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0137 - Wir und die Diamanten-Gang

0137 - Wir und die Diamanten-Gang

Titel: 0137 - Wir und die Diamanten-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und die Diamanten-Gang
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Spätnachmittag.
    Um sechs Uhr kam ein zweiter Luftpostbrief, der eine handgeschriebene Adresse trug. Wir kannten die krakeligen Buchstaben. Es war die Schrift unseres alten Freundes und Kollegen Neville, der an unserem Standort in New York saß. Wenn Neville schrieb, so hatte das gewichtige Gründe. Wir beugten uns beide über seinen Brief.
    Lieber Jerry und Phil!
    Ihr müsst euch doch immer an die falsche Adresse wenden. Nur durch Zufall habe ich erfahren, in welch prominente Gesellschaft ihr geraten seid. Antonio Scota-Marino ist das, was man einen alten Bastard nennt. Er kennt alle Tricks und ist zu jeder Gemeinheit fähig. Bis er vor acht Jahren verschwand, waren wir alle hinter ihm her, ohne ihn aber schnappen zu können. Nun kommt aber die Hauptsache. Wenn einer Grund hätte, ihm etwas am Zeug zu flicken, so wäre das sein ehemaliger »Kompagnon« Al Sinclair, der bei dem letzten großen Schlag, den die beiden machten, die Kastanien aus dem Feuer holte und den er dann den Sündenbock spielen ließ. Es ging damals um ein Paket Brillanten, im Wert von 500 000 Dollar, das die beiden erschwindelt hatten. Sinclair ging ins Zuchthaus, aber die Beute wurde nie gefunden. Während der Haft machte er verschiedene Bemerkungen darüber, dass er fürchte, Marino werde ihn um seinen Anteil bringen, und er drohte, er würde ihm in diesem Fall den Hals abschneiden. Sinclair wurde vor drei Monaten vorzeitig entlassen, da er an Tuberkulöse erkrankt war.
    Sechs Wochen darauf starb er. Es wäre nun möglich, dass er jemanden beauftragt hat, Marino hochzunehmen. Sinclair war verheiratet. Seine Frau ist mit unbekanntem Ziel verzogen. Ich weiß nicht, ob euch das etwas nutzt, aber es könnte doch sein.
    Ich selbst hatte mir über diesen Sinclair bereits Gedanken gemacht, wenn er aber tot war, so konnte er nichts unternommen haben. Dagegen wäre das unter Umständen eine Erklärung für die Schecks, die Marino ausgeschrieben hatte. Es ist bei Gangstern im Allgemeinen üblich, dass sie, wenn einer, mit dem der andere ein Ding gedreht hat, ins Gefängnis geht, der auf freiem Fuß Befindliche sich um die Angehörigen kümmert. Warum aber sollte Marino dann plötzlich die Zahlungen gestoppt haben? Es gab nur eine Lösung, und das war die, dass Sinclair ihn wegen seines Anteils gemahnt und der andere keine Lust hatte, zu bezahlen.
    Der liebe Gott mochte wissen, wo die Frau steckte. Vielleicht war auch dieses plötzliche Verschwinden der Grund, warum Marino die Schecks gestoppt hatte. Vielleicht hatte auch er keine Adresse gehabt.
    Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich musste dauernd an die kleine Lucia denken, deren Testament in meiner Brieftasche ruhte. Ich hoffte zuversichtlich, es ihr in ein paar Tagen wiedergeben zu können.
    ***
    Gegen Morgen schlief ich dann endlich ein und wachte erst auf, als Phil mir den Rauch seiner Morgenzigarette ins Gesicht blies. Es war bereits acht Uhr und der Frühstücksaal leer. Sämtliche Gäste waren schon bei Tagesanbruch zum-Tahquitz Canyon auf gebrochen, wo an diesem Tag so etwas Ähnliches wie ein Volksfest stattfand. Man nennt so etwas Wüstenritte. Wenn wir Amerikaner sentimental werden, so erinnern wir uns an das, was unsere Vorväter geleistet haben. Und wir möchten es gern nachmachen, aber ohne Strapazen. So werden also Planwagen mit Menschen vollgeladen, und diejenigen, die reiten können oder es gern lernen möchten, werden auf zahme Pferde gesetzt. Die ganze Bagage trottelt dann durch einen der vielen Canyons. An einem vorher festgelegten Platz wird gelagert, Feuer angezündet, Fleisch gebraten, getrunken und getanzt, und dann kommen sich die Leutchen vor wie die Oldtimer, die einst auf ihren Fahrten den Boden buchstäblich mit Schweiß und Blut gedüngt haben.
    Wir waren gerade mit dem Frühstück fertig, als ein Gespräch für uns durchkam. Phil ging, um es anzunehmen. Als er zurückkam, erschrak ich. Wir sind beide nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, und wenn dies wirklich einmal geschieht, so muss schon etwas ganz Schlimmes passiert sein.
    »Professor Malter lässt bitten, wir möchten sofort herüberkommen. Es geht Lucia sehr schlecht. Er faselte etwas von einem Mordversuch.«
    Ich nahm mir nicht einmal die Zeit, den Wagen zu holen. Wir liefen durch den Garten, quer über das Grundstück, hinüber zum Hospital.
    Der Assistenzarzt des Professors erwatete uns.
    »Das Schlimmste ist abgewendet«, sagte er. »Wie werden Sie wohl durchbekommen. Etwas Derartiges ist in unserem

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