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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sich. Neugier war in ihrem Blick.
    »Ich bin Madame M«, sagte die Anruferin, und in ihrer Stimme war etwas, das Shirley Angst machte. Eine hypnotische Kraft ging davon aus. Sie schlug das Mädchen sofort in ihren Bann. Eiskalte Schauer rieselten Shirley über den Rücken.
    Sie sagte nichts.
    Sie stand nur da und lauschte der Stimme, die ihr Befehle erteilte.
    Ein großes Unglück nahm für Shirley Jennings damit seinen Anfang, aber davon wußte sie nichts, und auch ihre Mutter war ahnungslos…
    ***
    Ich lief keuchend durch den Kanalstollen, jederzeit damit rechnend, von der gefährlichen Bestie angefallen zu werden. Meine Finger schlossen sich fest um den Berettakolben. Ich wünschte mir im Moment nichts mehr, als das Ungeheuer vor die Mündung zu kriegen.
    Alle verfügbaren Kugeln hätte ich dem Monster in den Körper gejagt.
    Ich war auf hundert.
    Ständig hatte ich das verzerrte Gesicht von Taviss vor Augen. Er konnte nicht überleben. Nicht mit diesen schweren Verletzungen.
    Er mußte sterben, und meine verdammte Pflicht war es, dieses Schreckenswesen unschädlich zu machen, damit es nicht noch einmal tötete.
    Zur Zeit war mal wieder einiges los in London.
    Laufend verschwanden Menschen. Spurlos. Sie tauchten nicht wieder auf. Niemand wußte, wohin sie kamen. Sie waren einfach weg. Als hätte es sie nie gegeben.
    Aber zum Glück brauchte ich mich nicht auch noch darum zu kümmern. Meine Aufgabe war es, die Fälle mit dem übersinnlichen Hintergrund zu übernehmen. Ghouls, Werwölfe, Vampire – das fiel in meinen Zuständigkeitsbereich. Um verschwundene Personen hatten sich andere Kollegen zu kümmern.
    Daß diese Sache in meinen Fall hineinspielte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Ich hörte ein aggressives Fauchen und blieb sofort stehen.
    Die Bestie tauchte auf.
    Ich legte auf sie an und feuerte. Laut krachte der Schuß. Der Mündungsblitz zerriß die Dunkelheit. Das geweihte Silbergeschoß ging auf die Reise. Aber es traf nicht, denn das Ungeheuer brachte sich mit einem weiten Satz rechtzeitig in Sicherheit.
    »Mist!« entfuhr es mir.
    Ich rannte weiter. Hinter den patschenden, tappenden Schritten her. Das Scheusal schien zu wittern, daß ich ihm mit meinen Silberkugeln gefährlich werden konnte.
    Es stellte sich nicht zum Kampf, sondern zog es vor, das Weite zu suchen. Ich war gezwungen, ihm zu folgen. Wohin wollte es?
    Würde es dorthin zurückkehren, woher es gekommen war?
    Gab es etwa mehr von dieser Sorte? An einem Ort, den im Augenblick noch niemand kannte?
    Ich sprang über stinkende Pfützen, mußte an einer Leiter hochklettern, über eine Staumauer tänzeln, an Becken vorbeibalancieren.
    Nischen und Gänge boten dem Monster zahlreiche Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Ich verlangsamte meinen Schritt, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Meine Nerven waren straff gespannt. Ich versuchte, das unheimliche Wesen zu entdecken.
    Es verursachte kein Geräusch mehr.
    Lag es hier irgendwo auf der Lauer? Wartete es auf den günstigsten Moment, mir in den Rücken fallen zu können?
    Vorsichtig schlich ich vorwärts.
    Das Monster hatte es wirklich geschafft, das grüne Schimmern seiner geschuppten Haut abzustellen. Dadurch verriet es mir nicht mehr, wo es steckte.
    Ich blieb einen Moment stehen und lauschte.
    Ein rasches Klappern riß mich herum. Einen Sekundenbruchteil später schon gab es einen dumpfen Knall. So, wie wenn ein Gullydeckel zugefallen wäre.
    »Verdammt!« brummte ich.
    Das Monster hatte die Kanalisation verlassen. Ich kehrte um, suchte nach dem Ausstieg. Es gab mehrere. Welcher war der richtige? Ich berührte die Metallsprossen. Als ich welche entdeckte, die feucht waren, wußte ich, daß ich an der richtigen Stelle angelangt war.
    In großer Eile kletterte ich die Eisensprossen hinauf. Oben stemmte ich mich gegen den Gullydeckel. Er schwang hoch. Ich kroch aus der Kanalöffnung und stand gleich darauf in einer engen, düsteren Seitenstraße.
    Das Monster hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Aber feuchte Spuren glänzten auf dem Asphalt. Ihnen folgte ich.
    Sie führten auf einen schmalen Durchlaß zu, waren immer schlechter zu erkennen, bis sie schließlich überhaupt nicht mehr wahrzunehmen waren.
    Ich hastete zwischen den Gebäuden hindurch.
    Eine andere Straße. Menschenleer. Oder nein. Ein Mann kam mir entgegen. Seine Eleganz täuschte mich nicht darüber hinweg, daß er ein Halunke war. Meine Menschenkenntnis hatte sich im Laufe der Jahre ziemlich ausgeprägt. Ich hatte

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