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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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eine Nase für Leute bekommen, die sauber waren, und ich konnte sie sehr gut von jenen unterscheiden, die Dreck am Stecken hatten.
    »He!« rief ich. »Sie!«
    »Meinen Sie mich?«
    »Ist sonst noch jemand in der Nähe?«
    »Ich sehe niemanden.«
    »Na also.«
    »Was wollen Sie?« fragte er ungehalten. Natürlich war er mißtrauisch, obwohl ich rechtzeitig meine Beretta in der Schulterhalfter verschwinden lassen hatte. Die Pistole hatte er nicht gesehen. Aber wenn einen ein Mann mitten in der Nacht auf der Straße anspricht, ist es ratsam, vorsichtig zu sein.
    Um jedes Mißverständnis auszuräumen und um ihn ein wenig einzuschüchtern, zeigte ich ihm meinen Dienstausweis.
    »Scotland Yard!« sagte ich. »Oberinspektor John Sinclair.«
    Er hob die Brauen. »Habe ich etwas verbrochen?«
    »Haben Sie?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Dann haben Sie nichts zu befürchten. Ist Ihnen jemand begegnet?«
    »Wer sollte mir begegnet sein?«
    »Ich stelle die Fragen.«
    »Nein, ich habe niemanden gesehen, sind Sie hinter jemandem her?«
    »Denken Sie, ich renne zum Spaß nachts durch die Stadt?«
    Er grinste. »Das weiß man bei euch Bullen nie genau. Wen suchen Sie?«
    »Würde es Sie umwerfen, wenn ich sagte: ein Monster?«
    Er schaute mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln.
    »Also, wenn Sie so etwas suchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen«, sagte er dann.
    »Tatsächlich?«
    »Einmal hier um die Ecke. Vielleicht finden Sie da was Passendes.«
    Ein eigenartiger Hinweis. »Danke«, sagte ich trotzdem.
    »Darf ich jetzt weitergehen?«
    »Ja. Aber sauber bleiben.«
    »Ich kann’s ja mal versuchen.«
    Ich lief um die Ecke und stand Augenblicke später vor einem Gebäude, über dessen Eingang ein Schild hing, das mich beinahe magisch in seinen Bann schlug. Denn auf dem Schild stand in riesigen Lettern: DIE UNGEHEUER DER MADAME M. Und darunter: Erste Monster-Show Londons.
    Zufall?
    Oder gehörte das Biest, hinter dem ich hergewesen war, zu Madames unheimlicher Truppe? Es gab Schaukästen, aber keine Fotos.
    Dafür prangten grelle Aufkleber auf dem Glas.
    WOLLEN SIE DAS GRUSELN LERNEN? – KOMMEN SIE ZU MADAME M.
    BEGEBEN SIE SICH IN DAS REICH DES GRAUENS. – MADAME M. UND IHRE MONSTER ERWARTEN SIE.
    UNGEHEUERLICH, DIESE UNGEHEUER DER MADAME M.
    So und ähnlich lauteten die diversen Anreißer, die Neugierige in das Horrorkabinett locken sollten. Ich rüttelte an der Eingangstür.
    Ich schlug mit den Fäusten dagegen, doch niemand öffnete mir.
    War es möglich, daß eines der ausgestellten Monster zum Leben erwacht und durch die Stadt gelaufen war?
    Für mich stand fest, daß ich hierher zurückkehren würde, um mir Madame M. und ihre Figuren genau anzusehen.
    Doch nun mußte ich mich um Henry Taviss, Claire Biggers und Bill Conolly kümmern. Sie warteten auf meine Rückkehr.
    Von der nächsten Fernsprechzelle aus rief ich Scotland Yard an.
    Unser Eingreifen war im Handumdrehen organisiert.
    Wenig später war ich wieder im Kanalstollen. Taviss lebte nicht mehr. Claire hatte einen schlimmen Nervenzusammenbruch erlitten. Sie weinte ununterbrochen, war nicht zu beruhigen.
    »Er hatte schwer zu leiden«, sagte Bill. Seine Stimme klang kratzig. »Ich wollte, ich hätte etwas für ihn tun können.«
    Ich berichtete ihm, wie weit ich das Ungeheuer verfolgt hatte und erwähnte auch das Horrorkabinett der Madame M.
    Endlich trafen meine Kollegen ein. Der Polizeiarzt kümmerte sich um Claire Biggers. Taviss wurde wenig später in einen Zinksarg gelegt und fortgetragen. Finster blickte ich der Metallwanne nach, und ich schwor mir, dafür zu sorgen, daß der Tod dieses Mannes nicht ungesühnt blieb.
    ***
    Shirley Jennings hatte ihre Befehle. Etwas Seltsames war mit ihr passiert. Sie stand unter Hypnose, konnte aber dennoch klar denken. Die Angst vor Madame M. hatte sich verflüchtigt. Was geblieben war, war der Wunsch, diese Frau kennenzulernen. In dieser Nacht.
    Am liebsten wäre Shirley Jennings gleich aufgebrochen, doch sie hatte ihre Anweisungen, an die sie sich halten mußte.
    Nachdem Shirley den Hörer in die Gabel gelegt hatte, fragte Mrs. Jennings: »Was wollte sie von dir?«
    »Nichts«, antwortete Shirley einsilbig.
    »Aber sie hat doch lange mit dir gesprochen.«
    »Belangloses Zeug.«
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    »Nein.«
    »Du hast Geheimnisse vor mir?«
    »Es ist nicht wichtig, was Madame M. gesagt hat.«
    »Du kennst sie wirklich nicht?« fragte Mrs. Jennings ungläubig.
    »Ich habe sie noch nie

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