0131 - Königin der Wölfe
Fällen des berühmten Sherlock Holmes, und der hatte ja bekanntlich nicht seine Fäuste fliegen lassen und auf Action gemacht, sondern vor allem seine Logik und Kombinationsgabe ins Spiel gebracht.
Das wollte Lady Sarah Goldwyn auch.
Die Sache sah folgendermaßen aus: Da war jemand verschwunden, der auf Befehl hin eine Zeitbombe zünden konnte.
Wenn das Haus durchsucht wurde und ihn man nicht zu früh finden sollte, dann mußte er sich verstecken. Ob bewußt oder unbewußt, spielte keine Rolle, sie als Außenstehende wußte ja nicht, welche Befehle er noch bekam.
Wie und wo fand sich in diesem Riesengebäude ein einigermaßen sicheres Versteck?
In den Kellern natürlich, denn auf der oberen Etage lief der normale Krankenhausalltag über die Bühne. Dort konnte man zu leicht auffallen.
Blieben nur die Keller.
Und die waren verdammt geräumig. Zudem verwinkelt und ziemlich groß. Das hatte die alte Dame bereits feststellen können.
Leider kannte sie nicht alle Räume, doch sie wollte sich rege an der Suche beteiligen. Dieses Abenteuer war ihr auf den Leib geschnitten.
Und noch einen Vorteil hatte sie. Lady Sarah wußte, wie der Mann aussah.
Sollte er ihr über den Weg laufen, dann würde sie ihn auch erkennen. Bevor Lady Sarah den Raum verließ, schaute sie erst in den Geheimgang hinein.
Er war leer, soweit sie erkennen konnte.
Die alte Dame zog sich zurück.
Sie verließ diese Stätte des Schreckens und blieb auf dem Gang für einen Moment stehen.
Wo konnte er sich hingewendet haben?
Vielleicht in Mondos Büro? Das war ziemlich unauffällig. Und wenn er auffiel, konnte er mit einer Ausrede immer schnell zur Hand sein.
Innerhalb des Kellergebäudes war es jetzt unruhig geworden.
Stimmen schallten aufgeregt hin und her, laute Rufe, die Polizisten durchsuchten das Gebäude jetzt systematisch. Damit machten sie den Verbrecher kopfscheu.
Das konnte unter Umständen gut sein.
Die alte Dame wandte sich nach rechts. Sie wollte zu den Fahrstühlen, um sich in den oberen Stockwerken umzuschauen.
Vor dem Lift blieb sie stehen und merkte erst jetzt, daß er unterwegs war.
Doch er kam.
Durch den Spalt in der Tür sah sie, wie sich das Seil bewegte.
Dann erschien die Kabine, ein heller Käfig.
Stopp.
Die Tür schwang auf.
Ein Pfleger verließ den Lift.
Obwohl Lady Sarah ihn noch nie zuvor gesehen hatte, erkannte sie ihn sofort.
Es war der Mann, den alle suchten!
***
Einen langen Atemzug schauten sie sich an. Keiner sprach ein Wort.
Die alte Dame war zu sehr geschockt.
Dann ergriff der Pfleger das Wort. »Lassen Sie mich vorbei!« herrschte er Lady Sarah an.
»Ja, ja, bitte…«
Sie ging zur Seite, doch sie hatte einen langen Blick in das Gesicht des Mannes werfen können. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel ihr gar nicht. Da sprach der blanke Fanatismus heraus, das war gefährlich, und Mrs. Goldwyn ahnte, was der Typ vorhatte.
Er würde die Bombe zünden!
Mrs. Goldwyn betrat nicht den Lift, sondern schaute Willy Denver nach, wie er den Gang hinunterschritt und in dem großen Laborraum verschwand.
Für die alte Dame gab es keinen Zweifel mehr. Dort war der Zünder der Bombe versteckt.
Und sie befand sich mutterseelenallein auf weiter Flur. Keine Hilfe hatte sie zu erwarten.
Dafür einen Gegner.
Einen Wahnsinnigen, dem es egal war, ob Hunderte von Menschen starben. Das war zuviel. Die Lady wurde bleich und sackte gegen die Wand, wo sie sich gegenlehnte und erst einmal tief durchatmete, bevor sie sich zu weiteren Aktionen entschloß.
»Lieber Gott, laß mich jetzt nicht übermütig werden und nur genau das Richtige tun«, murmelte sie. Sie vertraute auf das knappe Gebet, als sie langsam weiterging.
Genau dorthin, wo auch dieser Denver verschwunden war.
Die Lady ging auf Zehenspitzen. Ihren Regenschirm hielt sie fest umklammert. Die Krücke hatte ihr schon manch guten Dienst erwiesen, sie würde es auch jetzt tun, so hoffte sie.
Zum Glück hatte sich Denver nicht mehr umgedreht, bevor er in dem großen Laborraum verschwand. Er war sich seiner Sache sicher.
An der Tür blieb die alte Dame stehen und peilte in den Raum hinein, in dem sie vor wenigen Minuten noch mit den anderen gestanden hatte.
Sie sah Denver nicht, sie hörte ihn nur.
Er stöhnte und keuchte. Wie ein Mensch, der schwer arbeiten mußte und seine Aufgabe kaum bewältigte.
Sehen konnte sie ihn leider nicht, deshalb ging sie einen Schritt vor, um den Blickwinkel zu verbessern.
Jetzt entdeckte sie ihn.
Er kniete auf dem
Weitere Kostenlose Bücher