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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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und legte Staubschleier vor die Sterne. Nur das Säuseln des Windes und das Knirschen der Tritte der vier Wanderer auf den Steinen war zu hören.
    Nicole Duval fröstelte, obwohl sie eine Wolljacke übergezogen hatte.
    »Glaubst du, daß der Marabut uns helfen wird?« fragte sie Zamorra.
    »Er muß es«, erwiderte der Professor. »Wenn er sich nicht freiwillig bereiterklärt, werde ich ihn mit meinem magischen Amulett hypnotisieren oder sonstwie zwingen.«
    ***
    Der Geländewagen stand noch wie zuvor. Die vier packten die Daunenschlafsäcke aus, Zamorra stellte die elektrische Laterne bereit.
    Bill Fleming reichte die Whiskyflasche zu einem Schlummertrunk und zur inneren Aufwärmung herum.
    »Schließt die Schlafsäcke fest«, ermahnte Zamorra, »und paßt wegen der Skorpione auf. Manche Arten sind sehr giftig.«
    Bald lagen die vier in den Schlafsäcken. Zamorra konnte nicht einschlafen. Er dachte an den Racheschwur Dschafar al Kharums, der ihm ein schreckliches Ende bereiten wollte. Aber der Dämon schien es damit nicht eilig zu haben.
    Zamorra mußte die Initiative ergreifen. Als er eine Stunde nach Mitternacht immer noch nicht schlief, erhob sich der Professor und kleidete sich leise an. Er wollte einen kleinen Spaziergang unternehmen. Dabei hoffte er müde zu werden.
    Zamorra zog eine dunkle Djellabah über, die er in Beni Abbes gekauft hatte. Den mit Silberkugeln geladenen Colt Diamondback steckte er in die Tasche.
    Der Professor wanderte über die nächtliche Steinwüste hin. Der Wind hatte sich gelegt, die Sterne waren klarer geworden. Eine völlige Stille herrschte, und Zamorra fühlte unterm Sternenhimmel die Einsamkeit und Weite der Wüste.
    Er wanderte eine halbe Stunde umher, als er eine Gestalt bemerkte, die ihm entgegenkam. Bald erkannte er Ibn Osman, den Marabut, der wie er durch die Nacht streifte.
    Die beiden Männer begrüßten sich mit einem Salam. Ibn Osman blieb stehen, auf seinen langen, knorrigen Wanderstab gestützt.
    »Wie klein ist doch der Mensch«, sagte er mit nachdenklicher Stimme, »wie verschlungen sind seine Wege, und wie nichtig all sein Sinnen und Trachten. Wenn er die Summe seiner Taten zählt, so war das meiste ein Haschen nach Wind.«
    »Vielleicht«, erwiderte Zamorra. »Aber es hat auch jeder eine Aufgabe und sein Schicksal.«
    »Du sagst es«, antwortete der Marabut. »Ich habe Vertrauen zu dir, Meister des Übersinnlichen. Ich will dir mein Leben berichten, das Leben des Menschen, der jetzt Ibn Osman heißt und ein heiliger Mann genannt wird. Denn ich war ein Räuber und Mörder, dessen richtiger Name im Tschad und am Niger noch heute wie ein Fluch ausgesprochen wird.«
    Auf seinen Stock gestützt berichtete er. Zamorra hörte gespannt zu, von Anfang an gebannt von der Lebensgeschichte des Marabut und von der Entwicklung dieses Charakters. Ibn Osman war ein Türke, wie schon sein Name sagte. In Ankara geboren, hatte es ihn nach dem frühen Tod seiner Eltern schon in jungen Jahren in die Welt hinausgetrieben.
    Er war bald in schlechte Gesellschaft geraten und zum Räuber und Mörder geworden.
    »Dann begann ich ein Geschäft, in dem ich rasch aufstieg und ganz an die Spitze gelangte«, berichtete Ibn Osman.
    »Es ist das verrufenste und schlimmste unter der Sonne. Ich wurde ein Sklavenjäger und -händler. Der Sklavenhandel ist offiziell schon lange unterbunden, aber inoffiziell floriert er immer noch. Auch heute noch gibt es geheime Märkte, auf denen man sich für das entsprechende Geld einen Eunuchen, einen Haussklaven oder eine Dienerin kaufen kann. Die Preise sind hoch, der Gewinn für die Sklavenjäger und -händler sehr groß.«
    Ibn Osman hatte Sklaven gejagt und meist in Saudi-Arabien auf den Markt gebracht. In seiner größten Zeit als Sklavenhändler unterhielt er ein halbes Dutzend Sebhkas, wie die Sklavenfaktoreien auf Arabisch hießen.
    »Mir war nichts heilig«, erzählte der Marabut. »Mit meinen Leuten, dem Abschaum der Menschheit, mordete ich und brannte ganze Dörfer nieder. Die Einwohner, die zu alt, zu jung oder sonstwie untauglich für den Sklavenmarkt waren, töteten wir, die anderen führten wir ans hölzerne Joch gefesselt fort.«
    Strapazen, schlechte Ernährung, Krankheiten und der Kummer über den Verlust ihrer Freiheit und der Heimat rafften regelmäßig um die vierzig Prozent der Sklaven hin, bevor sie den Markt erreichten. Ibn Osman und seine Kumpane scherte das nicht. Waren die Verluste besonders hoch, dann erhöhten sie eben auch die

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