0133 - Schiffe, Schätze, scharfe Schüsse
eurer Verfügung stehen. Ich bleibe ständig mit euch in Verbindung. Aber entscheiden müsst ihr an Ort und Stelle je nach Lage der Dinge selbst.« Er lächelte. »Also enttäuscht mich nicht…«
***
Eine Sondermaschine brachte uns nach New Orleans. Wir waren von einem kleinen Flughafen in der Nähe von New Haven gestartet, um sicher zu sein, dass wir nicht beobachtet wurden.
Gegen sechs Uhr landeten war auf einem Militärflugplatz bei New Orleans.
Ein drahtiger Beamter mit rotem Haar und einem abgeschossenen Ohr empfing uns.
»MacPhearson«, stellte er sich vor. »Freue mich, mit Ihnen Zusammenarbeiten zu dürfen.«
Er hatte einen unauffälligen Ford bei sich.
»Der Chef erwartet Sie in der Zentrale.«
Wir fuhren ab. Der Himmel war noch blau und ohne Wolken, die Sonne hatte das tiefrote Gold des frühen Abends. Aber wir fuhren nicht nach New Orleans hinein.
»Wo liegt denn Ihr Büro?«, wollte ich von MacPhearson wissen, der wie ein Teufel fuhr.
Er lachte und zeigte ein prachtvolles Gebiss, das einem Tiger Ehre gemacht hätte.
»Sie sind schon in den rechten Händen, Cotton! Wir fahren weder in das Hauptquartier der Gangster noch direkt zum Friedhof. Unsere Zentrale befindet sich für heute auf dem Wasser. Zwischen New Orleans und Mobile wartet der Chef auf einem Küstenschutzboot auf Sie. Es ist alles prächtig vorbereitet.«
***
Der Chef hier war Mr. Nevins, einer der zuverlässigsten Beamten des FBI, den wir schon von früheren Abenteuern her kannten.
Gegen acht Uhr bremste MacPhearson. Er bog von der Straße ab auf einen schmalen Pfad und hielt schließlich auf einer kleinen Wiese. Eine Baracke stand dort mit einem Polizeiposten.
MacPhearson begrüßte den Beamten und stellte uns vor. Wir bekamen Kaffee und Sandwiches.
»Was geschieht nun weiter?«, erkundigte sich Phil.
MacPhearson lachte. Er blickte nach Süden zum Abendhimmel hoch. Wir hörten das Geräusch aus dem Nichts heranwachsen und näher kommen. Eine Minute später landete der Hubschrauber vor uns auf der Wiese.
»Darf ich bitten«, forderte uns MacPhearson auf.
Wir kletterten in eine kleine Glaskanzel und der Hubschrauber stieg wieder hoch. Wir ließen versandete Wiesen, Wege und Hütten unter uns. In der Feme sahen wir das Meer.
»Wie geht es der ›New Freedom‹?«, rief ich zu MacPhearson hinüber, während wir in niedriger Höhe über die Küste hinweg flogen.
»Sie liegt noch ruhig vor Anker«, überschrie MacPhearson den Lärm des Motors. »Ich glaube, Sie warten, bis es richtig finster wird.«
Jetzt konnten wir das Land nur mehr als undeutlichen Strich am Horizont erkennen. Ein dunkler Schatten tauchte unter uns auf und blinkte kurz zu uns hinauf.
»Das erste Küstenwachtschiff«, erklärte MacPhearson. »Wir haben dreißig Boote hier zusammengezogen. Ein hübsches Netz für die Gangster.«
Wir flogen einen Bogen um eine kleine Insel. Vor uns lag wieder die freie See. Nach einer guten halben Stunde kreiste der Hubschrauber ein. Er ging tiefer, und plötzlich stand er in der Luft. Ich sah unter mir die schwachen Lichter eines Bootes. Die Maschine sank abwärts, und landete mit einem schwachen Ruck auf dem Deck des Küstenwachtschiff es.
Drei Männer in dicken Jacken empfingen uns. Mr. Nevins, Mr. Kane, einer seiner Mitarbeiter und Kapitän Freebom, der Chef des Küstenwachtschiffes.
Wir gingen in die kleine Kajüte, in der auf allen Tischen Karten ausgebreitet waren.
Kapitän Freeborn trat an einen Schrank, holte eine Flasche Whisky und Gläser heraus.
Ich fand diese Begrüßung sehr freundlich.
»Die ›New Freedom‹ liegt hier«, erläuterte uns Nevins anhand einer Karte. »Sie ist damit eindeutig außerhalb der Drei-Meilen-Zone, wir können also nichts gegen sie unternehmen. Wir vermuten, dass im Laufe der Nacht die ›New Freedom‹ ihre ganze Ladung oder einen Teil davon zu löschen versuchen wird. Dies dürfte eine ausgesprochene Verzweiflungstat sein, denn es ist ein ungemein gewagtes Unternehmen, ein Schiff auf See zu entladen.«
»Wie weit sind wir hier von der ›New Freedom‹ entfernt?«, erkundigte ich mich.
»Etwa 25 Seemeilen«, schätzte Nevins. »Wir müssen diese Entfernung einhalten, um nicht gesehen zu werden.«
»Was haben Sie für einen Plan?«, fragte ich weiter.
»Plan?« Nevins sah mich groß an. Dann lachte er.
»Ich dachte, dafür sind Sie aus New York hergekommen. Wir stellen die Schiffe, und Sie…«
»Wenn es nach uns geht, fahren wir gleich hinüber und entern das Schiff!«,
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