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0137 - Wir und die Diamanten-Gang

0137 - Wir und die Diamanten-Gang

Titel: 0137 - Wir und die Diamanten-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und die Diamanten-Gang
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Weißbefrackten.
    »Wer ist das?«, fragte ich mit einer entsprechenden Kopfbewegung.
    »Mr. Und Mrs. Rockerfield mit Familie«, erwiderte er und machte, wäh-26 rend er den Namen aussprach, eine ehrfurchtsvolle Verb eugung.
    »Ei, ei«, meinte Phil, »da können wir uns ja etwas einbilden. Was meinst du, was gewisse Leute in New York darum geben würden mit dem Multimillionär im gleichen Lokal zu sitzen.«
    Eigentlich benahmen die Leute sich recht unauffällig und vernünftig. Sie tranken auch keinen französischen Champagner, wie der kleine Moritz bei solchen Leuten voraüssetzt, sondern ganz gewöhnliche Drinks.
    Als ich dann sah, wie Mr. Rockerfield seinen zweiten Scotch auf Eis schluckte, wurde er mir direkt sympathisch. Ich war so sehr mit der Beobachtung beschäftigt, dass ich gar nicht merkte, was um mich herum vorging. Ich blickte erst auf, als Phil mir die Hand auf den Arm legte.
    »Sieh dich vorsichtig nach links um und passe auf, damit du nicht vor Überraschung vom Stuhl kippst.«
    Ich tat wie geheißen und blickte wieder weg.
    »Du heiliger Nepomuk. Kann man denn vor den Kerlen niemals seine Ruhe haben«, stöhnte ich.
    »Wieso?«, griente mein Freund. »Genauso gut wie zwei G-men nach Palm Springs in Urlaub fahren können, kann dies auch einer unserer zwar berüchtigtsten, aber prominentesten Mitbürger.«
    »Aber ausgerechnet Brillanten-Fred.« Ich schüttelte den Kopf. »Ist das nun eine Duplizität der Ereignisse oder der Auftakt zu einem dollen Ding?«
    »Fantasiere nicht.« Phil lächelte überlegen. »Selbst wenn an der Diamantengeschichte mit Marino etwas dran ist, so halte ich es für ausgeschlossen, dass Fred Nicole mit Anhang deshalb nach Palm Springs kommt.«
    Wenn Phil »mit Anhang« gesagt hatte, so stimmte das im weitesten Sinne des Wortes. Neben dem wohlbeleibten, bieder aussehenden Chef einer berüchtigten Gang thronte seine bildhübsche Freundin Florence Jervis, die er sich, wie das Gerücht ging, mitten aus einer Broadway-Revue von der Bühne geholt hatte. Ich kannte auch die anderen drei Tischgenossen, Tom der Schläger, Rix der Zauberer und Alf der Fälscher, wie sie mit ihren »Künstlernamen« hießen.
    Die drei waren seine engsten Mitarbeiter, und wenn sie zusammen mit ihm gerade hier auftauchten, war das zumindest verwunderlich. Wenn man dabei noch in Erwägung zog, dass Mr. Rockerfield eine der berühmtesten Sammlungen von ungeschliffenen Steinen sein eigen nannte, und im Übrigen mit der recht bekannten Firma Emst Oppenheimer in Johannisburg liiert sein sollte, so musste dass schon sehr zu denken geben.
    Als ich einmal wieder zu Mr. Gainor und Miss Marino hinüberblickte, hatten die beiden ihr verliebtes Geplänkel eingestellt. Sie schienen vielmehr großes Interesse an der Person des Mr. Rockerfield zu nehmen.
    Es war ein ebenso interessanter wie vergnüglicher Abend. Jedenfalls sah die Welt nach dem fünften doppelten Scotch recht freundlich aus. Hätte ich ein nettes Mädchen bei mir gehabt, ich würde ganz gegen meine Gewohnheit das Tanzbein geschwungen haben. So beschränkte ich mich darauf, den halbnackten Wassernixen zuzusehen, die im Bassin neckische Spiele aufführten und junge Männer im korrekten Abendanzug aufforderten, ihnen Gesellschaft zu leisten.
    Selbst am Tisch des Multimillionärs fing man an vergnügt zu werden. Wiederholt hörten wir sein meckerndes Lachen. Es wurde zwölf Uhr, und es wurde halb eins. Um ein Uhr gähnte Phil, um halb zwei machte er den schüchternen Versuch, mich daran zu erinnern, dass es eigentlich Zeit zum Aufbruch sei. Ich muss sagen, ich hatte keine Lust dazu.
    Ein kleiner Boy in roter Uniform mit goldenen Knöpfen trabte, eine Tafel schwenkend, den Weg herauf. Er krähte etwas, was ich zuerst nicht verstand, dann aber blieb mir buchstäblich die Luft weg.
    »Mr. G-man Jerry Cotton ans Telefon… Mr. G-man Jerry Cotton ans Telefon.«
    Alle Köpfe fuhren herum. Die Gespräche verstummten, und ich sah, wie die Burschen an Brillanten-Freds Tisch sich gegenseitig anstießen und lange Hälse machten.
    »Heiliger Himmel«, stöhnte ich. »Welcher Narr hat diesen Blödsinn angestiftet?«
    »Ich denke nicht daran«, protestierte ich. »Lass den Bengel doch schreien.«
    »Ich würde das nicht tun«, meinte Phil, plötzlich sehr ernsthaft. »Der Anrufer denkt sicherlich nicht an einen Ulk. Ich fürchte, dass er dich sehr nötig braucht.«
    »Dann geh doch du.«
    »Ich bleibe inzwischen hier sitzen und verdrücke mich heimlich still und leise

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