0132 - Wir und der Raketenprofessor
Abschied und händigte ihr eine Karte mit unserer Telefonnummer aus, auf die er unsere Namen schrieb.
»Ich danke Ihnen, aber hoffentlich wird es nicht nötig sein«, antwortete sie mit einem traurigen Lächeln.
Als wir ins Office zurückkamen, hatte sich etwas Neues, sehr Erstaunliches ergeben. Professor Burns war zwei Stunden, bevor er Selbstmord beging, bei Dr. Lorner, einem bekannten Nervenarzt und Psychoanalytiker, gewesen. Er hatte über unmotivierte Depressionen geklagt, die mit grundlosen Hochstimmungen abwechselten. Er behauptete, dass er in diesem Zustand Dinge tue, die er hinterher bereue. Vor allem ging es dabei um Bummelfahrten und um Frauen, die er, wie er angab, im normalen Zustand niemals angesehen hätte. Von Selbstmordabsichten war allerdings keine Rede gewesen.
Der Arzt hatte das alles einerseits auf Überarbeitung und andererseits auf das kritische Alter des Professors zurückgeführt. Er war immerhin fast Mitte fünfzig gewesen, immer noch gut aussehend und hatte sich selbst wohl von Zeit zu Zeit beweisen wollen, was er für ein Kerl war. Für den Sprung vom Columbia Building wusste der Arzt keine Erklärung.
Immerhin gab es zu denken, dass Burns selbst anscheinend der Ansicht gewesen war, er sei nicht ganz normal.
Wir berichteten unserem Chef über das ergebnislose Gespräch mit Enid.
»Merkwürdig«, meinte Phil am Nachmittag, »zuerst haben die Zeitungen so viel Aufhebens um den Selbstmord des Professors gemacht und alle möglichen Theorien aufgestellt, aber ist dir nicht aufgefallen, dass keines der Mittagsblätter etwas darüber bringt? Auch kein Reporter hat sich bei uns sehen lassen, obwohl die ›Washington Post‹ heute in der Morgenausgabe eine kurze Notiz hatte, dass zwei New Yorker G-men die Nacht in Burns Haus verbrachten.«
»Das wird schon noch kommen«, erwiderte ich. »Hoffentlich kriegen die Reporter keinen Wind davon, dass wir beide es waren, die dort kampierten. Ich kann auf die Boys verzichten.«
Gegen Abend kam ein erster Bericht des Sachverständigen, die den Inhalt von Professor Burns Aktentasche geprüft hatten. Er war fünfzehn Seiten lang und mochte für einen Fachmann sehr interessant sein. Für uns war nur die Schlussfolgerung von Belang. Diese besagte, das es sich zweifellos um Notizen und Zeichnungen handele, die auf den Bau einer Rakete Bezug nahmen, aber es fand sich nichts wesentlich Neues dabei. Es waren alles Dinge, die schon lange bekannt waren.
Mr. High war ausgegangen und so saßen wir im Zimmer unseres alten Freundes Neville. Er selbst beteiligte sich nicht am Studium dieses Gutachtens.
»Na, was sagen die hohen Herren?«, fragte er grinsend.
»Du wirst lachen, gar nichts. Man könnte fast meinen, der ganze Rummel und die ganze Erfindung sei dummes Gerede.«
»Und für dieses Gerede hat er sich von allen möglichen Leuten große Geldbeträge als Vorschuss geben lassen«, sagte Neville. »Könnte dieser Professor Burns nicht ein Schwindler und Betrüger ganz großen Formats gewesen sein?«
»Es sieht verdammt so aus, und das würde auch den Selbstmord erklären«, brummte Phil. »Er hat die Leutchen monate-, vielleicht sogar jahrelang zum Besten gehalten und geschröpft. Das Geld, das er auf diese Art herauslockte, hat er benutzt, um gut zu leben. Ich könnte mir denken, das er von verschiedenen Seiten so energisch bedrängt wurde, dass er keinen anderen Ausweg mehr wusste, als vom Columbia Building herunterzuspringen.«
»Das kann man nachprüf en«, meinte ich und rief sofort nach Washington durch.
Ich bat darum, festzustellen, mit welcher Bank Burns gearbeitet hatte und wie hoch sein Konto war.
Nach kaum zehn Minuten wurde bereits zurückgerufen. Der Professor hatte ein Konto bei der Federal Bank und sein Guthaben betrug zurzeit über dreihunderttausend Dollar. Das schloss einen Selbstmord aus finanziellen Gründen aus.
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich das begreife«, knurrte Neville. »Warum sollte der alte Knabe sich selbst umgebracht haben, wenn er so viel Geld hatte. Es gibt im Grunde eigentlich nur zwei Selbstmordmotive: Liebeskummer und Geldsorgen. Darauf kommt es immer hinaus. Dass Burns Liebeskummer gehabt hätte,wird wohl keiner behaupten können und Geld hatte er ebenfalls in Mengen.«
»Tatsache ist jedenfalls, dass die Aufzeichnungen aus der Aktentasche keinen Schuss Pulver wert sind. Ich überlege mir gerade, ob er diese nur mitgenommen hat, um jemand zu düpieren. Dann allerdings müsste er alles von wirklicher
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