013 - Sieben Tote für die Hölle
Männer, die auf See groß geworden waren. Eigentlich hatten sie geglaubt, die christliche Seefahrt habe keine Überraschungen mehr für sie, doch diese Ansicht hatten sie inzwischen gründlich revidieren müssen.
Sie nahmen sich den Kinosaal vor. Täglich wurde hier ein anderer Streifen vorgeführt. Alt und Neu. Bunt gemischt. Gestern stand
»Land der 1000 Abenteuer« mit John Wayne und Stewart Granger auf dem Programm. Heute sollte »Der Profi« mit Jean-Paul Belmondo laufen.
»Mulmiges Gefühl…«, brummte der rothaarige McGuire.
»Was hast du gesagt?« fragte King.
»Ach, ich rede bloß mit mir selbst. Ich stellte fest, daß ich ein mulmiges Gefühl habe.« Jim McGuire blickte sich im Kinosaal um. »Mir ist hier drinnen nicht geheuer, aber frag mich nicht, wieso. Ich kann’s nicht erklären.«
Die beiden schritten nebeneinander durch die Sitzreihen. Sie kämmten den Saal gewissenhaft durch. Nichts war zu entdecken.
Dennoch blieb dieses unerklärliche Gefühl in McGuires Nacken sitzen.
»Irgend etwas stimmt hier nicht«, murmelte Jim McGuire.
Larry King wies auf die Kinoleinwand. »Vielleicht dahinter…«
»Mal nachsehen«, entschied McGuire sofort.
Vor der Leinwand gab es eine kleine Bühne. Ab und zu wurde darauf Varieté geboten. Stufen führten zu der Bühne hoch. Neben der weißen Projektionsfläche befand sich eine schmale Tür. Man mußte genau hinsehen, um sie zu erkennen. Jim McGuire öffnete sie.
Larry King befand sich dicht hinter ihm. Er merkte, wie plötzlich ein Ruck durch McGuires Körper ging, und der Rothaarige sagte so etwas wie »Uff!«
Gleichzeitig federte er zurück.
»Hast du was entdeckt?« fragte King aufgeregt.
»Ja, sieh’s dir an.«
McGuire wich zur Seite, so daß King einen Blick durch die Tür werfen konnte. Auf dem Boden lag ein seltsames Ding. Es hatte Ähnlichkeit mit einem Rugbyball, war glitschig, schwarz geädert, und es schien sich unheilvolles Leben in ihm zu befinden. Leben, das jederzeit aus diesem Teufelsei hervorbrechen konnte!
King fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Verdammt, Jim, wir haben eine dieser Bomben gefunden!«
***
Als Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, und Oda, die weiße Hexe, nach Hause kamen, führte Mr. Silver mit den beiden ein ausführliches Gespräch. Sie erfuhren von ihm in allen Einzelheiten – soweit sie ihm selbst bekannt waren –, was lief.
Abschließend sagte er: »Es wäre schön, wenn ihr beiden mir helfen könntet, die Spur dieses Miller zu finden. Alles andere würde dann Papa Silver allein erledigen.«
Roxane und Oda berieten sich. Beide verfügten über außergewöhnliche Fähigkeiten, aber ihre Möglichkeiten waren begrenzt. Sie schickten tastende Impulse aus, hoffend, daß diese auf ein starkes schwarzmagisches Kraftfeld treffen würden. Sie streckten ihre Geist-Fühler in alle möglichen Richtungen aus, nahmen den Stadtplan von London zu Hilfe und tasteten einen Stadtteil nach dem anderen ab.
Paddington, Kensington, Fulham, Chelsea…
Es nützte nichts. Ihre Anstrengungen wurden von keinem Erfolg gekrönt.
»Vielleicht«, meinte Oda »wohnt Miller nicht in London, sondern außerhalb.«
»Ist natürlich auch möglich«, mußte Mr. Silver zugeben. Er seufzte. »Ich hab’s befürchtet.«
»Was befürchtet?« fragte Roxane.
»Daß wir so nicht ans Ziel kommen.«
»Wir haben uns redlich bemüht«, sagte das schwarzhaarige Mädchen.
Der Ex-Dämon küßte ihre Stirn. »Das bezweifle ich nicht. Ich wußte nur, daß es ungemein schwierig sein würde, an Miller heranzukommen. Er hat sich bestimmt magisch abgesichert, damit ihm niemand auf die Schliche kommt.« Er bleckte die Zähne. »Aber ich kriege ihn trotzdem, und wißt ihr, warum? Weil ich ihn kriegen will!«
***
Ein kaltes Prickeln befand sich in meinem Nacken. Der Steward war entsetzlich zugerichtet worden.
»Zuerst Gus Huston. Nun Henry Adams«, sagte Kapitän Thackery. »Wieder ein Steward. Ob das etwas zu bedeuten hat?«
Ich konnte es mir nicht vorstellen. Für mich war es purer Zufall, daß es wieder einen Steward erwischt hatte.
»Huston sah nicht so schrecklich aus, als wir ihn fanden«, sagte Ed Thackery.
Als ich das hörte, spielte mein Geist zum erstenmal mit der Idee, daß die beiden Stewards von verschiedenen Mördern umgebracht worden sein konnten, aber ich behielt das für mich. Mein Blick streifte Lance Selby. Der Parapsychologe konnte sehr hart sein, doch angesichts des Toten schien sich sein Magen zusammengekrampft zu haben. Er
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