013 - Der Kopfjäger
Vorraum, zog die Tür zu und sperrte wieder ab. Der Raum war bis auf einen Tisch und einen Stuhl leer. Ich setzte Melville auf den Stuhl, schlich zur Schwingtür, öffnete sie einen Spalt und lauschte. Deutlich erkannte ich de Buers Stimme.
»Mundschutz und Handschuhe!« sagte er soeben.
Vorsichtig drückte ich die Tür weiter auf und blickte in den Raum. Eine Krankenschwester band de Buer gerade den Mundschutz um. Er kehrte mir den Rücken zu. Auf dem fahrbaren Operationstisch erblickte ich Sybill Ferrand. Sie war ohnmächtig. Sicherlich hatte de Buer sie betäubt. Ich kehrte zu Melville zurück.
»Hören Sie mir gut zu«, flüsterte ich. »Ich gehe jetzt hinein und versuche, de Buer zu erledigen.«
»De Buer?« fragte er überrascht.
»Ja. Unterbrechen Sie mich nicht! Wir haben nicht viel Zeit. De Buer ist ein Vampir. Er …«
»Unsinn!« zischte Melville. »Es gibt keine Vampire.«
»Zum Teufel!« fluchte ich ungehalten. »Sie müssen mir glauben. Er ist ein Vampir. Wenn etwas schiefgeht, müssen Sie versuchen, ihn aufzuhalten!« Aus der Brusttasche holte ich ein einfaches Holzkreuz. »Halten Sie ihm das Kreuz entgegen. Das wird helfen.«
Er runzelte die Stirn. »Das ist doch Quatsch. Ich …«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage! Da haben Sie die Pistole. Die wird Ihnen gegen de Buer zwar nichts nützen, aber vielleicht fühlen Sie sich sicherer.«
Er hielt das Kreuz in der linken Hand, die entsicherte Pistole in der rechten.
»Ich gehe jetzt hinein«, sagte ich. »Sie bleiben hier sitzen und rühren sich nicht vom Fleck, bis ich zurück bin. Verstanden?«
»Ja.«
Ich näherte mich wieder der Schwingtür und hörte das Klingeln des Telefons. Als ich die Tür öffnete, sah ich, daß die Krankenschwester den Hörer abgehoben hatte und ihn jetzt de Buer hinhielt. Wahrscheinlich bekam er Bescheid, daß ich mich im Haus aufhielt.
»Was sagen Sie da?« brüllte er in den Hörer. »Garner ist ins Haus eingedrungen? Wann war das?« Er keuchte vor Wut. »Und wieso werde ich darüber erst jetzt verständigt?«
Ich trat lautlos ein. Er bemerkte mich und drehte den Kopf herum. Seine Augen starrten mich böse an. Wütend warf er den Hörer auf die Gabel und riß sich den Mundschutz herunter. »Packt ihn!« schrie er seine Helfer an.
Die Krankenschwester und der junge Mann stürzten auf mich zu. Beide standen unter seinem Einfluß und würden alle seine Befehle widerspruchslos ausführen.
Meine Jacke hatte ich schon aufgeknöpft; jetzt riß ich mit beiden Händen das Hemd auf. De Buer stieß einen Wutschrei aus und taumelte einen Schritt zurück. In meinem Hotelzimmer hatte ich mir heute morgen ein scharlachrotes Kreuz und einen Bannspruch auf die Brust gemalt. Die Krankenschwester und der junge Mann erstarrten mitten in ihren Bewegungen.
Ich ging zwischen den beiden hindurch, und de Buer wich weiter zurück. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Mit beiden Händen griff er sich an die Brust. Bis jetzt klappte alles wie geplant. Ich holte eine kleine Kapsel aus der Tasche und schleuderte sie meinem dämonischen Bruder ins Gesicht. Die Kapsel zerbrach, und ein intensiver Knoblauchgeruch schwängerte die Luft. De Buer brüllte unmenschlich.
Aber es standen ihm noch weitere böse Überraschungen bevor. Ich hatte ihn in eine Ecke des Raumes gedrängt. Wenige Schritte von ihm entfernt blieb ich stehen. Er öffnete die Augen, die jetzt klein und blutunterlaufen waren.
»Sie sind nicht Peter Garner«, keuchte er. »Sie … du bist Dorian Hunter!«
»Erraten«, sagte ich und trat einen Schritt vor. In der rechten Hand hielt ich ein Holzkreuz, dessen oberes Ende spitz wie ein Pfeil war. Ich hob es hoch, und ein Zittern durchlief de Buers Körper. Er wandte den Blick ab, und sein Gesicht veränderte sich. Es wurde schmal, seine Zähne wuchsen.
»Du kannst mir nicht entkommen«, sagte ich und holte eine Spraydose hervor. Ich drückte auf den Zerstäuber und besprengte de Buer mit geweihtem Wasser. Er duckte sich, doch einige Wassertropfen trafen sein Gesicht, und es bildeten sich sofort Blasen an den Stellen.
»Ich habe mir geschworen, daß ich alle meine Brüder töten würde. Du bist der letzte, de Buer. Es wird mir eine große Freude sein, dich umzubringen.«
Ich sprang zwei Schritte vor und stieß mit dem Kreuz nach seiner Brust. Die Spitze drang durch den dünnen Stoff seines weißen Kittels und ritzte seine Haut. Er heulte wütend auf und schlug mit seinen Krallen nach mir.
Ich wich zurück und wartete ab. Die Zeit
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