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0130 - Er zahlte mit seinem Blut

0130 - Er zahlte mit seinem Blut

Titel: 0130 - Er zahlte mit seinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er zahlte mit seinem Blut
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murmelte Rock. »Ich gehe noch nicht zu Bett. Ich habe mir nur etwas Lesestoff geholt. Aber sagen Sie mal — kennen wir uns nicht irgendwie?«
    Eigentlich war Rock stolz auf sein Personengedächtnis, aber diesmal ließ es ihn gründlich im Stich. Er hatte nur das unklare, ziemlich verschwommene Gefühl, als habe er dieses schwarze Gesicht schon gesehen, aber wo, zum Teufel?
    »Ich glaube, wir kennen uns gut, Sir.« Der Neger grinste und zeigte Prachtzähne, mit denen er für Zahnpasta hätte reklamelächeln können. »Sie sind Lieutenant Jeffers, Sir. Ich war sechs Wochen in Ihrer Kompanie., Auf dem Vormarsch durch Nord-Korea, Sir.«
    Rock lehnte sich gegen die Wand.
    »Ich werd‘ verrückt«, sagte er. »Richard Kindston, nicht wahr? Der Mann mit den Karten tricks, hab‘ ich recht?«
    »Aye-aye, Sir«, nickte der Neger.
    »Mensch, Kindston, wir ist's Ihnen denn ergangen? Warten Sie mal, das war doch Ihr großer Traum: Steward im Kontinental-Expreß, nicht wahr?«
    »Ja, Sir! Ich -«
    »Sag nicht ›Sir‹ zu mir, du alter Junge. Weißt du noch, wie wir in diesem einen Drecknest lagen, und plötzlich schwirrten vier Tiefflieger heran?«
    »Klar! Du wolltest gerade in den Jeep steigen. Statt dessen…«
    »Statt dessen mußte ich in das Gebüsch am Straßenrand hechten. Ich hatte leider keine Zeit mehr, vorher festzustellen, daß es ein Domenbusch war. Himmel, was habe ich gebrüllt.«
    Der Neger krümmte sich vor Lachen, während er Rock immer wieder die Faust vor die Brust stieß:
    »Dein Allerwertester, Rock, sah aus wie ein Kaktus! Ich weiß noch, wie du auf dem Bauch gelegen hast, und ich mußte dir die Stacheln hinten rausziehen! Oh, meine Güte, was habe ich gelacht.«
    »Ich hätte dich damals für dein verdammtes Lachen teeren und federn können«, schnaufte Rock. »Aber ich konnte mich ja nicht bewegen, bis du diese verfluchten Stacheln nicht alle herausgezupft hattest.«
    »Weißt du noch, wie ich dir mal die zwanzig Dollar abgenommen habe, weil du nicht glauben wolltest, daß ich aus jedem von dir gemischten Kartenspiel jede von dir gewünschte Karte herausziehe, ohne sie anzusehen?«
    »Klar! Es waren meine letzten Kröten bis zur nächsten Löhnung! Sag mal, erinnerst du dich noch…«
    So ging es weiter. Fast eine Stunde lang standen sie im Gang des Speisewagens. Zwei Männer, die eine gleiche Fronterfahrung zu Freunden hatte werden lassen. Zwei Männer, die in der gemeinsamen Not gelernt hatten, daß es nicht die Hautfarbe ist, die den Wert eines Mannes bestimmt. Es war kurz vor acht, als Richard Kindston fragte: »Und wie ist's dir ergangen, Rock? Bist du noch verwundet worden, nachdem ich meinen Heimatschuß weg hatte?«
    »No. Ich hab‘ den ganzen Dreck zum Glück ohne Verwundung überstanden. Obwohl ich mir manchmal auch so einen schönen Heimatschuß gewünscht habe, das kannst du mir glauben.«
    »Wer wünschte sich den nicht?« entgegnete der Neger ernst. »Und was machst du jetzt? Siehst gut aus, Rock. Prima in Schale! Kleines Geschäft aufgemacht oder so?«
    »No. Ich bin zurück zur Polizei gegangen. Allerdings hatten sie was Besseres für mich. Ich bin jetzt beim FBI. Ich bin ein G-man.«
    »Himmel, das ist ein Ding!« sagte Richard Kindston mit verdrehten Augen. »Du bist ein G-man? Donnerwetter, Rock! Da kann man ja nur gratulieren! Die besten Männer, die Amerika hat, wer sagte das doch von den G-men?«
    »Keine Ahnung«, grinste Rock. »Mich kann er jedenfalls nicht gekannt haben, sonst hätte er‘s nicht gesagt.«
    »Wie weit fährst du, Rock?«
    »Bis nach New York. Bis ans andere Ende.«
    »Dann sehen wir uns sicher noch. Ich muß mich jetzt an meine Arbeit machen. Die Betten müssen fertig sein, wenn die ersten Frühschläfer kommen.«
    »Ich will dich nicht aufhalten. Wir sehen uns ja bestimmt noch. Wie lange fahren wir bis New York?«
    »Vier Tage, Rock.«
    »Na, dann finden wir vielleicht aucn ‘ne Gelegenheit, mal einen zu heben, was?«
    »Klar. Ich habe immer zwölf Stunden Dienst, zwölf Stunden Ruhe. Bis morgen abend bin ich frei, ab früh sieben.«
    »Da schlafe ich noch. Sagen wir: um elf im Speisewagen, he?«
    »Gern, Rock. Ich freue mich schon.«
    »Ich auch, alter Bursche. Also mach's gut! Bis morgen früh.«
    »Cheerio, Rock!«
    Sie trennten sich. Rock Jeffers dachte daran, daß es nun langsam an der Zeit war, das Abendbrot einzunehmen. Er setzte sich in den Speisewagen und ließ es sich schmecken. Immer wieder schmunzelte er vor sich hin, wenn er an Richard

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