0132 - Die Macht der Unheimlichen
sie in Transition gegangen.
„Aaaah ...”, sagte Van Moders laut und gähnte herzhaft. Er streckte dabei seine Arme und blickte sich in dem Raum um, der ihn an ein Krankenzimmer erinnerte.
Vor einer Minute war er erwacht. Er fühlte sich wie neugeboren.
Ich bin nicht mehr müde, dachte er immer wieder und fragte sich nicht, wie er in das unbekannte Bett in diesem ihm fremden Zim- mer gekommen sein mochte.
Ich bin nicht mehr müde ...
„Brandstroem ...” Das Wort sprudelte von seinen Lippen. „Na, der hat mich ja hübsch hereingelegt.” Van Moders' Boxergesicht sah dabei aber vergnügt aus. Er streckte sich noch einmal, wollte die Bettdecke wieder hochziehen, um weiterzuschlafen, als er Schritte auf dem Gang hörte.
Die Tür zu seinem Krankenzimmer öffnete sich. Ein Roboter trat ein. Sein Linsensystem war auf Moders gerichtet. Impulse sagten der Robotpositronik, daß der Patient erwacht war.
„Sir, ich bin Rob 109. Sie haben noch eine Stunde zu schlafen.” Die wohlmodulierte Stimme des Roboters erwartete keinen Wider- spruch. Rob 109 war im Begriff, sich wieder zu entfernen, als Van Moders ihm sein Halt zubrüllte.
Terras Roboter waren auf die Mentalität der Menschen ausge- richtet, und ein brüllender Mensch war für jede Robotpositronik, wenn sie nicht gerade Polizeifunktionen zu erfüllen hatte, das Non- plusultra an Macht.
„Sir wollen nicht mehr schlafen?” fragte Rob 109 höflich. „Sehr wohl, Sir. Aber Sir müssen trotzdem im Bett bleiben. Ich habe Dok- tor Brandstroern zu holen. Sir werden mich nicht veranlassen, Sie zu zwingen, Platz im Bett zu halten.” „Gehe!” brüllte der Robotiker entsetzt. Als er allein war, atmete er schwer. „Schöne Milchstraße, was war denn das für ein seltenes Exemplar?” Die gleiche Frage stellte Dr. Brandstroem, als dieser lachend ein- trat. Rob 109 folgte ihm.
„Oh”, meinte Brandstroem und schmunzelte. „Sie haben sich mit Rob 109 unterhalten, Mr. Moders?” „Unterhalten? Der hat ja losgelegt wie ein Wasserfall...” „Aber Rob 109 ist den Umgang mit besonders schwierigen Fällen gewohnt. Ich habe ihn mir bei der Psychiatrie entliehen!” „Du meine Güte! - Doch nun eine Frage: Darf ich aufstehen, Dok- tor?” „Mit Vergnügen sage ich ja. Nehmen Sie mich gleich bei Ihren Kollegen ein wenig in Schutz. Sie haben sich nämlich bei Mister Reginald Bull beschwert. Warfen mir fahrlässiges Handeln vor. Mo- ders, was ist mit Ihnen los? Moders, sind Sie krank?” Der Robotiker war blaß geworden. Seine Augen weiteten sich. Er schien Dr. Brandstroems Worte auch nicht gehört zu haben.
Brandstroem griff nach seinem Handgelenk, fühlte den Puls.
Nicht normal, aber trotzdem gleichmäßig; leichte innerliche Erre- gung, diagnostizierte der Arzt.
„Mister Moders!” Brandstroem rüttelte den Robotiker.
„Ja ...?” Fragend sah Van Moders den Arzt an. Gleichzeitig kehr- te die Farbe wieder in sein Gesicht zurück. Er strich sich über die Stirn. „Ich hab's!” „Was haben Sie, Moders?” „Sie werden es nicht glauben, Doktor ...” Geheimnisvoll leise war seine Stimme geworden. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. „Ich bin jetzt dahintergekommen. Verdammt noch mal... das ist einfach nicht zu fassen. Das hat es noch nie gegeben. Das glaubt mir kein Mensch ...” „Moders, was denn? Moders, kommen Sie doch zu sich!” Der blickte ihn hellwach an. „Ich war nicht in anderen Sphären, Doktor. Ich habe Sie nur ein bißchen auf meine Antwort warten las- sen. Schließlich hatte ich mir gerade die hypertoyktische Verzah- nung vorgenommen. Doktor, ich verrate Ihnen jetzt eines der größ- ten Staatsgeheimnisse. Die Posbis, diese biopositronischen Robo- ter aus dem interkosmischen Raum...” „Wollen Sie sich nicht erst ankleiden? Oder wollen Sie nicht mit Ihren Kollegen über Ihre Entdeckung sprechen, Mister Moders?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was eine hypertoyktische Verzahnung ist, und Robotik ist meiner Meinung nach eine speku- lative Pseudowissenschaft! Sehen Sie sich doch diesen Rob 109 an! Was ist daran normal? Ist nicht jeder Roboter ein Ungeheuer?” Mißtrauisch blickte Moders den Mediziner an. „Dr. Brandstroem”, sagte er dann, „von Robotik haben Sie keine Ahnung ...” „Habe ich auch nicht!” „Dann urteilen Sie nicht darüber. Ich pfusche Ihnen ja auch nicht ins Handwerk. Können Sie sich vorstellen, daß man als Robotiker in der Lage sein muß, einen Denkprozeß in Zahlen auszudrücken?
Zum Beispiel folgenden
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