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0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

Titel: 0130 - Der Unheimliche aus Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schreibtisch, war gegenüber der Eingangstür direkt unterhalb einer überdimensionalen Karte des Nordterritoriums eine Sitzgruppe eingerichtet worden. Von links kam helles Tageslicht durch die große Fensterfront und leuchtete den in dezenten Farben gehaltenen Raum gut aus. Drei Telefone auf dem Eichenholzschreibtisch standen bereit, den Mann, der hier zu arbeiten hatte, förmlich mit der Welt zu verbinden. Das Büro hätte eher zu dem Tätigkeitsbereich eines Industriemanagers denn zu dem eines Polizeichefs gepaßt.
    Professor Zamorra nahm die Szene mit einem Blick in sich auf, erfaßte das leicht geöffnete Fenster, vor dem sich ein hauchdünner Vorhang leicht im Wind bewegte, die Aktenbögen auf dem Schreibtisch, die summende Kaffeemaschine auf einem kleinen Schränkchen im Hintergrund. Diesen Typ erlebte der Professor zum ersten Mal; blubbernde Kaffeemaschinen waren normal, aber eine, die leise summte, war ein Novum in diesem Bereich der Technik.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch, der sich jetzt gelassen erhob, hatte kurzgeschorenes weißes Haar, eine kühngeschwungene Adlernase, die in Zamorra unwillkürlich die gedankliche Assoziation an Winnetou aufkommen ließ. Der Polizeichef mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, seine braunen Augen unter buschigen, ebenfalls weißen Brauen strahlten Ruhe aus, aber zugleich eine mitreißende Dynamik. Unzählige Lachfältchen hatten sich um Mund und Nase des Mannes eingegraben, der jetzt die Hand grüßend ausstreckte.
    »Willkommen in Darwin, Mademoiselle, Monsieur, Sir. Mein Name ist Homer Perkins. Bitte, nehmen Sie Platz, der Kaffee ist gleich fertig.«
    Zamorra hob die Brauen. Was immer den Chef der Polizei von Darwin und zugleich des gesamten Nord-Territoriums auch bewogen haben mochte, Fleming, ihn und Nicole in seine Burg zu holen - wie der Professor das große, im viktorianischen Stil erbaute Gebäude im stillen nannte -, er war ihm auf Anhieb sympathisch. Und Zamorra war kein schlechter Menschenkenner, wußte, daß er sich auch auf Spontanurteile verlassen konnte. Dieser weißhaarige Mann gefiel ihm.
    Der Parapsychologe wartete, bis Nicole und Bill sich in den Sesseln niedergelassen hatten, dann nahm er ebenfalls Platz. Homer Perkins befaßte sich ein paar Sekunden mit der Kaffeemaschine, dann wandte er sich wieder seinen Gästen zu.
    »Sie werden sich sicher über den Empfang wundern, den ich Ihnen bereiten ließ. Aber man hat mich zu diesem meinem Handeln von zwei Seiten aus bewogen.«
    Wie auf ein Stichwort öffnete sich die Tür abermals. Zamorra wandte den Kopf und sah drei weitere Menschen eintreten. Eine junge, hübsche Frau mit braunem Haar, ein hagerer Mann in der Uniform der US-Navy und eine Gestalt im Rollkragenpullover, in deren Gesichtszügen sich keine Bewegung abspielte.
    Bill Fleming sprang auf.
    »Manu!«
    »Bill!« rief das braunhaarige Mädchen. Zamorra beobachtete die Begrüßungsszene. Das also war jene Manuela Ford, von der Bill ihm soviel vorgeschwärmt hatte. Laut Bill sollte sie auch über mediale Fähigkeiten verfügen.
    »Die anderen Herren: Commander Stan Corwell, Colonel Balder Odinsson«, blaffte Perkins’ Stimme, die plötzlich hart und geschäftsmäßig kühl geworden war.
    Er ließ sich jetzt ebenfalls nieder, sah von Fleming zu Zamorra. »Wenn ich etwas erklären darf… Sie sind von Miß Ford benachrichtigt und um dringende Hilfe gebeten worden, ja? Nun, es stellte sich heraus, daß sich ein ähnlicher Vorfall, wie ihn uns Miß Ford schilderte, an Bord eines amerikanischen Atom-Submarines abspielte. Das Pentagon hat bereits interveniert, und nun…«
    Balder Odinsson hob die Hand.
    »Und nun«, fuhr er fort, »ist es nicht allein so, daß Miß Ford Sie um Hilfe bittet, das Schicksal ihres Bekannten aufzuklären, sondern wir, die Regierung also, und die Exekutive des Nord-Territoriums dieses Kontinentes, bitten Sie, uns in unserer Ermittlungsarbeit zu unterstützen. Sind Sie bereit, mit uns zusammenzuarbeiten?«
    »Das kommt alles ein bißchen zu schnell«, wandte Zamorra ein. »Ich unterschreibe keine Tür- und-Angel-Verträge! Können Sie nicht ein wenig näher ins Detail gehen? Zunächst hätte ich gerne Informationen. Vordringlich über die Vorfälle selbst, andererseits aber darüber, wieso die Behörden sich ausgerechnet an einen Parapsychologen wenden. Meine Fakultas ist doch als Spinnerei und Humbug verschrien!«
    Er zeigte sein Erschrecken nicht, das die Worte der beiden Männer in ihm ausgelöst hatten. Ein zweiter Fall!

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