0133 - Schiffe, Schätze, scharfe Schüsse
gerade Mrs. Winthrop war?
Mein Gott, genauso gut hätte es jemand anders sein können, und dann würden Sie fragen, warum es gerade der oder jener war. Es war eben zufällig mein Vater, an den sich Mrs. Winthrop gewandt hatte, und warum sollte er der Dame nicht das Vergnügen lassen, in der Öffentlichkeit als Wohltäterin dazustehen? Mein Vater hatte es »nicht nötig, damit Wind für sich zu machen!«
Das ging nun schon eine halbe Stunde so hin und her. Der junge Driggs war 42 nicht auf den Mund gefallen. Ein hübsches Gesicht, blonde Haare, ein gutgewachsener Körper. Nur sah er nicht so aus, wie ich jene Amerikaner kannte, die von Vaters Geld ein paar lustige Jahre in Frankreich verleben, eine Jacht besitzen, eine Filmdiva als Freundin haben, und dann ganz überraschend mit einem abgeschlossenen Studium in die Staaten zurückkehren.
Ich hatte das Gefühl, dieser Mr. Driggs müsse ein ganz einfacher Mensch sein, der nur das große Los gezogen hatte, seines Vaters Sohn zu sein.
Mr. High hatte Bernie Frost aufs Korn genommen.
Frost war nicht allein gekommen. Er schleppte ein beachtliches Bündel Akten mit sich, und er begnügte sich damit, aufzuzeigen, wie weit seine Befugnisse gingen, wie tief er Einblick in die Verhältnisse im Home of Peace besaß.
Natürlich war es möglich, dass er von nichts etwas wusste. Niemand konnte ihm das Gegenteil beweisen.
Ich sah Mr. Highs missmutige Miene. Aber die verwandelte sich schlagartig, als Parkinson begann.
»Was haben Sie eigentlich zur Aufklärung des Todes dieses mysteriösen Mr. Steiner getan?«, wandte der Anwalt sich an unseren Chef. In seiner Stimme lag Spott
»Wir haben das getan, was Sie heute zu uns hergeführt hat. Ist das nicht genug? Eine Entführung aus dem Hospital, ein Mordversuch nach einem Verhör unter Bedrohungen, anschließend ein Gangsternest ausgehoben mit einem Rauschgiftlager, das für die Süchtigen New Yorks für Jahre ausreichte? Was wollen Sie noch?«
Parkinson hörte gar nicht auf Mr. Highs Worte.
»Haben Sie Steiners Vergangenheit untersucht?«
Er machte eine Pause, aber Mr. High antwortete nicht.
»Haben Sie ein Motiv für den Mord gesucht und gefunden? Haben Sie nach Feinden Steiners gesucht?«
Der Chef lächelte. »Reden Sie weiter, Mister Parkinson.«
»Um den falschen Verdacht, den dieser Mordfall auf meinen Klienten geworfen hat, endgültig zu beseitigen, habe ich mich entschlossen mit Hilfe eines anerkannten Privatdetektivs den Mord an Steiner aufzuklären. Während Sie hier ungeheuere Beschuldigungen gegen ungescholtene Staatsbürger ungestraft aussprechen, lassen Sie den wahren Mörder frei herumlaufen.«
Mister High wurde ein wenig blass, aber er schwieg weiter. Mir zuckte es in den Händen, und ich wäre am liebsten aufgesprungen, um dem famosen Anwalt eine tüchtige Tracht Prügel zu verabreichen.
»Wer hat Sie vorgestern Nacht in Ihrer Wohnung angerufen, Mr. Cotton?«, wandte Parkinson sich an mich.
»Natürlich Mr. Steiner«, antwortete ich.
Parkinson lachte ironisch.
»Da irren Sie sich. Können Sie beweisen, dass Mr. Steiner Sie angerufen hat? Kannten Sie seine Stimme?«
»Nein, seine Stimme kannte ich nicht. Aber…«
»Ich weiß«, fiel mir Parkinson ins Wort. »Sie gaben Steiner Anweisungen, die dieser ausgeführt hat. Nehmen Sie an, der Mann, welcher Steiner umgebracht hat, wollte Sie auf die falsche Fährte bringen. Also rief er bei Ihnen an. Er erzählte die Geschichte von Mr. Driggs und dessen Aussagen, die von Anfang bis Ende erlogen waren. Dann verließ er die Wohnung und wusste, dass Sie überzeugt sein würden, Mr. Steiner sei von Mr. Driggs oder in dessen Auftrag umgebracht worden.«
Parkinson machte eine Pause und genoss seinen Triumph. Was Parkinson uns erzählt hatte, war durchaus möglich. Einen Augenblick hatte ich sogar das Gefühl, dass es so gewesen sein müsse. Aber nur einen Augenblick lang. Ich sagte:
»Was ist mit meiner Entführung?Vergessen Sie nicht, dass ich nicht als Jerry Cotton, sondern als schwer verletzter Mr. Steiner entführt wurde.«
»Dafür gibt es eine ganz einleuchtende Erklärung. Dieser Steiner war ein Verbündeter der Gangster in dem Home of Peace. Er machte Schwierigkeiten, wollte sie verpfeifen oder abspringen, also beschlossen seine Kumpane, ihn aus dem Weg zu räumen. Als sie erfuhren, dass er noch lebte, versuchten sie sofort, ihn in ihre Hände zu bekommen. Sie mussten ja wissen, was er von seinen Kenntnissen über die Gangster bereits weitererzählt
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