0135 - Der Moloch
war, denn er begann zu kichern.
»Ja, Bulle, es ist Säure, was du da gerochen hast. Sie wird dich und deinen Partner fressen.«
»Machen Sie das immer so?« fragte ich.
»Was?«
»Daß Sie Menschen in Säure auflösen.«
»Nein. Nur bei solchen, die wirklich spurlos verschwinden müssen. Die Reste, falls mal welche übrigbleiben, packe ich in die Urnen mit der Asche Verbrannter zusammen. Denn wer schaut sich schon solche Urnen an? Oder sieht hinein?«
Da hatte er recht. Dieser Kerl hatte eine teuflische Methode erfunden, um Menschen zu beseitigen. Grausam…
Erst ich, dann Bill…
So die Reihenfolge.
»Trotzdem werden Sie es nicht schaffen«, sagte ich.
Er zuckte zurück, und der Druck auf meiner Stirnmitte verschwand. »Wieso sollte ich es nicht schaffen?«
»Weil man weiß, wo wir hingegangen sind.«
»Na und? Wenn man mich fragt, dann seid ihr eben wieder gegangen. Und Reste wird man nicht finden, dafür sorge ich.«
»Unsere Wissenschaftler stellen Ihnen die ganze Bude auf den Kopf«, versprach ich dem Kerl. »Die finden was, glauben Sie mir.«
»Ach, du willst dich nur rausreden, Bulle. Auf solch eine Chance habe ich schon immer gelauert. Bisher war es mir nicht vergönnt gewesen, einen Bullen umzulegen. Nein, umlegen ist der falsche Ausdruck. Töten will ich dich. Auflösen…« Er kicherte.
Dieser Kerl war unberechenbar in seinem Haß. Ich mußte mich wirklich vorsehen.
Was heißt vorsehen. Ich war ja doch wehrlos.
Da klingelte das Telefon. Es stand zwar vorn im Geschäft, doch in der Stille hörten wir das Läuten bis hier in den Leichenwaschraum.
Costello zuckte zusammen. Er schaute mich an, als würde er von mir eine Antwort bekommen.
Ich gab ihm auch eine. »Das sind bereits meine Kollegen, die mich suchen!«
Er schaute mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. Ich wußte nicht, ob er den Bluff geschluckt hatte.
Der Apparat klingelte weiter.
»Wollen Sie nicht abheben?«
Plötzlich grinste er. »Nein, Bulle, ich falle auf deine Tricks nicht herein. Woher willst du wissen, daß es deine Kumpane sind, die dich anrufen?«
»Wir haben eine Zeit verabredet.«
***
Sein Blick wurde lauernd. Er wollte etwas sagen, verschluckte die Worte jedoch, denn das Klingeln verstummte.
»Pech für dich«, sagte er schließlich. »Es hat nichts genutzt. Wenn es wirklich deine Kollegen waren, dann sollen sie ruhig weitersuchen.« Er streckte die Luger wieder weg. »Jetzt rettet dich nichts mehr, verdammter Bulle!«
Es wurde wirklich gefährlich, und ich merkte, wie sich meine Haut spannte. Auf einmal kam auch die Angst. Ich lag mit dem Rücken zur Wanne, konnte das Dampfen der Schwefelsäure nicht sehen, doch ich glaubte, daß der Geruch intensiver geworden war.
Was sollte ich tun?
Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Dieser Kerl war fest entschlossen, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Wäre ich nicht so rasch aus meiner Bewußtlosigkeit erwacht, läge ich sicherlich jetzt schon in der Wanne, und mir täte nichts mehr weh. So verdankte ich mein Leben bisher der eisernen Konstitution.
Es sah böse aus.
Ennio Costello beugte sich wieder vor, um seine Hände um meine Schultern zu legen.
Da sagte ich: »Wenn Sie mich schon töten, dann möchte ich gern wissen, aus welchem Grund?«
Er zuckte zurück. »Weil du mir in die Quere gekommen bist.«
»Wobei?«
»Bei meinem Weg an die Spitze.«
»An die der Mafia?« höhnte ich. »Das glaube ich kaum, dazu haben Sie nicht das Format.« Jetzt provozierte ich ihn bewußt.
»Du täuschst dich, Polizist. Ihr alle täuscht euch. Lange genug habe ich die Drecksarbeit machen müssen.«
»Für Ihren Bruder?«
»Genau. Für meinen Bruder. Denn er ist der große Boß, hat sich immer aufgespielt. Ich mußte für ihn die Leichen verschwinden lassen. Er hat mich aus Neapel geholt und mir hier das Beerdigungsunternehmen aufgebaut. Dafür zahle ich nun. Ich stehe in seinem Schatten. Wenn von Costello gesprochen wird, dann immer nur von ihm. Nie von mir. Aber das wird sich ändern, das schwöre ich dir. Bald bin ich der große Boß. Bald, sehr bald…«
»Was hat das alles mit der Entführung des Mädchens zu tun?« wollte ich wissen. »Warum haben Sie es kidnappen lassen?«
»Ich nicht.«
»Sondern?«
»Ireus ist allein dafür verantwortlich. Durch ihn komme ich an die Macht. Wir beide werden in der Unterwelt regieren, und wir haben einen mächtigen Helfer.«
»Wen – den Satan?«
»Vielleicht auch ihn. Aber Ireus hat einen anderen,
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