0130 - Mr. Mondos Monster
Alter, so daß ihr schwindlig wurde. Tief atmete sie durch. Nicht im Traum dachte sie daran, dem Befehl Folge zu leisten. Da konnte dieser Widerling lange warten. Sie huschte auf die Haustür zu und vergaß nicht, den Schlüssel mitzunehmen. Vorsichtig öffnete sie die Tür, schlüpfte nach draußen und zog die Tür behutsam ins Schloß.
Der Vorgarten bot mit seinen Büschen einige Verstecke für die alte Dame.
Doch soweit war es noch nicht.
Da die Gardine ein Stück zurückgezogen war, und innerhalb der Wohnung Licht brannte, konnte Lady Goldwyn genau erkennen, was sich darin abspielte. Sie hatte sogar freien Blick durch das Wohnzimmer, in dem sie sich sonst immer aufhielt.
Die alte Dame mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um über das Fensterbrett blicken zu können. Jetzt kam ihr zugute, daß sie es nicht mit Topfblumen vollgestellt hatte.
Es kam ihr gar nicht in den Sinn, noch einmal die Polizei zu rufen. Die wären sowieso zu spät gekommen, außerdem hätte man ihr kaum geglaubt.
So wartete sie.
Und sie sah die beiden Eindringlinge wieder.
Aber nicht nur sie.
Auch Oberinspektor Sinclair.
Er wurde von einem der Kerle getragen. Der Mann hatte sich den Oberinspektor über die rechte Schulter gelegt, und es sah aus, als wäre Sinclair tot oder bewußtlos.
Lady Sarah preßte ihre Hand gegen den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Die Kerle hatten es eilig. Sie liefen auf die Haustür zu und gaben der alten Dame gerade noch Zeit, sich zu verstecken. Dann wurde die Tür schon aufgezogen.
Lady Sarah kauerte hinter einem hohen Rhododendronstrauch und lugte zwischen den Blättern hindurch. Sie fror auf einmal und hatte Mühe, ein Klappern ihrer Zähne zu unterdrücken.
Die beiden Männer verließen mit dem Oberinspektor das Haus.
Einer ging vor und sicherte.
Der andere blieb mit seiner Last nur wenige Schritte von Lady Sarahs Beobachtungsplatz stehen, so daß die Frau nicht einmal zu atmen wagte.
Dann gab der Kerl auf der Straße dem anderen einen Wink.
Der nickte und ging vor.
Inzwischen öffnete sein Kumpan die Ladeklappe des Rover.
Blitzschnell wurde der blonde Oberinspektor dort verstaut. Als die Klappe wieder zufiel, saß einer der Kerle bereits hinter dem Steuer und ließ den Motor an.
Er tuckerte ein paarmal und lief dann rund.
Wieder knallte die Tür. Diesmal war es die an der Beifahrerseite.
Dann startete der Rover.
In diesem Augenblick löste sich auch Lady Sarah aus dem Gebüsch, lief bis an das kleine Tor und schaute dem davonfahrenden Wagen nach, dessen Hinterreifen auf der nassen Straße noch eine Sprühspur hochwirbelten.
Das Nummernschild war nicht mehr zu lesen. Die Rückleuchten an dem Fahrzeug wirkten auf die alte Dame wie zwei höhnisch grinsende Augen.
Der Wagen war weg, und sie konnte ihn auch nicht mehr aufhalten. Deprimiert ging sie zurück ins Haus. Plötzlich hatte sie keinen Spaß mehr, ihre Horror-Romane zu lesen. Sie setzte sich in einen Sessel und überlegte, wer die Männer waren. Woher kamen sie?
Fragen, auf die sie keine Antwort finden konnte. Das mußte die Polizei machen. Aber wie würden die reagieren?
Lady Sarah dachte an den toten Butler, der noch immer oben auf der Treppe lag. Die Leiche mußte endlich aus dem Haus. Von der zweiten wußte sie nichts.
Sarah Goldwyn erhob sich und ging zum Telefon. Bevor sie den Hörer abnahm, fiel ihr Blick zufällig zu Boden.
Dort glitzerte etwas.
Zuerst wollte sich die alte Dame gar nicht darum kümmern.
Schließlich siegte die Neugierde. Sie bückte sich und hob das glitzernde Ding mit spitzen Fingern auf.
Es war eine kleine Plakette. Oval angelegt und mit einem Namen versehen.
Lady Sarah nahm die Brille zu Hilfe, um die Buchstaben erkennen zu können.
Dann buchstabierte sie die Worte halblaut vor sich hin. »Mr. Mondo!«
Ein Name auf einem kleinen Schild. Sie hatte ihn noch nie gehört und las ihn zum erstenmal. Die Plakette mußten die beiden Männer verloren haben, einen anderen Grund konnte sich Lady Sarah nicht vorstellen.
Sie steckte die Plakette ein. Dann griff sie zum Hörer und wählte die Nummer der Polizei…
***
Plötzlich fanden die beiden Polizisten den Anruf gar nicht mehr spaßig. Im Gegenteil, sie alarmierten die Mordkommission. Und was Lady Sarah dann erlebte, kannte sie bisher nur aus Kriminalfilmen, die dann und wann über die Mattscheibe flimmerten.
Der Hinterhof war taghell erleuchtet. Dort hatte man die großen Standscheinwerfer aufgebaut, deren kaltes Licht eine helle Kuppel
Weitere Kostenlose Bücher