0135 - Wächter in der Einsamkeit
Ausmaßes wirbelte das Gestein immer im Kreise herum, zog es dabei allmählich höher und beförderte es hinauf in die Fortsetzung des Schlauches, die sich immer mehr verjüngte, je höher sie reichte. Das geraubte Material der Planetenoberfläche verdichtete sich entsprechend - es wurde regelrecht vorkomprimiert. Oben im Himmel wurde der dunkle Saugstrahl zu einem feinen Strich, der im Leib eines Fragmenters endete.
Captain Harras umflog den Saugstrahl und ließ die Gazelle dann senkrecht nach oben steigen, dem Feind entgegen.
Sie näherten sich zusammen mit fünf anderen Gazellen und drei Flugpanzern dem scheinbar unbeweglich stehenden Fragmentschiff, mehr als achtzig Kilometer über der Oberfläche.
„Lassen Sie die Narkosegeschütze pausenlos feuern!” wies Rhodan die Kommandanten an. „Wenn sich keinerlei Wirkung zeigt, das Feuer nach zehn Minuten einstellen!” Rein äußerlich geschah zunächst überhaupt nichts, weil die Strahlen der Geschütze unsichtbar blieben. Trotzdem stand fest, daß die paramechanischen Narkosestrahlen mühelos den Relativ- Energieschirm des Posbi-Schiffes durchschlugen und bis ins Innere vordrangen. Es kam nur darauf an, daß die Plasma- Komponenten der Posbi-Gehirne paralysiert wurden.
Rhodan wartete mit höchster Konzentration.
Dann bat er Harno, als Bildübermittler zu fungieren.
Die Kugel wurde groß und weiß. Auf der Oberfläche wurden allmählich Einzelheiten erkennbar. Lautlos glitten unförmige Schatten in den endlosen Gängen des fremden Schiffes hin und her. Sie bewegten sich mechanisch und zielbewußt, als würden sie von unsichtbaren Fäden gezogen. Diese Fäden, wußte Rhodan, waren die Befehlsimpulse des Robotkommandanten.
„Kannst du mir die Richtung angeben, in der sich der Kommandant aufhält?” fragte Rhodan die Kugel. „Dann kann ich die Narkosegeschütze genau darauf einrichten.” Er bekam einige Daten und gab sie an den Geschützoffizier weiter.
Der Strahl des Narkosegeschützes bündelte sich, konzentrierte sich und bestrich nun die Kommandozentrale des Fragmenters.
Der Roboter, der von dort aus den Einsatz leitete, stand Sekunden unter schwerstem Beschuß.
Dann schlief sein Plasma ein.
„Das Wimmern ist wieder da!” flüsterte John Marshall plötzlich, der zusammen mit Gucky versuchte, die ‚Gedanken’ des Plasmas aufzufangen. Rhodan wußte sofort, was gemeint war. In Bedrängnis geraten, baten die Posbis ihre Gefährten um Hilfe.
Ihnen ging es nicht um ihre äußere Hülle, sondern nur um das ,Innere’, jenes rätselhafte Zellgewebe, das ihnen Gefühle und einen gewissen Grad von Intelligenz verlieh. „Gleich wird er senden.” Rhodan schaltete seinen Mikroempfänger ein, der auf die Impulsfrequenz der Posbis eingestellt war. Mit ihnen ließen sich ihre Sendungen empfangen. Es war die gleiche Methode, mit der auch Captain Morath sich mit dem Roboter auf dem schwarzen Planeten unterhalten hatte.
„Liebt das Innere, rettet das Innere!” Deutlich war es zu verstehen. Der letzte Hilferuf des Robotkommandanten!
Und dann brach in dem Schiff der Posbis das Chaos aus.
Zuerst konnte Rhodan sich nicht erklären, warum die einzelnen Arbeitsroboter auf die reinen Reparaturmaschinen losgingen und versuchten, sie außer Betrieb zu setzen. In dem fremden Schiff entbrannte eine regelrechte Schlacht zwischen einfachen Robotern ohne Denkplasma und den Maschinen. Mit unvorstellbarer Erbitterung prallten die beiden Parteien aufeinander.
Immer noch feuerten die Geschütze der Gazellen und Flugpanzer. Pausenlos berieselten sie das Plasma der Posbis mit ihren paralysierenden Strahlen und schläferten es immer mehr ein.
Nur aus einem mechanischen Unterbewußtsein heraus handelten die Posbis noch. Statt sich dem wahren Gegner zuzuwenden, griffen sie ihre eigenen Verbündeten an. Sie zerstörten ihre heißgeliebten Maschinen, als wären sie verrückt geworden.
Verrückt geworden ...
Rhodan begriff, daß die Wirkung der Narkosestrahlen den Haß auf alles Organische ins Gegenteil umkehrte. Sonst hieß ,organische Materie’ ihr erbittertster Gegner. Jetzt waren es Maschinen!
Aber dann ebbte die Revolte ab. Immer mehr Posbis verloren ihre Denkfähigkeit und wurden deaktiviert. Wo sie standen oder gingen, verharrten sie plötzlich und rührten sich nicht mehr. Ihr Zellplasma hörte auf, Befehlsimpulse auszusenden. Sie waren nichts mehr als tote Maschinen.
Rhodan registrierte diese Tatsache mit Interesse, aber er wußte auch, daß der Sieg nur ein
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