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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wurde getanzt. Die Stimmung war bestens, obwohl die ausgedehnte Tagesfahrt zu Ende ging.
    Shirley Jennings stand an der Reling. Sie trug Jeans und einen dicken Pullover mit halsfernem Rollkragen. Sie war brünett, trug einen Pagenschnitt und war das koketteste Ding an Bord.
    Sie war mit allen, die die Fahrt mitgemacht hatten, befreundet.
    Auch mit dem Besitzer der Yacht. Zwischen ihm und ihr war sogar mehr als Freundschaft. Manchmal. Er war ein Falter, flatterte gern von Blüte zu Blüte, kam aber immer wieder gern zu Shirley zurück.
    Sobald die Yacht ihren Liegeplatz erreicht hatte, sprangen zwei junge Männer von Bord und zurrten die Taue fest.
    »Hat euch der Ausflug gefallen?« fragte Douglas Arkin, der Yachtbesitzer. Er war erst 23 Jahre alt, und ohne das Geld seines schwerreichen Vaters hätte er sich den Kahn nicht kaufen können.
    Big Dad hatte einen Anteil an dem Schiff. Es gehörte Douglas nicht allein.
    »Prima war es!« rief eines der Mädchen.
    »Wann gehen wir wieder auf große Fahrt?« fragte ein Junge.
    »Wenn ihr wollt, nächste Woche.«
    »Okay. Wir nehmen dich beim Wort.«
    »Das könnt ihr«, sagte Arkin. Er legte seine Hand um Shirleys Mitte. Sein Lächeln war vielsagend. Er sah gut aus, ähnelte ein bißchen dem jungen Errol Flynn, und er hatte bei den Frauen denselben Erfolg wie dieser. »Und was tun wir beide noch?« erkundigte er sich.
    »Tut mir leid. Heute nicht«, sagte Shirley.
    »Hast du einen Grund, mich abzuweisen?«
    »Ich bin nicht in Stimmung. Ich bin müde. Außerdem ist es schon spät, und ich habe bestimmt wieder mit meiner Mutter einen Strauß auszufechten.«
    Während alle von Bord gingen, drehte Arkin das Mädchen zu sich. »Hör mal, warum ziehst du nicht aus? Du bist 20. Hast du es nötig, dir von deiner Mutter immer noch Vorschriften machen zulassen?«
    »Laß sie doch. Ich höre sowieso nicht hin.«
    »Es muß lästig sein.«
    »Nicht, wenn man es gewöhnt ist. Im Grunde genommen meint sie es ja nur gut mit mir. Sie will nicht, daß ich so auf einen Mann hereinfalle wie sie.«
    »Was für ein Mensch war dein Vater?«
    »Ein Säufer. Er hat meine Mutter bis zu seinem letzten Tag geschlagen. Sie war froh, als es damit vorbei war. Die Ehe war ein Martyrium für sie. Kein Wunder, daß die Frau verbittert ist.«
    »Wenn du möchtest, kaufe ich dir ein Apartment.«
    Shirley lächelte. »In dem ich dann sitzen muß wie ein Vogel im goldenen Käfig?«
    »Du hättest jede Freiheit. So wie bisher. Mehr sogar.«
    »Aber ich müßte da sein, wenn der Großmeister mit dem Finger schnippt, nicht wahr?« Shirley schüttelte den Kopf. »Nein, Douglas. Das würde mir nicht gefallen. Ich möchte von keinem Mann abhängig sein. Ich möchte ein Leben führen, wie es mir gefällt. Das könnte ich nicht, wenn ich in deinem Apartment wohnen würde. Trotzdem vielen Dank für das Angebot«, sagte sie und küßte ihn.
    Als sie von Bord ging, rief er: »Warte! So warte doch! Ich bringe dich nach Hause!«
    »Nicht nötig. Ich habe meinen Wagen da.« Shirley verabschiedete sich von ihren Freunden, begab sich zu einem kaffeebraunen Mini, stieg ein und fuhr als erste nach Hause.
    Zehn Minuten später stoppte sie den Kleinwagen vor dem Haus, in dem sie mit ihrer Mutter wohnte. Die Straße war dunkel. Zwei Lampen hintereinander waren ausgefallen.
    Als Shirley die Fahrzeugbeleuchtung abschaltete, war Nacht um sie herum. Im Haus brannte kein Licht mehr. Das Mädchen atmete auf. Wahrscheinlich war ihre Mutter zu Bett gegangen. Vielleicht hatte es ihr zulange gedauert, auf sie zu warten.
    Shirley Jennings stieg aus.
    Zwischen Büschen, die wie unheimliche schwarze Flecke anmuteten, war das Gekreische sich balgender Katzen zu hören. Shirley erschrak. Ihr stockte für einen Augenblick der Atem.
    Seit sie dieses Buch über einen Mädchenmörder gelesen hatte, der nachts Straßen wie diese unsicher gemacht hatte, war ihr in der Dunkelheit nicht mehr geheuer.
    Sie nahm sich wieder einmal vor, sich darüber zu beschweren, daß die Straßenbeleuchtung immer noch nicht funktionierte. Aber sie wußte, daß sie es morgen, wenn die Sonne zum Fenster hereinlachte, wieder einmal verschieben würde.
    Rasch begab sie sich zum Hauseingang.
    Sie schloß auf und trat ein.
    Um ihre Mutter nicht zu wecken, ging sie auf Zehenspitzen.
    Aber sie kam nicht weit.
    Als sie an der offenen Livingroom-Tür vorbeischlich, flammte drinnen das Licht auf, und im Sessel saß Mrs. Jennings, eine Frau um die 50, die dunkle Kleidung

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