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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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lobte er Jasper und erklärte, daß der alle Tugenden und Eigenschaften besitze, die mich glücklich machen würden.«
    Frank runzelte die Stirn.
    »Jasper ist ein geschickter, aber intriganter Bursche«, erwiderte er böse.
    Sie legte die Hand auf seinen Arm.
    »Bitte, rege dich deshalb nicht auf. Jasper hat doch gar nichts zu mir gesagt, er war nur immer sehr höflich und freundlich zu mir.«
    »Ich weiß, wie aalglatt er sein kann«, brummte Frank. »Er ist einer von diesen schlauen, diplomatischen Menschen, die man niemals fassen kann. Er hat es verstanden, sich das Vertrauen meines Onkels zu erschleichen, und steht ihm fast so nahe wie ein Sohn, und dabei ist er doch nur sein Sekretär -«
    »Er hat sich eben unentbehrlich gemacht. Das ist der Weg, auf dem man gewöhnlich reich wird.«
    Seine Stirn glättete sich wieder, und er lachte.
    »Du sprichst ja fast wie ein Philosoph. Was hast du denn dem Onkel gesagt?«
    »Daß ich seinen Rat wohl kaum annehmen könnte, da ich Jasper nicht genügend liebte und Mr. Cole wohl auch nicht die nötige Zuneigung zu mir hätte. Du weißt, wieviel ich Onkel John verdanke, Frank. Seitdem mein Vater tot ist, hat sich Onkel John meiner angenommen. Er hat wirklich wie ein zweiter Vater für mich gesorgt. Ich muß auf das eingehen, was er mir sagt.«
    Frank nickte.
    »Ich sehe die Schwierigkeiten natürlich ein. Aber hier sind wir am Bahnhof angekommen.«
    May begleitete ihn auf den Bahnsteig. Als der Zug anfuhr, winkte sie und sah den aus der Halle rollenden Wagen nach, bis sie verschwunden waren. Dann kehrte sie zu der hübschen Wohnung zurück, die John Minute ihr eingerichtet hatte.
    Ihr Leben war bis jetzt ruhig und glücklich verlaufen. Sie kannte keine Geldsorgen und konnte sich ganz ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen. Sie war die Vorsitzende einer wohltätigen Gesellschaft, die sich um die Armen und Kranken im Osten Londons kümmerte. Auch diese Gesellschaft wurde von dem Millionär vollkommen finanziert.
    May eignete sich sehr gut für ihre Tätigkeit. Sie war eine unermüdliche Arbeiterin und in der Gegend der Westindia-Docks eine bekannte Erscheinung. Frank interessierte sich auch für ihre Arbeit, ohne sich jedoch in derselben Weise dafür zu begeistern wie sie. Er fürchtete, daß sie krank werden könnte, und hielt es eigentlich nicht für richtig, daß eine so schöne junge Dame in diesen verrufenen Gassen von Haus zu Haus ging. Aber nachdem er sie einmal auf einem ihrer Gänge im Osten begleitet hatte, war er davon überzeugt, daß ihre persönliche Sicherheit nicht gefährdet war.
    Er beschwerte sich häufig darüber, daß sie sich mehr für die Wohlfahrtspflege als für ihn interessiere, und dazu hatte er wahrscheinlich auch Grund. Ihre freundschaftlichen Beziehungen hatten sich nur langsam entwickelt, denn May ging tatsächlich völlig in ihrer Tätigkeit auf.
    Sie nahm ihre einfache Abendmahlzeit zu sich und fuhr dann zu dem Zentralbüro ihrer Gesellschaft in der Nähe der Albert Dock Road. Dreimal in der Woche machte sie abends Besuche bei den bedürftigen Familien. Viele Frauen und Mädchen in dieser Gegend arbeiteten tagsüber in Fabriken und konnten nur am Abend behandelt werden. Leute in besseren Vermögensverhältnissen konnten ja auch am Tag zum Arzt gehen und sich Spezialisten leisten. Bei den Abendausgängen wurden die Schwestern von Herren begleitet, die sich freiwillig zu diesem Kavaliersdienst meldeten.
    Die Pflicht rief May Nuttall an diesem Abend nach Silvertown, in das Netzwerk der vielen kleinen Straßen östlich der Eisenbahn. Ihre Tätigkeit begann erst bei Einbruch der Dunkelheit und endete in der Nacht.
    Die Hitze war drückend, und als May aus der letzten, übelriechenden Wohnung ins Freie trat, atmete sie erleichtert auf.
    Sie ging zur nächsten Laterne und machte dort noch eine Eintragung in ihr Notizbuch.
    »Acht Familien habe ich heute besuchen können«, sagte sie zu ihrem Begleiter. »Steht noch jemand auf der Liste?«
    »Nein.« Der junge Mann unterdrückte ein Gähnen.
    »Ich fürchte, es ist nicht gerade sehr interessant für Sie, Mr. Thompson«, meinte sie liebenswürdig. »Mir selbst vergeht die Zeit natürlich sehr schnell, aber für Sie muß das Warten draußen sehr langweilig sein.«
    »Ach, darauf kommt es nicht an. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, in diese schreckliche Gegend zu gehen und den armen Leuten zu helfen, dann ist es selbstverständlich, daß ich Sie ebenso gern begleite und auf Sie warte.«
    Sie standen in dem

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