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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Preise.
    »Das erworbene Geld verschleuderte ich mit vollen Händen«, gestand Ibn Osman. »Wüste Orgien und aller Luxus zwischen meinen Sklavenzügen verschlangen ein paar Vermögen. Ich spielte und unterhielt in Port Sudan eine Yacht.«
    1963, während der Kongokrise, hatte im Sudan eine Pockenepidemie gewütet. Auch Ibn Osman und seine Sklavenjäger wurden von der Seuche befallen. Die wenigen nichterkrankten Sklavenjäger flohen.
    »Binnen einer Woche starben 34 von 38 Erkrankten an den Schwarzen Blattern«, sagte Ibn Osman. »Ich schleppte mich mit letzter Kraft aus dem Lager, über dem der Gestank des Todes lag, und gelangte bis ans Ufer des Tschadsees. Dort brach ich zusammen und wußte von nichts mehr.«
    Eine Ibo-Negerin hatte ihn gefunden und in einer Hütte abseits von ihrem Dorf gesundgepflegt. Ibn Osmans zähe Natur siegte, er überwand die Krankheit, die in 99 von 100 Fällen den Tod bedeutete. Aber er war noch wochenlang so schwach gewesen, daß er nicht einmal allein eine Tasse zum Mund führen konnte.
    »Ohne jene Ibo-Frau Tscharga wäre ich ganz sicher gestorben«, berichtete Ibn Osman. »Nicht nur, daß sie die Gefahr auf sich nahm, einen Pockenkranken zu pflegen. Sie wusch und fütterte mich auch noch wochenlang, nachdem die Krisis vorbei war. Sie tat es, weil sie mich für einen weißen Regierungsbeamten hielt, der die Sklavenjä- ger verfolgte.«
    Jenen Regierungsbeamten hatten die Sklavenjäger von Löwen zerrissen in der Steppe gefunden. In seinem Fieberwahn war Ibn Osman nur mit einem Lendenschurz bekleidet aus dem Todeslager getaumelt. Eine Tragetasche, in der unter anderem auch die Brieftasche des Regierungsbeamten steckte, trug er über der Schulter.
    Die einfache Ibo-Negerin verstand nur ihren Dialekt. Ibn Osman schrie und redete in seinen Fieberphantasien auf Türkisch und Arabisch. Wenn er den Namen schrie, unter dem er als Sklavenhändler berüchtigt war, glaubte seine Pflegerin, er rede von dem Mann, den er erbittert verfolgte.
    Als Ibn Osman wieder bei klarem Bewußtsein war, hütete er sich natürlich, der Ibo-Negerin Tscharga die wahren Zusammenhänge zu verraten. Das Lager mit den pockenkranken Sklavenjägern hatten die Ibos kurz nach Ibn Osmans Flucht niedergebrannt.
    »So wurde ich gerettet«, erzählte Ibn Osman. »Durch die Hilfsbereitschaft und Güte einer einfachen Frau. Sie hatte aber auch einen besonderen Grund für ihren Krankendienst. Sie wollte einen Mann am Leben erhalten, der tatkräftig die Geißel des Sklavenhandels bekämpfte.«
    Denn jene Frau hatte ihre einzige Tochter durch Sklavenjäger verloren.
    Sie erzählte dem noch von der Krankheit geschwächten Ibn Osman die Geschichte. Ausgerechnet er und seine Männer waren es gewesen, die jenes Dorf überfielen, in dem die Ibo-Frau Tscharga früher gelebt hatte.
    Sie war in den Dschungel geflüchtet und hatte geglaubt, auch ihre vierzehnjährige Tochter hätte sich gerettet. Beim allgemeinen Durcheinander und der Panik bei dem Überfall hatte Tscharga den Anführer der Sklavenjäger nicht erkannt.
    Sie hatte ihre Tochter nie wiedergesehen.
    »Ich erinnerte mich an jenes Mädchen, als Tscharga mir sagte, daß es eine Kette von blauen Steinen um den Hals getragen hatte«, sagte Ibn Osman. »Tschargas Tochter war auf dem Sklaventransport jämmerlich gestorben. Wie traf es mich, als sie meinen Namen wie einen Fluch nannte, als sie mich bitter verdammte!«
    Denn die Ibo-Neger glaubten, Ibn Osman sei mit den nicht an den Schwarzen Pocken erkrankten Sklavenjägern aus der Gegend geflüchtet. Die Erkenntnis, daß er es gewesen war, der das Lebensglück seiner Retterin zerstörte, traf Ibn Osman wie ein Keulenschlag.
    Sie erschütterte ihn bis ins Innerste. Sein verhärtetes Herz brach auf, auch die überstandene schwere Krankheit und die Todesgefahr mochten dazu beigetragen haben. Ibn Osman erkannte, wieviel Qual und Leid, Not und Tod er verursacht hatte.
    Der ganze Jammer seiner Opfer und ihrer Angehörigen rührte ihn an. Sein Gewissen ließ ihm von da an keine Ruhe mehr.
    »Als ich kräftig genug war, verließ ich die gute Tscharga bei Nacht«, schilderte er.
    »Ich schlug mich ans Rote Meer durch. Meine Sebhkas löste ich auf. Den größten Teil meines Vermögens – sehr viel war es nicht bei meinem ausschweifenden Lebenswandel – schickte ich Tscharga, den Rest verteilte ich an die Armen. Ich behielt nur ein einfaches Gewand und das Allernötigste für mich und zog zu den Heiligen Männern von El Dschof in der

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