013 - Sieben Tote für die Hölle
Nähe anzusehen.
»Könnte eine aufgeplatzte Hülle sein.«
»In der sich etwas befunden hat?«
»Möglich.«
»Eine Höllenbombe, die hochgegangen ist«, sagte Massey leise.
»Muß mal wie ein Ei ausgesehen haben«, meinte Beemer.
»Und das, was sich in diesem Höllenei befunden hat, wurde Gus Huston zum Verhängnis.«
Beemer kratzte sich am Hinterkopf. »Das Ei war nicht groß. Wie konnte sein Inhalt einem Mann wie Huston gefährlich werden?«
»Er kann noch gewachsen sein, nachdem es dem Ei entschlüpfte«, überlegte Massey. »Es muß noch gewachsen sein.«
»Wir merken uns diesen Fund«, entschied Hank Beemer und richtete sich wieder auf. »Sobald Tony Ballard an Bord ist, setzen wir ihn davon in Kenntnis. Los, Milt. Komm weiter.«
***
Joey Marchand blickte den toten Steward zitternd an. Der Junge konnte sich von dem schrecklichen Anblick nicht losreißen. Staksend wich Joey zurück. Er spürte, daß ihm im Festsaal Gefahr drohte. Tatsächlich war der grausame Mörder noch da. Joey tat gut daran, den Saal augenblicklich zu verlassen. Der verstörte Junge dachte nicht mehr an den grauhaarigen Mann, der ihn suchte. Er wollte nur noch so schnell wie möglich zu seiner Mutter zurückkehren.
Aufgeregt lief er über das Promenadendeck. Er stieß gegen Menschen, entschuldigte sich nicht, rannte weiter. Sie riefen ihm nach, er wäre ein ungezogener Bengel, seine Eltern sollten besser auf ihn achtgeben. Er hörte nicht hin.
»Mum!« rief er. »Mum, wo bist du?«
Auf dem Achterdeck erblickte er sie. Als auch sie ihn sah, verfinsterte sich ihre Miene. Er eilte auf sie zu. »Mum!«
»Sag mal, wo hast du dich schon wieder herumgetrieben? Ich habe dich auf dem ganzen Schiff gesucht«, schimpfte Linda Marchand. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, du darfst dich ohne meine Erlaubnis nicht aus meinem Blickfeld entfernen? Ich muß dich immer sehen können, ist das denn so schwer zu begreifen?«
Er schlang seine Arme um sie.
»Wo hast du gesteckt, Joey?«
»Ich war auf dem Sonnendeck, Mum.«
»Und ich habe schon befürchtet, du wärst ins Meer gefallen. Gott, bist du ein schwieriges Kind. Graue Haare kriege ich deinetwegen. Warum kannst du nicht ein bißchen Rücksicht nehmen auf deine Mutter? Warum tust du fortwährend etwas, das mir Kummer bereitet? Magst du mich denn nicht? Hast du mich denn nicht lieb?«
»Doch, Mum.«
»Aber du machst mich krank.«
»Entschuldige, Mum.«
»Was hattest du auf dem Sonnendeck zu suchen?«
»Nichts. Ich wollte mich da nur ein bißchen umsehen.«
»Ich wette, du hast wieder etwas angestellt.«
»Nein, Mum.«
»Hast du nicht den Mut, es einzugestehen? Bist du denn so feige? Schäm dich.«
»Ich habe nur ein wenig mit der Spritzpistole… Auf eine Frau … Und der Mann wollte mich dann verprügeln.«
Linda Marchand seufzte und verdrehte die Augen. »Ich wußte es ja. Welcher Mann wollte dich schlagen?«
»Einer mit grauen Haaren. Ich lief ihm davon und versteckte mich im Festsaal.«
»Hat er dich erwischt?«
»Nein, Mum. Aber im Festsaal, da… da habe ich etwas entdeckt.«
»So? Was denn?«
»Einen Toten!«
Linda Marchand atmete tief ein. Jetzt kam wieder eine von Joeys Lügengeschichten. Es war ein Jammer mit dem Jungen. Woher er das haben mochte. Sein Vater war ein durch und durch ehrlicher Mensch gewesen, und Linda griff höchstens mal auf eine Notlüge zurück – aber nur, wenn es wirklich gar nicht anders ging.
»Ich will davon nichts hören, Joey«, sagte sie böse.
»Es ist aber wahr, Mum. Im Festsaal liegt ein toter Mann!«
»Du wirst jetzt sofort still sein, Joey!«
»Glaubst du mir nicht?«
Joey streckte seiner Mutter die Hände entgegen, an denen das Blut des Stewards klebte. »Und was ist damit, Mum?«
Einen Moment erschrak Linda Marchand, aber dann schüttelte sie unwillig den Kopf. Beinahe wäre sie auf die Lügengeschichte des Jungen hereingefallen. Aber nur beinahe. Er hatte sich die Hände mit Ketchup oder Himbeersaft bekleckert, um sein Märchen glaubhafter erscheinen zu lassen. Aber Linda ließ sich nicht bluffen.
»Du wäschst das sofort ab!« sagte sie energisch.
»Es ist Blut, Mum. Das Blut dieses toten Mannes!«
»Joey, wenn du damit nicht auf der Stelle aufhörst, kannst du was erleben!« sagte Linda Marchand gereizt. »Einmal muß es auch genug sein. Überspann den Bogen bitte nicht. Zwing mich nicht, dich zu bestrafen!«
Sie suchte mit dem Jungen einen Waschraum auf und säuberte seine Hände. Er schaute sie im Spiegel an,
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