0131 - Königin der Wölfe
steht ihr Wagen?«
»Links, was eigentlich verboten ist, weil wir da immer parken. Aber ich…«
»Danke!« rief Bill.
Suko stand schon am Ausgang. »Ihr Wagen steht links an der Hauswand«, rief der Reporter dem Chinesen zu.
Suko nickte. »Komm hier vorbei.«
»Okay.« Bill Conolly rannte, was seine Füße hergaben.
Suko war da vorsichtiger. Wenn Jane Collins so geschrieben hatte, dann besaß sie ihre Gründe. Und Suko wollte ihren Plan nicht zerstören, indem man ihn zu früh sah.
Vorsichtig lief er bis zur Ecke vor.
Da hörte er auch schon den Motor des Käfers. Das mußte Jane Collins sein.
Suko zog sich sofort in Deckung der Eingangsdekoration zurück.
Langsam rollte der VW vorbei.
Jane hatte es bewußt nicht eilig.
Sie blinkte schließlich nach links, was Suko sich merkte. Auch wieder gemächlich reihte sie sich in den fließenden Verkehr.
Wenig später rauschte Bill heran.
Er brauchte gar nicht zu stoppen. Suko sprang während der Fahrt in den Porsche.
»Hast du sie?« fragte Bill.
»Klar.«
»Und wo?«
»Fädle dich links in den Verkehr. Ich schätze, daß wir sie noch kriegen…«
***
Goro schien nur aus Muskeln und Fell zu bestehen. Hinzu kam seine ungeheure Kraft, mit der er bestimmt hätte Bäume aus dem Boden reißen können.
Er war ein Kämpfer, ein Angreifer, ein Ungetüm – und er wollte mich zermalmen, in den Boden stampfen, vielleicht sogar töten, denn um die Gunst der schönen Lupina zu erringen, war ihm jedes Mittel recht.
Aber auch ich wollte sie haben, und deshalb stellte ich mich. Ich war ebenfalls verblendet, von Sinnen, irre, sonst hätte ich mich nie auf solche Wahnsinnsideen eingelassen.
Mit einem gewaltigen Sprung wuchtete Goro auf mich zu. Dieses Bündel an Kraft, Stärke und Energie überwand fast die halbe Lichtung. Ich sah in den weit aufgerissenen Rachen, wo die langen Reißzähne blitzten, ließ ihn kommen und warf mich erst im allerletzten Augenblick zur Seite.
Er wischte vorbei.
Der Boden zitterte, als Goro aufprallte und sofort herumfuhr. Es sah aus, als ob er Angst hätte, daß ich mich in seinem ungeschützten Rücken hätte verbeißen können.
Lauernd blieb ich stehen.
Meine Arme waren leicht gespreizt, das Fell sträubte sich. Ich hatte einfach Angst, denn dem nächsten Tatzenschlag konnte ich kaum ausweichen, so hastig erfolgte er.
Plötzlich rissen scharfe Nägel durch mein Fell und zupften an einigen Stellen Büschel heraus.
Goro lachte wild.
Ich spürte die Schmerzen, ging zurück, bekam dadurch eine andere Sichtposition, und mein Blick traf die Königin der Wölfe, wie sie dastand und überheblich lächelte.
Wir kämpften um sie.
Und sie genoß es.
Nie wäre mir normalerweise so etwas eingefallen, aber ich war kein Mensch mehr, ich dachte wie ein Tier, ich wollte die Königin mein Eigen nennen können.
Deshalb griff ich an. Damit hatte Goro wohl nicht gerechnet. Er wankte zurück, ich riß meine Schnauze auf, und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich in seinen gelben Augen die Panik flackern.
Dann biß ich zu.
Zum erstenmal griff ich als Tier so an. Meine Zähne schlugen in die Schulter des Gegners, die mir hart wie Stein vorkam und ich deshalb weiter zudrückte.
Goro brüllte auf.
Dann hieb er seine Pranken in meine Hüften, hob mich hoch und schleuderte mich herum.
Ich ließ selbst meine Pranken niederfahren, drosch sie gegen seinen Schädel, und er ließ mich los.
Ich fiel zu Boden.
Er warf sich auf mich.
Ich sah einen riesigen Schatten, einen Berg, aber ich konnte nicht mehr ausweichen, er war schneller.
Die Last erdrückte mich fast.
Wie aus weiter Ferne vernahm ich das perlende Lachen der Wölfin. Und das gab mir Kraft und Widerstandswillen.
Ich wollte nicht untergehen.
Doch das war leichter gedacht als getan, denn der Werwolf über mir hatte mörderische Kräfte. Mit seiner Kraft und mit seinem Gewicht nagelte er mich am Boden fest, und ich konnte nichts dagegen unternehmen, ich bekam ihn einfach nicht weg.
Er bewegte sich auf mir, der heiße, stinkende Raubtieratem wehte mir über den Schädel. Ich sah die mörderischen Reißzähne, deren einziges Ziel meine Kehle waren.
Wenn er zubiß, war ich verloren.
Ich kämpfte.
Alles setzte ich ein.
Die Lichtung war erfüllt von Kampfgeräuschen. Unser Keuchen, Knurren, Würgen und Heulen begleitete die Auseinandersetzung wie eine schaurige Melodie.
Plötzlich klappten seine beiden langen Kiefer zu. Ich wartete auf den heißen Schmerz, auf das sprudelnde Blut, doch
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