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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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gesehen«, sagte Shirley, und sie dachte: Aber das wird sich bald ändern.
    Shirleys Mutter blickte ihr Kind mißtrauisch an. Sie reimte sich etwas zusammen, und es fiel ihr schwer, den Mund zu halten.
    »Ich gehe jetzt schlafen«, sagte Shirley.
    Mrs. Jennings nickte.
    »Gute Nacht, Ma«, sagte Shirley.
    »Gute Nacht, mein Kind.« Mrs. Jennings biß sich auf die Lippe.
    Irgend etwas stimmte da nicht. Was verheimlichte ihr ihre Tochter?
    Shirley verließ den Livingroom. Mrs. Jennings hörte, wie sie die Treppe hochstieg. Sie selbst war noch nicht müde. An Schlaf wäre jetzt sowieso nicht zu denken gewesen, also verzichtete sie darauf, zu Bett zu gehen.
    Madame M. wer war das? Was wollte diese Frau von ihrer Tochter? Wieso rief sie mitten in der Nacht an, obwohl Shirley sie nicht kannte?
    Mrs. Jennings löschte das Licht und setzte sich.
    Sie wurde den Verdacht nicht los, daß Shirley irgend etwas im Schilde führte. Aber was? Was hatte das Mädchen vor?
    30 Minuten vergingen.
    Shirley hatte sich angezogen auf das Bett gelegt. Ihre Gedanken kreisten immer um denselben Namen.
    Madame M.
    Sie verspürte einen unbändigen Drang, sich aus dem Haus zu stehlen. Ein Locken, Flüstern und Raunen war in ihr.
    »Komm!« riefen Stimmen. »Komm zu uns! Warte nicht länger! Erhebe dich! Du bist auserwählt wie wir!«
    Shirley richtete sich auf. Sie begab sich zum Fenster. Als sie es öffnete, quietschte es. Shirley stieß einen Fluch aus. Das verdeutlichte einen Teil ihrer Wesensänderung. Früher hatte sie nie geflucht. Aber seit dem Telefonat mit Madame M. war sie eine andere geworden. Ihr Geist unterstand nicht mehr ihrer eigenen Kontrolle. Er wurde von Madame M. gelenkt.
    Stille herrschte im Haus.
    Ein hartes Lächeln umspielte Shirleys Lippen.
    Die Gelegenheit war günstig.
    Wenn sie jetzt aus dem Fenster kletterte, würde ihre Mutter keine Ahnung haben, daß sie fortgegangen war. Fort zu Madame M. Und nie mehr würde sie hierher zurückkehren.
    Mrs. Jennings hatte unten das Quietschen des Fensters vernommen. Erschrocken war sie zusammengezuckt. Sie hob den Blick, schaute zur Decke. Was war dort oben los? Was hatte Shirley vor?
    Wieso öffnete sie das Fenster?
    Mrs. Jennings erhob sich und verließ den Livingroom.
    Sie erreichte die Treppe. Ihre Finger berührten den Handlauf. Sie zuckte wieder zusammen.
    Vorsichtig setzte sie ihren Fuß auf die erste Stufe. Lautlos schlich sie nach oben. Sobald sie die Tür von Shirleys Zimmer erreicht hatte, legte sie ihr Ohr an das Holz. Drinnen hätte es still sein müssen – wenn Shirley im Bett gelegen hätte, aber das war nicht der Fall.
    Mrs. Jennings öffnete energisch die Tür.
    Sie sah Shirley.
    Schon halb draußen beim Fenster.
    »Shirley!« rief sie scharf. »Shirley, was tust du da?«
    »Das siehst du doch«, gab das Mädchen spitz zurück.
    »Du kommst auf der Stelle wieder herein!«
    »Besser, du läßt mich gehen, Mutter!« sagte Shirley. Ein drohender Unterton war in ihrer Stimme. Sie starrte ihre Mutter gereizt an.
    »Ah, jetzt durchschaue ich das Spiel!« rief Mr. Jennings zornig aus. »Du denkst wohl, deine Mutter ist schon verkalkt, was? Diese Madame M. hat dich im Auftrag eines Mannes angerufen! Ihr dachtet, bei einer Frauenstimme würde ich nicht Verdacht schöpfen, wie? Aber ich bin euch auf die Schliche gekommen. Du stiehlst dich aus dem Haus, um zu einem verdammten Mann zu gehen! Flittchen! Sofort kommst du zurück!«
    Mrs. Jennings eilte zum Fenster.
    »Verschwinde, Mutter!« zischte Shirley.
    Mrs. Jennings versetzte ihr eine Ohrfeige. »Ich laß dich nicht gehen! Solange du unter meinem Dach wohnst, kannst du nicht tun, was du willst, merke dir das!«
    Sie packte zu und zerrte das Mädchen zum Fenster herein. Dabei entwickelte sie erstaunliche Kräfte.
    »Zum letztenmal!« fauchte Shirley. »Hau ab!«
    »Nicht mit mir!« schrie Mrs. Jennings. »Wenn du auch schon bist, ich werde immer noch mit dir fertig.«
    »Hinaus aus meinem Zimmer!«
    »Das würde dir so passen. Damit du dich zu deinem Mistkerl verdrücken kannst. Kommt nicht in Frage! Du bleibst hier. Und wenn ich dich am Bett festbinden muß!«
    »Du bist verrückt!« sagte Shirley wütend. »Du weißt nicht, was du damit heraufbeschwörst! Ich muß gehen! Ich kann nicht bleiben! Verstehst du? Ich muß!«
    »Weil er es von dir verlangt? Der soll mir ja nicht unter die Augen kommen, dieser Halunke. Einen Stuhl würde ich auf seinem Rücken kaputtschlagen. Jawohl, das würde ich tun!«
    »Okay!« sagte

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