0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
rasselnd ging das Skelett vor Ansu Tanaar in die Knie und senkte den Totenschädel. Ihre linke Hand legte sich auf den Schädel des Knochenmannes.
Fassunglos beobachtete Ynnchaahr die Unterwerfungsgeste seiner Kreatur. Er wich etwas zurück.
»Ihr alle werdet mir, nur noch mir gehorchen«, stellte Ansu Tanaar fest.
»Wir dienen dir und gehorchen dir«, rasselte der Knochenmann mit klappernden Zähnen.
»So - sterbt! Schwindet dahin für alle Ewigkeit, auf daß eure Seelen Ruhe finden!« befahl Ansu Tanaar.
Stirnrunzelnd verfolgte Zamorra, wie die Skelette dem Befehl sofort nachkamen, einfach zerfielen, sich auflösten. Nur Staub blieb zurück.
»Nein…« keuchte Ynnchaahr. »Das ist unmöglich! Du kannst keine Macht über sie haben, nicht du… sie sind meine Kreaturen!«
Die Prinzessin, die Pristerin, lachte hell.
»Ynnchaahr, auch über dich habe ich Macht!« Sie hob das Schwert wieder, richtete es auf den Dämon - und schleuderte es!
Wie ein heller, schimmernder Blitz raste das Schwert durch die Luft, folgte dabei einer absoluten Gerade und verriet damit die unfaßbare Kraft, die hinter dem Wurf saß. Die Klinge fuhr direkt in den Schuppenkörper des Dämons, der nicht mehr rechtzeitig auszuweichen vermochte.
Ynnchaahr schrie. Es war der Todesschrei einer unmenschlichen, furchtbaren Kreatur, die den Abgrund der ewigen Verdammnis vor sich sah.
Es war blitzschnell zu Ende.
Ynnchaahr starb und zerfloß als stinkende, schleimige Masse. Ein Dämon hatte sein Ende gefunden.
Nur das Schwert steckte aufrecht im Boden, und der Kristall funkelte hell. Es war, als sauge er sämtliche magischen Energien, die der zerfließende Drachenkörper noch besaß, in sich auf.
***
Ansu Tanaar wandte sich um. Vor ihrer Brust hing noch immer Zamorras Amulett, das er ihr zur Erweckung aufs Herz gelegt hatte. Es hing dort völlig frei, von magischer Kraft gehalten. Jetzt nahm sie es ab und reichte es ihm zurück.
»Es ist nicht mein, und ich brauche es nicht«, sagte sie. »Du aber wirst es noch oft benötigen, denn in ihm wohnt ein Teil deines Lebens. Ich spüre es.«
Nicole sah sie fragend an. »Du lagst hier im Schrein im Tiefschlaf. Wie konntest du mich dann in unserer Dimension erreichen?«
Die lemurische Priesterin lächelte.
»Wie ich dem Dämon schon zurief -Leonardo de Montagne machte damals einen Fehler, ohne es zu wissen. Während ich schlief, verstärkten sich meine magischen Kräfte ständig. Gleichzeitig vermochte ich meinen Gesit auszusenden und die für uns undruchdringliche Barriere um die Weiße Stadt zu durchstoßen. So erfuhr ich, daß Zamorra einem von Ynnchaahr hervorgerufenen Unfall zum Opfer fiel. Es war Zufall, daß gleichzeitig unser Erster Bürger Zamo Rra verunglückte und ein Schamane eine Heilbeschwörung vornahm. Doch er wollte nicht Zamo Rras Seele ins Leben zurückrufen, sondern den Montagne beschwören. Er ahnte nicht, daß jener längst tot ist, und sein Ruf erreichte die frei werdende Seele Zamorras, der sich in Zamo Rras Körper wiederfand.«
»Diese Namensgleichheit«, stieß Professor Zamorra hervor. »Sie kann kein Zufall sein!«
»Sie ist auch kein Zufall«, löste Ansu Tanaar das Rätsel. »Zamo Rra ist ein Nachfahre des Montagne, der sich mit einer Lemurerin einließ, während er in dieser Dimension weilte. Zamo Rra ist ein Sproß einer späten Nachfolgegeneration. Doch weiter… ich wußte, daß Zamorra also noch lebte, und ich sah in seiner Seele die Frau, die darin wohnt. So rief ich jene, die verzweifelte, und ließ ihr Botschaften zukommen. Sie folgte dem Ruf und gelangte nach hier, um Zamorra zurückzuholen. Nun aber muß es sich zeigen, ob die Schranke der Welten durchlässig wurde, ob eine körperliche Rückkehr möglich ist.«
»Mit dem Amulett«, stieß Zamorra hervor. »Leonardo schaffte es auch mit seiner Hilfe.«
»Er war allein. Ihr seid zu zweit - wir sind zu dritt, denn auch ich werde diese Dimension verlassen. Ich fühle, daß es nur von außen gelingen kann, die Weiße Stadt in ihre Ursprungswelt zurückzuholen.«
»Dann wird Lemuria wiederkehren…« flüsterte Nicole.
Ansu Tanaar nickte. »Vielleicht. Und vielleicht bricht dann ein neues goldenes Zeitalter an, für euch wie für uns. Jetzt aber laßt uns nicht länger zögern.«
Zamorra sah auf den toten Prinzen. »Was geschieht mit Smok Arilann?« fragte er.
»Mein Herz trauert«, verriet Ansu Tanaar. »Doch ihn vermag ich nicht ins Leben zurückzurufen. Er ist tot, und er wird es bleiben, doch die
Weitere Kostenlose Bücher