0130 - Mr. Mondos Monster
leuchteten sie an und erzeugten auf der Fläche blitzende Reflexe.
Natürlich war die Tür verschlossen, doch Sarah Goldwyn gab nicht auf, sie hatte noch nie in ihrem Leben aufgegeben. Als sie nämlich durch die Tür schaute, sah sie wie bei einem Krankenhaus eine moderne Portiersloge, die auch zu dieser Stunde besetzt war.
Und zwar von einer Frau.
Sie hatte die Besucherin noch nicht gesehen, so sehr war sie mit dem Lösen eines Kreuzworträtsels beschäftigt.
Sarah Goldwyn schaute nach und entdeckte neben der Tür den Knopf einer Klingel.
Ihn vergrub sie unter ihrem Zeigefinger.
Das Klingeln selbst hörte sie nicht, sah jedoch, wie die Frau in der Portierloge ruckartig den Kopf hob und zur Tür schaute.
Sarah lächelte und winkte.
Sie hatte damit Erfolg, denn es wurde aufgedrückt. Sorgfältig trat Sarah auf einem breiten Gitterrost ihre Füße ab, bevor sie die Klinik betrat. Den Regenschirm hatte sie sich über ihren Unterarm gehängt. Sie war ganz Dame und ließ sich äußerlich nichts anmerken, obwohl ihr Herz stark klopfte.
Vor der Loge blieb sie stehen.
Die Krankenschwester, eine Frau um die 50, dazu mit herben Gesichtszügen und einem leichten Damenbart, fragte nach den Wünschen der Sarah Goldwyn.
Die Lady stellte sich vor.
»Und was wollen Sie hier?«
»Jemand besuchen. Meinen Sohn Theo.«
»Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?« wurde die Lady angefaucht.
»Ja«, erwiderte sie mit überraschender Offenheit.
»Und dann wagen Sie es, einfach hier hereinzuplatzen?« Die Haubenlerche holte tief Luft. »Mensch, verschwinden Sie.«
Die Lady legte ihr Gesicht in traurige Falten. »Aber das geht doch nicht, Miß…«
»Wieso nicht?«
»Ich habe das Taxi wieder weggeschickt.«
»Das ist Ihr Problem, nicht meines. Sie können hier die Nachtruhe nicht stören. Wo kämen wir denn hin, wenn das jeder machen würde. Sind Sie eigentlich noch normal?«
Als die alte Dame lächelte, ging der Krankenschwester der Doppelsinn ihrer Worte wohl auf, schließlich befand man sich hier in einer Irrenanstalt.
Sie wurde grob. »Raus jetzt!«
»Nein.«
Jetzt wurde die Schwester rot im Gesicht und sprang sogar vom Stuhl hoch. »Soll ich erst ein paar Pfleger holen?«
Sarah lächelte mitleidig. »Ich bin eine alte Frau und habe auch kein Schießeisen. Aber wenn Sie meinen, daß die Pfleger…«
»Nein, Oma, mit dir werde ich auch allein fertig.« Die Krankenschwester verließ ihren Platz und ging auf die Tür zu, die sich an der linken Seite der Loge befand.
Auch Lady Sarah setzte sich in Bewegung, wobei sie den Regenschirm von ihrem Unterarm gleiten ließ.
Auf halbem Wege trafen die beiden Frauen zusammen.
Sarah Goldwyn hatte den Schirm schon erhoben. Und mit der Krücke schlug sie einmal kurz und kräftig zu.
Die Krankenschwester hatte etwas sagen wollen, doch sie blieb mit offenem Mund stehen, verdrehte dann die Augen und taumelte rückwärts.
Lady Sarah verpaßte ihr noch einen Schlag.
Das reichte.
Die Haubenlerche fiel zu Boden. Die Lady fing sie auf, damit sie sich nicht wehtat.
»So, das wäre geschafft.«
Sie zog die Bewußtlose in die Loge hinein, was für sie schon Schwerstarbeit war. Dann schaute sie sich nach einem geeigneten Versteck um und entschied sich, die Frau unter das Pult mit den zahlreichen Telefonanschlüssen zu rollen.
Gedacht – getan.
Kaum war sie damit fertig, hörte sie Schritte. Blitzschnell duckte sich die alte Dame. Wenn sie jetzt entdeckt wurde, behielt man sie vielleicht da.
Die Schritte wurden lauter. Jemand räusperte sich, dann ging er an der Portiersloge vorbei.
Lady Sarah riskierte ein Auge.
Ein Pfleger im weißen Anzug schritt auf einen der Aufzüge zu und verschwand in der Kabine.
Der Kelch war noch einmal an der alten Dame vorbeigegangen.
Sie atmete auf.
Bevor Lady Sarah sich aufrichtete, warf sie noch einen Blick auf die Bewußtlose.
Ja, sie würde noch eine Weile schlafen.
Lady Sarah nickte beruhigt und lächelte hintergründig. Auf Zehenspitzen verließ sie die Loge.
Und auf Zehenspitzen durchquerte sie auch die große Eingangshalle. Ihr Ziel war die beleuchtete Wandtafel, vor der sie stehenblieb und flüsternd die Beschriftungen las.
Sie suchte nach der geschlossenen Abteilung. Ihrer Meinung nach konnte man den Inspektor nur dort versteckt halten. Zudem wollte sie auch noch ihre Armee-Pistole zurückhaben. Sie war schließlich ein Erbstück ihres Mannes.
Dann erlebte sie eine Enttäuschung. Die geschlossene Anstalt lag in einem
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