0131 - Königin der Wölfe
haben die’s vergessen.« Jane griff nach dem allerkleinsten Strohhahn.
Niemand brauchte anzurufen, denn das Telefon schrillte. Suko hob hastig ab.
»Ach, Sie sind es, Sir!«
Wenn der Chinese so sprach, konnte nur Sir James Powell damit gemeint sein.
»Nein, Sir, bei uns hat sich nichts Neues ergeben. Und bei Ihnen?« Er hörte eine Weile zu, nickte dann und sagte: »Das habe ich mir gedacht, Sir. Vielen Dank für den Anruf.« Er legte auf und schaute die anderen an.
»Wieder nichts?« fragte Bill.
»Genau.«
»Verdammt.«
»Wo kann er nur stecken?« murmelte Jane Collins und zündete sich eine Zigarette an. Ihre Finger zitterten, als sie die Flamme an das Stäbchen hielt.
»Die haben ihn bestimmt mitgenommen«, meinte Bill. »Solch eine Chance läßt sich Dr. Tod doch nicht entgehen.«
»Dann ist er auch nicht mehr unter den Lebenden«, formulierte der Chinese.
Bill hob die Schultern. »Das will ich nicht sagen. Vielleicht möchte Dr. Tod seine Rache auskosten.«
»Das hieße Gefangenschaft und Folter«, folgerte Jane.
»Genau. Und deshalb müssen wir die Chance nutzen, die sich uns bietet. Wir können hier nicht untätig herumsitzen, sondern müssen einfach nachforschen.«
»Aber wo?« rief Bill und sprang auf. »Wo, zum Henker, wo?«
»Vielleicht hat dieser Marvin Mondo irgendwo noch eine Klinik«, vermutete Suko.
»Klar, daran haben wir auch gedacht. Als ich vor zwei Stunden beim Yard war, haben sie das durch den Computer laufen lassen, was sie von Mondo wußten.«
»Ist was herausgekommen?« wollte Jane wissen.
»Nein, nur bekannte Dinge. Mondo ist nicht vorbestraft, gilt aber bei seinen Kollegen als exzentrisch und ist nicht sehr beliebt. Das war alles.«
»Deshalb können wir keinen Blumentopf gewinnen«, meinte Suko.
Bill nickte. »Eben.«
Jane Collins, die blonde Privatdetektivin, starrte zum Fenster hinaus. Ein strahlender Herbstnachmittag neigte sich seinem Ende entgegen. Der Himmel explodierte in zahlreichen Farben, die sich scharf und klar über der Londoner Stadtkulisse abhoben.
Die anderen hatten ihr Bescheid gegeben. Jane war sofort gekommen, hatte einen Auftrag sausen lassen, denn in diesen schlimmen Augenblicken mußten Johns Freunde zusammenhalten.
Da traten egoistische Gründe zurück.
Aber was hatte sich alles ergeben?
Nichts.
Jane drückte ihre Zigarette aus. Vom vielen Rauchen hing eine blaugraue Wand in der Luft.
»Könnte man nicht eine Beschwörung durchführen?« schlug Bill Conolly vor.
»Und wen sollen wir beschwören?« fragte Suko.
»Myxin. Wir haben ihn doch damals auch beschworen, als John den Schwarzen Tod vernichtete?«
»Das ist nicht drin, mein lieber Bill.«
»Und warum nicht?«
»Weil Myxin kein richtiger Dämon mehr ist. Er steht auf unserer Seite, das hat er mehrmals bewiesen.«
»Ja, ich vergaß.«
»Vielleicht einen anderen Dämon«, schlug Shao vor. »Wenn die Mächte der Finsternis John Sinclair wirklich in ihren Klauen haben, wird es ihnen eine Freude sein, uns dies mitzuteilen.«
»Dann müssen wir warten, bis es dunkel ist«, sagte Suko. Er schaute die anderen an und erntete keinen Widerspruch.
Nur Jane Collins sagte: »Ich komme später wieder.«
Bill schaute auf die Uhr. »Sagen wir in zwei Stunden?«
Jane nickte.
Der Reporter wollte nicht seine Frau Sheila anrufen, damit sie sich keine Sorgen machte.
Jane Collins ging.
Sie nahm den Lift und durchquerte die große Eingangshalle, wobei der Portier sie freundlich grüßte, denn er kannte die Detektivin. Schließlich verkehrte sie des öfteren hier.
Jane hatte ihren Wagen dort abgestellt, wo sie eigentlich nicht parken durfte, weil das der Abstellplatz für die Fahrzeuge der Hochhausangestellten war. Aber Jane hatte eben bei verschiedenen Männern einen Stein im Brett.
Sie lief auf den Wagen zu, schloß die Fahrertür auf und öffnete.
Dann ließ sie sich aufseufzend hinter das Lenkrad des VW-Käfers fallen. Den Zündschlüssel hielt sie bereit und wollte ihn gerade in das Schloß stecken, als sie im Innenspiegel hinter sich eine Bewegung wahrnahm.
Jane erschrak, krümmte die Handkanten, um sich zu wehren, doch das war nicht nötig.
Sie kannte den Mann, der sich dort versteckt gehalten hatte.
Es war Myxin, der Magier!
***
»Großer Lord!« flüsterte die blonde Detektivin, »hast du mich vielleicht erschreckt.«
»Es war nicht meine Absicht.«
»Warum hast du dich dann in meinen Wagen geschlichen?«
»Es sollte mich niemand sehen.«
»Dann hast du einen
Weitere Kostenlose Bücher