0131 - Druiden-Rache
zusammen!
Dem Druiden war es, als habe er einen geistigen Hilfeschrei aufgefangen, ausgestoßen in höchster Todesnot.
Der Druide, der von sich behaupten konnte, trotz seines jugendlichen Aussehens älter als die Geschichtsschreibung zu sein, wurde von einem Moment zum anderen hellwach und hochaktiv, obgleich es für andere aussah, als döse er auf dem Stuhl neben dem Fenster der Wachstube vor sich hin.
Gryf war alt - uralt sogar. Vor annähernd achttausend Jahren hatte er auf der Insel Anglesey in einem kleinen Dörfchen namens Llandrysgryf das Licht der Welt erblickt. Llandrysgryf gab es längst nicht mehr, aber Gryf lebte - und alterte nicht. Immer noch sah er aus wie ein etwa Zwanzigjähriger. Die Kraft einer unfaßbaren Druiden-Magie, auf die er selbst keinen Einfluß hatte, erhielt ihn jung und lebendig.
Achttausend Jahre… an jene Zeit gab es nicht einmal eine Erinnerung. Viel zu lang war es her. Was mochte damals geschehen sein? Manchmal reizte es Gryf, in die Vergangenheit zurückzukehren und all das, was er an Erinnerungen hatte verdrängen müssen, um Neuem Platz zu schaffen, noch einmal zu erleben. Doch seine Druiden-Kraft reichte zu einer Zeitreise nicht aus.
Das machte Zamorra für ihn interessant. Zamorra, dessen Amulett über die Fähigkeit der Zeit-Versetzung verfügte, konnte ihm diese Reise in die Vergangenheit ermöglichen. Doch das allein war nicht der Grund, daß Gryf entschlossen war, den Professor in seinem Kampf gegen die Schwarzen Druiden zu unterstützen.
Gryf hatte sich von Anfang an der weißen Magie verschrieben und war stets gut damit gefahren. Die Kraft des Guten hatte ihn alle Gefahren heil überstehen lassen und seinen Glauben daran verstärkt.
Jetzt setzte er seine weißmagische Druiden-Kraft wieder ein. Er rief sich den gedanklichen Hilfeschrei ins Gedächtnis zurück und verstärkte ihn mit Para-Kraft. Deutlich vermochte er nun drei Bewußtseinsinhalte zu unterscheiden, die gemeinsam diesen Hilferuf von sich gegeben hatten. Es waren zwei Männer und eine Frau, und einer dieser Männer verfügte über schwach ausgeprägte Para-Gaben… und besaß einen-Para-Verstärker!
Das konnte nur das Amulett sein. Demzufolge handelte es sich bei den drei Personen um Professor Zamorra und seine Begleiter. Der Druide peilte den Ort an, von dem dieser Hilfeschrei ausgegangen war - und wunderte sich. Denn er ertastete ihn doppelt - einmal in dieser realen Welt und zum anderen in irgendeiner fremdartigen Dimension, die er nur schemenhaft begriff!
Eine Falle der Druiden?
Der reale Ort befand sich in der Nähe von Criccieth am Strand. Gryf wußte, daß er ihn auf Anhieb finden würde.
Ich habe Zamorra gefunden , telepathierte er zu Kerr. Kein Wort zu Youenn! Ich hole Zamorra!
Er wußte, daß der Halb-Druide Kerr seine Gedankensendung aufgefangen hatte, und erhob sich. Youenn sah vom Schreibtisch auf, hinter dem er sich niedergelassen hatte. Sein Gesicht war eine einzige Frage.
»Ich muß mir mal die Füße vertreten und etwas frische Luft schnappen«, erklärte Gryf. »Hier stinkt's ja förmlich nach blauem Dunst…«
Er verließ die Wachstube und trat ins Freie. Einen Augenblick lang zögerte er, als er Kerrs Dienstwagen sah, und spielte mit dem Gedanken, ihn zu benutzen, um Zeit zu sparen. Doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. Youenn würde den Motor hören und Verdacht schöpfen. Besser war es, Gryf verschwand per pedes.
Er setzte sich in Bewegung.
Da flog hinter ihm die Tür auf.
»Halt!« gellte ein wütender Schrei. Gryf wirbelte herum und ließ sich in einer Reflexreaktion fallen. Gerade noch rechtzeitig! Ein fahler Blitz schmetterte über ihn hinweg und schmolz eine lange, dampfende Furche in den Straßenbelag.
Dann hatte ich vorhin doch richtig gesehen, schoß die Erinnerung durch Gryfs Kopf. Er rollte sich zur Seite.
»Stirb, verfluchter Zauberer!« gellte der Schrei.
Der Angreifer war - Youenn!
***
Das Ewans-Bewußtsein vollzog den letzten Schritt. Von einem Moment zum anderen übernahm es die endgültige Kontrolle über Inspektor Youenn. Von diesem Augenblick an gab es den Inspektor nicht mehr, nur noch seinen Körper, in dem jetzt der Druide wohnte. Das Youenn-Bewußtsein war erloschen, von Ewans vernichtet, abgetötet. Äußerlich war dabei von der Übernahme nichts festzustellen.
Es geschah in dem Augenblick, in dem Gryf erklärte, sich draußen ein wenig die Füße vertreten zu wollen, weil ihm der Zigarettendunst auf die Nerven ging.
Jetzt war das
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