0135 - Der Moloch
den Moloch!«
Endlich zeichnete sich eine Verbindung zu dem Monster ab, das Shao beschrieben hatte.
Der Moloch!
Was war er, wo kam er her?
»Du kennst ihn nicht, wie?« fragte Costello.
»Nein.«
»Wo er herkommt, weiß ich auch nicht. Aber ich habe ihn hier versteckt. Und Ireus hat ihn mitgenommen. Er ist mit ihm auf Tour gegangen, hat die Mädchen mit den langen, blonden Haaren gesucht und auch gefunden. Denn Mädchen braucht er, der Moloch. Er wird erstarken. Durch die Kraft der Blondinen wird er stark werden. Sieben Mädchen. Sieben Leben, die ihm gehören.«
»Was macht er mit ihnen?«
»Er nimmt ihnen die Lebenskraft.«
»Also töten?«
»Ja.«
Jetzt wußte ich genau, welches Schicksal Jane Collins bevorstand.
Und ich konnte nichts tun.
Verdammt, auch…
»Und wo steckt sie?« fragte ich.
Costello schüttelte den Kopf. »Das werde ich dir nicht verraten. Du sollst in dem Bewußtsein der Hilflosigkeit sterben. Es gibt keine Chance mehr für dich und deinen Kollegen.«
»Wird dir der Moloch gehorchen?«
»Indirekt, denn er hört auf Ireus. Dieses Monster ist ihm Untertan, und Ireus ist mein Mitarbeiter. Er tut das, was ich ihm sage. Und der Moloch ist unbesiegbar. Wenn man auf ihn schießt, dann wird er die Kugeln fressen. Sie machen ihm nichts aus. Ich setze mich an die Spitze der Mafia. Zudem bin ich nicht allein. Es gibt in London Menschen, die den Moloch verehren, die ihn für ihren Götzen halten. Sie treffen sich heute abend zu einer Feier des Schreckens und sehen zu, wie der Moloch erstarkt.«
Ja, er würde erstarken, wie ich die Lage sah. Denn unsere Chancen, dies zu verhindern, waren verdammt gering.
Ich hatte während des Gesprächs versucht, meine Fesseln zu lockern. Das war mir nicht gelungen. Ich konnte zwar die Hände drehen, aber die Schlaufen und Knoten waren so raffiniert angelegt, daß ich sie nicht aufbekam.
Dieser Costello verstand sein Handwerk.
»Und jetzt rettet dich nichts mehr, Bulle!« sagte er mir ins Gesicht, wobei seine Stimme vor Haß klirrte.
»Wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen?« fragte ich. »Ich könnte ein gutes Wort für Sie einlegen. Wenn Sie gegen Ihren Bruder aussagen und dabei den Kronzeugen spielen, werden Sie längst nicht so schlimm bestraft.«
»Nein, verdammt noch mal. Nein!« schrie er.
Da wußte ich endgültig, daß meine Lebensuhr langsam ablief. Er ging um mich herum. Mich vom Rücken her unter beide Achseln zu fassen, war bequemer.
Ich spürte seine Hände, machte mich schwer, wurde aber trotzdem angehoben.
Mein Sichtfeld war jetzt frei. Ich konnte einen Blick auf Bill Conolly werfen und sah, wie er sich bewegte.
Bill war aus der Bewußtlosigkeit erwacht.
Er lächelte mir knapp zu.
Sah er noch eine Chance? War es ihm vielleicht gelungen, die Fesseln zu lösen?
Ich konnte nur hoffen…
Inzwischen schleifte mich Costello auf die Wanne zu. Meine Hacken kratzten über den Boden, der ätzende Säuregeruch wurde stärker. Ich wagte kaum zu atmen, denn ich spürte das Brennen und Kratzen auf den Schleimhäuten.
Dann ließ Costello mich fallen.
Ich befand mich bereits so dicht an der Wanne, daß ich mit dem Hinterkopf gegen den Stein schlug.
Ein Blitz zuckte vor meinen Augen auf. Sekundenlang drohte mir eine erneute Bewußtlosigkeit. Ich schaffte es, erfolgreich dagegen anzukämpfen.
»So, und nun zum Schluß«, sagte Costello und hievte mich abermals hoch. Er drehte mich dabei herum, so daß ich auf die Wanne schauen konnte. Ich sah die wabernden Säuredämpfe über dem Rand und wehrte mich mit aller Kraft.
Ich schleuderte meinen Körper herum, zog die Beine an, stemmte mich ab und trat dem Kerl gegen die Kniekehlen.
Wütend brüllte er auf.
Dann zog er seine Waffe.
»Verdammter Bulle!« zischte er und hieb mit dem Lauf zu.
Er traf meinen Nacken.
Ich zuckte zusammen, spürte den Schmerz und gleichzeitig die Apathie, die meinen Körper ergriff.
Ich wurde nicht bewußtlos, aber mir war alles egal. Jede Bewegung geschah in Zeitlupe. Ich rutschte wieder zu Boden, und der Kerl fing mich ab.
»Jetzt rettet dich nichts mehr!« sagte er und hievte mich hoch…
***
Jane hatte ihre Strafe erhalten.
Ireus war wie von Sinnen gewesen. Er hatte kein Messer genommen, sondern den Totschläger.
Vielleicht hätte er sich völlig vergessen, wenn nicht Charity und die anderen dazwischengefahren waren.
Jane hörte sie schreien. »Laß sie. Sie ist noch neu, sie kennt das Spiel nicht.«
Ireus hörte tatsächlich auf. Er fuhr herum
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