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0134 - Das Grauen kam aus Grönland

0134 - Das Grauen kam aus Grönland

Titel: 0134 - Das Grauen kam aus Grönland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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vermochte? War der Mann, dessen Leib zum Wirtskörper für dieses Scheusal geworden war, nicht mehr zu retten?
    Ich hätte mehr Hoffnung gehabt, wenn aus der verletzten Ader rotes Blut geflossen wäre. So aber geriet ich leicht ins Wanken. War vielleicht alle Mühe, die ich mir machte von vornherein zum Scheitern verurteilt?
    Sollte ich nicht länger mein Leben für etwas aufs Spiel setzen, das nicht mehr zu realisieren war?
    Das grüne Monster griff nach seiner verletzten Schulter. Als es das schwarze Blut auf seinen Fingern sah, überwand es seine Furcht vor meinem Silberkreuz und griff mich an.
    Ein harter Treffer schleuderte mich zu Boden.
    Ich rollte herum.
    Die Bestie versetzte mir einen gemeinen Tritt. In meinem Brustkorb explodierte ein glühender Schmerz. Ich biß die Zähne zusammen und kämpfte mich hoch. Die Krallenfaust raste auf mich zu. Ich konnte den Kopf noch im allerletzten Moment zurücknehmen.
    Mit dem Dolch stach ich zu.
    Die Klinge traf die Faust.
    Abermals brüllte das Scheusal. Ich setzte nach. Der Dolch erwischte das Höllenwesen an mehreren Stellen. Wenn die Klinge nicht geweiht und aus Silber gewesen wäre, hätte ich mit meinen Attacken wohl kaum diesen durchschlagenden Erfolg gehabt.
    Das Monster wich blutend zurück.
    Es war unsicher auf den Beinen.
    Das war meine Chance, die ich unverzüglich nützen mußte. Blitzschnell nahm ich das Kruzifix ab. Meine stärkste Waffe, die mir schon so oft das Leben gerettet hatte.
    Ich wickelte die Kette um meine Hand, sprang auf das Scheusal zu und preßte ihm das Kreuz mitten ins abstoßende Gesicht. Jetzt brüllte es, daß die Wände wackelten.
    Ich verstärkte den Druck und rief die Namen der vier Erzengel, deren Anfangsbuchstaben sich in die Kruzifixbalken eingeprägt hatten: »Michael! Gabriel! Raphael! Uriel!«
    Es zischte.
    Es roch nach verbranntem Fleisch.
    »Weiche, Dämon! Weiche!« schrie ich.
    Die Kraft des Lichts fraß sich in die Bestie. Das grüne Monster torkelte zurück. Es stieß schaurige Laute aus. Aus seinem aufgerissenen Maul stiegen gelbe Qualmwolken.
    Die vernichtende Kraft meines Kreuzes bekämpfte das Böse. Das Wesen brach zusammen. Es fiel auf die Knie. Der Qualm hüllte seinen häßlichen Schädel ein. Ein wilder Kampf tobte in dem Körper, den ich retten wollte. Stellenweise nahm er menschliches Aussehen an.
    Aber die Verbindung zwischen Mensch und Dämon war zu intensiv.
    Nicht einmal die Kraft meines Kreuzes vermochte das Gute vom Bösen zu trennen. Es rumorte in dem zuckenden Leib. Etwas blähte den widerlichen Monsterschädel auf. Doppelt so groß wurde er.
    Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück.
    Im selben Moment zerplatzte der Kopf des Ungeheuers.
    Eine heiße Welle raste auf mich zu und nahm mir den Atem. Die gelbe Wolke, die hinterherkam, nahm mir für wenige Augenblicke die Sicht.
    Und als sie zerfaserte, lag ein Mensch vor mir.
    Ein Mensch ohne Kopf!
    ***
    Um mich drehte sich alles.
    Alles umsonst! hallte es in meinem Hirn. Alle Anstrengungen, die du unternommen hast, waren vergeblich. Du konntest nicht gewinnen. Eine fürchterliche Wut packte mich.
    Zum Teufel, woher kam das Böse?
    Auf welche Weise ergriff es von den Menschen Besitz?
    Wo war die Wurzel des Übels? Ich mußte sie suchen. Intensiver denn je. Und ich mußte sie finden. Damit nicht schon bald das nächste grüne Monster Londons Straßen unsicher machte.
    Ich starrte erschüttert auf den kopflosen Unbekannten. Wen hatte ich vor mir? Was für eine Vorgeschichte hatte sein Erscheinen in den nächtlichen Straßen unserer Stadt? Wer hatte ihn zu dem gemacht, was ich bekämpfen mußte?
    Obwohl die Luft miserabel war, pumpte ich sie tief in meine Lungen. Vielleicht war ich ein bißchen vom Erfolg verwöhnt. Irgendwann mußte ja mal der Rückschlag kommen.
    Jetzt war es soweit.
    Und ich litt darunter.
    Ich steckte meinen Dolch weg, machte auf den Hacken kehrt und verließ die Kläranlage. Wieder hallten meine Schritte gespenstisch laut von den Wänden zurück. Mit dem Taschentuch wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, und es nagte fortwährend in mir, daß ich es nicht geschafft hatte, diesen Menschen zu retten.
    Inspektor Ben Willoby kam auf mich zu. »Mein Gott, Mr. Sinclair. Wie sehen Sie aus? Ist Ihnen nicht gut?«
    »Ich habe mich schon mal besser gefühlt«, gab ich zu.
    »Sind Sie dem grünen Monster begegnet?«
    »Ja.«
    »Konnten Sie es erledigen?«
    »Leider ja.«
    Der Inspektor blickte mich verdattert an. »Leider? Sollten Sie

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