalls ins FBI-Districtsgebäude und holten uns den nächsten Zeugen herein.
    Es war ein Mr. Harry Haines, kaufmännischer Angestellter, 46 Jahre alt, verheiratet. Er hatte eine etwas zu laute Art, war aber sonst ein ganz brauchbarer Mensch.
    Als Charlie Murphy auf das Gleis stürzte, kam Mr. Haines gerade die Treppe herab. Er hörte die Hilferufe Mrs. Chandlers. Zugleich rannte ein Mann in ziemlicher Eile vom Bahnsteig auf die Sperre zu, an der Haines ein Ticket löste.
    »Ich wusste ja nicht, was passiert war«, erzählte er. »Ich hörte also das furchtbare Quietschen der U-Bahnbremsen, darauf die Hilfeschreie, und schließlich kommt da ein Mann angelaufen. Ich fasse ihn am Ärmel und sage: ›He was ist da los?‹, er stierte mich mit weit aufgerissenen Augen an und brummte. ›Halten Sie mich nicht auf, ich muss schnellstens einen Arzt holen.‹ Ich lasse den Mann los und sehe ihm noch nach, wie er wie ein Wilder, die Stufen raufrennt. Na, das andere können Sie sich ja denken.«
    »Schön, Mister Haines«, sagte ich. »Und jetzt geben Sie uns bitte eine ganz genaue Beschreibung des Mannes.«
    Wieder stimmten die Angaben mit den anderen überein. Auch Mr. Haines hatte die Warze auf dem Kinn des Mannes bemerkt.
    Haines und der Fahrkartenverkäufer an der Sperre, der den Täter ebenfalls gesehen hatte, wurden von uns aufge-24 fordert, den anderen Zeugen nachher im Kinoraum des FBI-Gebäudes Gesellschaft zu leisten.
    ***
    »Sie sind ja schon genügend vorbereitet, Ladys and Gentlemen«, begann Phil etwa anderthalb Stunden später im Vorführraum des FBI-Districtgebäudes. »Sobald Sie den Mann zu erkennen meinen, stoppen Sie bitte die Vorführung.«
    Die Zeugen, sie hatten es sich auf den Stühlen einigermaßen bequem gemacht, nickten.
    Ich gab dem Kollegen, der den Bildwerfer bediente, ein Zeichen.
    Das erste Foto erschien in starker Vergrößerung auf der Leinwand. Zuerst en face, dann im Profil. So ging es weiter. Ein Verbrecherkonterfei nach dem anderen erschien auf der Bildfläche. Wir hatten über zweihundert Aufnahmen heraussuchen lassen, die in Frage kamen.
    Beim 67. Bild hob der Zugführer Ton Garner die Hand.
    »Ich glaube…«, sagte er zögernd.
    »Nein, das ist er nicht«, widersprachen die anderen Zeugen mit Bestimmtheit.
    Es ging weiter. Ein Foto nach dem anderen wurde vergrößert auf die Leinwand geworfen.
    Bis beim 123. Bild der Tumult losbrach.
    »Das ist er.«
    »Wie er leibt und lebt.«
    »Sofort auf den Stuhl mit dem Verbrecher.«
    »Bitte, Herrschaften«, unterbrach ich. »Sehen Sie sich den Mann erst noch im Profil an.«
    Ich gab dem Kollegen einen Wink. Er wechselte das Bild aus.
    Jetzt zeigte die Aufnahme den Mann von der Seite. »Das ist er, oder ich lasse mich hängen.«
    »Da, na, ich sag’s doch, das ist doch die komische Warze.«
    Ich bat um Ruhe.
    »Sind Sie alle restlos davon überzeugt«, fragte ich, »dass der abgebildete Mann der Täter

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