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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kleinen Hof einer Sackgasse, die auf der einen Seite von einer hohen Mauer begrenzt wurde. Als May gerade ihr Notizbuch einsteckte, kam von der Hauptstraße her ein Herr in den Hof und ging schnell an ihnen vorüber. Eine Sekunde lang konnte sie jedoch sein Gesicht sehen, und aufs höchste erstaunt schaute sie ihm nach. Er verschwand am entgegengesetzten Ende in einem der dunklen Eingänge, und sie starrte auf die Tür, als ob sie ihren Augen nicht traute.
    Das bleiche Gesicht und die große, schlanke Gestalt waren aber nicht zu verkennen. Sie hatte Jasper Cole, den Sekretär John Minutes, gesehen!

4
    Mein lieber Frank, gestern abend war ich gegen elf in Silvers Rents und hatte gerade die letzten Patienten besucht, als ein Herr an mir vorüberging und in das vorletzte Haus der Gasse trat. Ich zweifle nicht im mindesten daran, daß es sich um Mr. Cole handelte. Ich sah sein Gesicht und erkannte ihn auch an dem merkwürdigen Spazierstock, den er immer benutzt.
    Ich war so neugierig, daß ich die Sache näher untersuchte, und dabei stellte sich heraus, daß Mr. Cole häufig hierherkommt. Es weiß allerdings niemand, warum. Das letzte Haus der Gasse wird von zwei Familien bewohnt, die weiter nicht interessieren; das vorletzte steht leer. Nur ein Zimmer darin ist möbliert, und dieses benutzt Mr. Cole wahrscheinlich. Kein Mensch in der Gegend kennt ihn oder hat ihn jemals genauer gesehen. Anscheinend wird das große Zimmer, das im Erdgeschoß nach der Straße zu liegt, immer verschlossen gehalten. Eine Frau, die gegenüber wohnt, erzählte Mr. Thompson, daß der Herr hin und wieder komme und das Zimmer benütze. Sie sagte, er sei so geizig, daß er nicht einmal eine Aufwartefrau halte. Einmal hat sie beobachtet, wie er selbst das Zimmer ausfegte. Mr. Thompson kennst du ja - er begleitet mich gewöhnlich bei meinen Abendbesuchen. Das Zimmer soll sehr schlecht möbliert sein. Offenbar bleibt er niemals die Nacht dort.
    Ist das nicht ungewöhnlich? Bitte, schreibe mir, was du darüber denkst...
    Frank Merril legte den Brief auf den Schreibtisch, zog den Tabaksbeutel aus der Tasche und stopfte bedächtig seine Pfeife. Auch er war aufs höchste erstaunt und fand keine Erklärung für diesen merkwürdigen Vorfall. Auf dem Weg zum Büro fiel ihm auch keine Lösung ein.
    Er war Buchhalter in der Piccadilly-Filiale der Western-Counties-Bank. Während der Arbeitszeit mußte er sich seiner Beschäftigung widmen, aber trotzdem dachte er an diesem Tag häufig an Cole und sein seltsames Auftauchen in einer so abgelegenen Gegend.
    Er nahm gerade eine besondere Buchung vor, als der Direktor ihn zu sich rufen ließ. Frank Merril gehörte zwar nicht zu den leitenden Herren der Bank, aber er hatte trotzdem eine außergewöhnliche Stellung, so daß die Direktion mehr Rücksicht auf ihn nehmen mußte als auf die anderen Angestellten. Sein Onkel war an der Bank beteiligt, und man glaubte allgemein, daß Frank die Interessen Mr. Minutes wahrnehmen und sich in die Verwaltung des Vermögens einarbeiten solle, das er eines Tages von dem Millionär erben würde.
    Der Direktor nickte liebenswürdig, als Frank eintrat.
    »Guten Morgen, Mr. Merril«, sagte er. »Ich möchte mit Ihnen über das Konto von Mr. Holland sprechen. Sie sagten mir, daß er gestern hier war.«
    »Ja, er kam während der Tischzeit.«
    »Ich wünschte nur, daß ich auch zugegen gewesen wäre«, entgegnete Mr. Brandon nachdenklich. »Zu gern hätte ich ihn einmal persönlich kennengelernt.«
    »Stimmt etwas mit seinem Konto nicht?«
    »Ach nein«, erwiderte der Direktor mit einem Lächeln. »Es steht eine sehr große Summe zu seinen Gunsten in den Büchern, ja sein Guthaben ist sogar zu groß für uns. Sie müssen ihn aufsuchen und ihn überreden, daß er uns einen bedeutenden Teil des Geldes auf längere Zeit fest ins Depot gibt. Die Direktion liebt es nicht, daß wir so große offene Konten führen, die jeden Augenblick zurückgezogen werden können. Wir sind dadurch gezwungen, verhältnismäßig viel bares Geld in der Kasse zu halten, und das ist sehr unangenehm.
    Persönlich ist es mir überhaupt nicht lieb, wie sich das Geschäft in unserer Kasse abspielt. Da unser Hauptbüro in Plymouth liegt, bin ich nach den besonderen Vorschriften unserer Bank gezwungen, immer so viel Geld flüssig zu halten, daß ich die offenen Konten jeden Augenblick auszahlen kann. Und da ist besonders auch Ihr Onkel ein sehr schwieriges Kapitel. Sehen Sie einmal her!«
    Er schob Frank ein kleines

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