0135 - Der Moloch
den Kopf, als sie nach links schaute und die blassen Gesichter sah.
Sie leuchteten wie Fratzen, hin und wieder zuckte ein Reflex über die Haut.
Ihre Blicke saugten sich an Janes Körper fest. Stimmen wisperten im Hintergrund.
»Das ist sie – das ist die erste…«
»Sie sieht hübsch aus, nicht?«
»Ja, der Moloch will nur Hübsche…«
Lachen.
Dann kam Ireus. Und sofort verstummten die Gespräche. Dem Mann folgten die anderen sechs Frauen.
An der Spitze ging Charity.
Jane wandte ein wenig den Kopf, schaute Charity an, doch die hatte den Blick gesenkt. Die Detektivin spürte, daß das Girl Angst hatte. Angst vor der Zukunft.
Ireus wies die Frauen ein. »Stellt euch vor der Bar auf«, sagte er, und die Girls gehorchten.
In einer Reihe blieben sie stehen.
Ireus war zufrieden.
Fehlte nur noch eine.
Jane Collins!
»Du«, sagte er und wies mit dem Finger auf Jane. »Du gehst auf die Tanzfläche und bleibst dort!«
Jane dachte an die Schläge, die sie erhalten hatte. Es war besser, wenn sie gehorchte.
Mit langsamen Schritten ging sie auf die Tanzfläche zu und blieb in deren Mitte stehen.
Sie wandte den Dienern des Molochs den Rücken zu und spürte die Blicke förmlich auf ihrer nackten Haut brennen. Eine Gänsehaut rieselte über den Körper. Sie fröstelte.
Es wurde still. Selbst die Diener des Molochs wagten kaum zu atmen. Jeder wartete auf sein Auftauchen.
Und er kam.
Noch war er nicht zu sehen, aber zu hören. Ein Schmatzen und Schlürfen, Hecheln und Keuchen, das Klatschen nackter Füße auf dem Boden, ein drohendes Knurren, dann erschien er.
Ein gewaltiger Schatten tauchte in der Türöffnung zum Nebenraum auf. Eine immense Bestie, die nicht durch die Tür paßte und sich deshalb bücken mußte.
Der Schatten wurde länger, verzerrte sich, als er seinen Oberkörper nach vorn beugte, und dann stand er im Raum.
»Der Moloch«, flüsterte eine Frau beinahe andächtig.
Ja, es war der Moloch.
Er drehte sich, blickte zur Tanzfläche hin und hatte nur Augen für Jane Collins.
Das erste Opfer.
Jane schaute nicht zur Seite, sie sah den Moloch an, und sie erschrak bis ins Mark vor dessen Scheußlichkeit.
Nein, von dieser Bestie durfte sie keine Gnade erwarten. Nur eins – den Tod…
***
Bill Conolly verzog das Gesicht, als Costello mit dem Waffenlauf zuschlug. Der Reporter sah mich zusammenbrechen, und der Hoffnungsfunke, den er bis jetzt noch gehabt hatte, erlosch jäh.
Costello würde Sieger bleiben.
Bill wollte aber nicht sterben. Noch dachte der Kerl daran, nur John in die Wanne mit Säure zu werfen, auf ihn, Bill, achtete er nicht. Er glaubte ihn noch immer in tiefer Bewußtlosigkeit.
Aber der Reporter war wieder da. Zwar mit schmerzendem Schädel, doch er konnte sich bewegen.
Und er nutzte es aus.
Bill rollte sich auf Costello zu, der dabei war, mich hochzuhieven, um meinen Körper dann über den Wannenrand zu wuchten.
Plötzlich bekam der Reporter Angst, es nicht mehr zu schaffen.
Er beeilte sich noch mehr, rollte sich immer wieder um die eigene Achse und war fast da.
Costello keuchte. Er hatte mit meinem Körper zu tun. Da er selbst so schwer atmete, hörte er auch nicht die Geräusche, die Bill Conolly verursachte.
Dann war der Reporter so nah, daß er die Beine anziehen konnte.
Bill strengte sich an. Er wollte dem Kerl beide Füße in den Rücken rammen, damit er in die Wanne fiel. Hier ging es jetzt auf Leben und Tod, Rücksicht war fehl am Platze.
Ennio Costello schien einen sechsten Sinn für Gefahr zu besitzen.
Genau in dem Augenblick, als Bill zutreten wollte, kreiselte er herum. Instinktiv drehte er sich dabei ein wenig, und so traf ihn der Tritt nicht voll, sondern nur an der Seite. Er wurde zwar zurückgestoßen, konnte sich jedoch mit der rechten Hand am Wannenrand abstützen.
Bevor Bill ein zweites Mal seine gefesselten Beine nach vorn wuchten konnte, reagierte Costello.
Wütend brüllte er auf und warf sich auf den Reporter zu. Er vergaß seine Kaltblütigkeit in diesen Augenblicken, und das war Bill Conollys Glück.
Mit beiden Fäusten drosch Costello auf den Reporter ein. »Du verdammter Hund!« schrie er. »Du Bastard! Ich werde es dir zeigen. Da, da, da!«
Bill hatte seine gefesselten Arme hochgerissen, und es gelang ihm, einen Großteil der Schläge abzuwehren. Er versuchte gleichzeitig, sich aus der unmittelbaren Reichweite des Mannes zu rollen.
Da Costello mit Bill beschäftigt war, bekam ich die Zeit, mich zu erholen.
Der letzte Schlag hatte
Weitere Kostenlose Bücher