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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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geworden ist, habe ich ihn noch nie bei einer Sitzung gesehen, höchstens hat er sich einmal durch seinen Rechtsanwalt vertreten lassen. Meiner Meinung nach kommt Mr. Cole heute hierher, um einmal den Stand unserer Kasse zu revidieren und das Konto Ihres Onkels nachzuprüfen. Soweit ich ihn kenne, ist er ein tüchtiger Geschäftsmann.«
    Frank lächelte bitter.
    »Ja, ein ausgezeichneter Geschäftsmann«, bemerkte er trocken. »Er ist eigentlich Wissenschaftler, hat sich aber trotzdem zu einem erstklassigen Kaufmann entwickelt.«
    »Sie scheinen ihn ja nicht gerade zu lieben!«
    »Ich habe keine Veranlassung dazu, aber vielleicht bin ich auch von Haus aus etwas argwöhnisch. Er ist nicht der Typ eines Mannes, der mir gefällt. Wenn man meinen Onkel hört, dann besitzt Jasper allerdings alle Vorzüge und arbeitet Tag und Nacht sklavisch für seinen Chef. O ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Das sei sehr lobenswert für einen jungen Mann und so weiter. Darin gebe ich Ihnen völlig recht. Aber es kommt mir doch etwas sonderbar vor. Ich glaube kaum, daß jemand so intensiv und hart arbeitet und sich mehr für seinen Beruf interessiert als ich, und doch treibe ich die Sache nicht so weit, daß ich nach den Geschäftsstunden noch im Büro sitzenbleibe.«
    Mr. Brandon erhob sich.
    »Sie haben sich allerdings sehr gut eingearbeitet«, meinte er zufrieden. »Also, dann bleibt es dabei, daß Sie zu Mr. Rex Holland gehen.«
    »Gewiß«, entgegnete Frank und ging nachdenklich zu seinem Schreibtisch zurück.
    Pünktlich um vier, als der Portier gerade die Tür zuschließen wollte, trat Jasper Cole ein. Er war, wie immer, gut gekleidet und hatte den schlangenartig gedrehten Spazierstock über den Arm gehängt.
    Lächelnd winkte er Frank zu.
    »Hallo«, sagte Merril leichthin und reichte ihm die Hand. »Wie geht es dem Onkel?«
    »Ausgezeichnet. Natürlich ist er immer etwas aufgeregt und ärgert sich über dies und jenes, aber das hat er sich so angewöhnt, daß man ihn gar nicht mehr anders kennt.«
    »Ist etwas Besonderes los?« fragte Frank interessiert.
    Jasper zuckte die Schultern.
    »Sie kennen ihn ja viel besser als ich, denn Sie waren länger bei ihm. In letzter Zeit wird er sehr argwöhnisch und hält jeden Menschen, der in seine Nähe kommt, für einen Spion oder einen Feind. Das ist natürlich ein schlechtes Zeichen, aber vielleicht ist er nur etwas überarbeitet.«
    Jasper sprach mit einnehmender Liebenswürdigkeit, und er besaß eine wohllautende, sympathische Stimme. Aber seine Sprechweise hatte etwas von dem nasalen Ton der Leute, die in Oxford studiert haben, und Frank ärgerte sich jedesmal darüber. Und doch mußte er sich sagen, daß er keinen Grund hatte, Jasper Cole böse zu sein.
    »Ich hörte, daß Sie die Bücher prüfen wollen?« Frank lehnte sich über den Schalter und bot dem Besucher eine Zigarette an.
    »Nein, das gerade nicht«, erwiderte Mr. Cole und bediente sich. »Ich habe nur einiges festzustellen. Übrigens hat Ihr Onkel einen Brief von einem Ihrer Freunde bekommen.«
    »Wer ist denn das?«
    »Ein gewisser Mr. Rex Holland.«
    »Der ist kein Freund von mir, im Gegenteil, er macht mir in letzter Zeit sehr viel zu schaffen. Heute wollte ich ihn im Auftrag der Bank in seiner Wohnung in Knightsbridge besuchen, aber er war nicht zu Hause. Was hat er denn geschrieben?«
    »Ach, er interessierte sich für irgendwelche wohltätige Bestrebungen. Ich habe vergessen, um was es sich eigentlich handelte.«
    »Warum nennen Sie ihn denn meinen Freund?« fragte Frank und sah Jasper scharf an.
    Mr. Cole war schon auf dem Weg zum Büro des Direktors und wandte sich noch einmal um.
    »Ach, das war nur ein Scherz. Ich hatte zufällig gehört, daß Sie früher seinen Namen erwähnt haben. Ich kenne den Mann selbst nicht.«
    »Waren Sie übrigens gestern abend in der Stadt?« fragte Frank plötzlich.
    Mr. Cole warf ihm schnell einen prüfenden Blick zu.
    »Wieso?«
    »Waren Sie nicht in der Nähe der Victoria-Docks?«
    »Das ist aber eine merkwürdige Frage«, erwiderte Jasper mit einem undurchdringlichen Lächeln, drehte sich um und ging zur Tür; wo Mr. Brandon auf ihn wartete.
    Frank beendete seine Arbeit um halb sechs und ließ Jasper mit einem jüngeren Angestellten in den Büros zurück. Die beiden kontrollierten die Konten und Depots. Um sieben ging auch der junge Mann fort, so daß Jasper allein blieb.
    Brandon war Junggeselle und bewohnte das obere Stockwerk des Hauses. Von Zeit zu Zeit kam er mit der

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