0136 - Bestien der Unterwelt
ihren Augen aus dem Dunst der Ferne auftauchte. Aber da wußte Meech schon wieder etwas Neues.
„Energieortung”, sagte er. „Ein Boot mit laufendem Motor befindet sich in der Nähe der Insel.” Unter dem warmen Sonnenschein hatte Con-Ki die schützende Bootshülle längst wieder in den Rumpf versinken lassen. Der Fahrtwind schoß jetzt über die Windschutzscheibe hinweg. Die Insel tauchte auf. Con-Ki ließ das Boot sich ein paar Zentimeter aus dem Wasser heben und trieb es mit einem kräftigen Schwung fast eine Bootslänge weit die flache Küste hinauf. Gemächlich stieg sie aus.
Con-Ki ließ sich auf den sandigen Boden fallen, verschränkte die Hände unter dem Kopf und schaute in den blauen Himmel.
Ein paar Minuten entspannte sich das Mädchen. Es war, als wäre es hier draußen unmöglich, längere Zeit an Kule-Tats zu denken und sich die Laune mit der Erinnerung an seine unheimlichen Zuchtprodukte zu verderben. Als Con-Ki sich schließlich aufrichtete und ihre Instrumente aus dem Boot holte, war sie wieder glücklich und zufrieden, wie sie es immer gewesen war, bevor der Ara auftauchte.
Gewissenhaft durchforschte sie mit dem kleinen Radarlot die umliegenden Gewässer. Sie beobachtete eine Serie von Reflexen, die auf das Vorhandensein eines Zwölfaugen-Schwarms hinwies. Sie sah auf die Uhr und nickte befriedigt. Um diese Zeit erwartete man die Zwölfaugen hier zu finden.
Denn für die Dreifüßer war jetzt Laichzeit, und es gab nichts, was die Zwölfaugen lieber fraßen als Dreifüßer.
Geduldig suchte sie das Wasser weiter ab. Es dauerte nur ein paar Minuten, da fand sie die verwaschenen, unruhigen Reflexe, die die aufgeschwemmten Körper der Dreifüßer erzeugten. In Wirklichkeit waren die Dreifüßer viel größer als ihre grimmigsten Gegner, die Zwölfaugen. Aber sie besaßen nur unzureichende Abwehrmittel. Den Zwölfaugen mit ihren lähmenden Giften, den spinnwebfeinen und doch so kräftigen Fangarmen und der Fähigkeit, vom Grund des Meeres aufgeklaubte Steinbrocken wie Kanonenkugeln abzuschießen, waren sie nicht gewachsen.
Gespannt verfolgte Con-Ki die Reaktion der Zwölfaugen. Sie hatten den Dreifüßer-Schwarm jetzt bemerkt. Ohne Zweifel hatten auch die Dreifüßer den Gegner entdeckt. Aber sie waren hierher gekommen, um zu laichen, wie sie es jeden Tag um diese Zeit taten. Nichts würde sie von dieser Beschäftigung abhalten können, mochten die Zwölfaugen auch noch so viele von ihnen verspeisen.
Die Zwölfaugen gingen jetzt zum Angriff über. Mit stetig zunehmender Geschwindigkeit schossen sie auf den Schwarm der Dreifüßer zu und stießen in ihn hinein. Es war mitleiderregend zu sehen, wie die Dreifüßer ihre Marschroute unverändert beizubehalten suchten, nur von dem Drang zum Laichen getrieben. Die Zwölfaugen dagegen machten der mustergültigen Ordnung bald ein Ende. Nach allen Seiten trieben die Leichen der Dreifüßer davon und verschwanden vom Bildschirm, sobald die Zwölfaugen sie aufgefressen hatten. Es dauerte nur eine Viertelstunde, da war der Appetit der Räuber gestillt. Sie waren ungeheuer gefräßig. Sie vertilgten in kurzer Zeit das Drei oder Vierfache ihrer eigenen Körpermasse. Sie ließen von den dezimierten Dreifüßern ab und verschwanden auf die hohe See hinaus.
Con-Ki war ganz beruflicher Eifer. Das Zwölfaugen-contra-Dreifüßer-Experiment war eines der wichtigsten, die im Augenblick liefen. Und sie war stolz darauf, daß man die Ausführung des Versuchs ihr übertragen hatte. Die Dreifüßer waren eine vergleichsweise hochentwickelte Art. Sie waren es, auf die es in diesem Experiment ankam. Die Zwölfaugen spielten nur die Rolle der unvermeidlichen Störung.
Sie waren Räuber, wie man sie in jeder Umwelt auf irgendeinem Planeten finden würde. Die Frage war: Siegte die Gefräßigkeit der Zwölfaugen oder die Fruchtbarkeit der Dreifüßer? War diese Frage beantwortet, dann hatte das große Projekt der akonischen Biophysik ein neues Stadium erreicht, einen weiteren Schritt getan auf dem Weg zum Ziel: dem Universal-Wesen, das als Gattung in jeder Umgebung überleben würde.
Con-Ki machte ein paar Notizen auf einen Block Schreibfolien, den sie aus dem Boot geholt hatte.
Das kleine Radarlot hatte sie noch nicht ausgeschaltet. Es galt, die Dreifüßer beim Abzug nach dem Laichprozeß zu beobachten und herauszufinden, ob die Zwölfaugen inzwischen irgendeine Kommunikationsmethode entwickelt hatten, so daß ein anderer Schwarm, der von dem ersten alarmiert worden
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