0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals
Melec. Es war keine Spur von Gefühl in seiner Stimme.
***
Frederick Cennedy hatte sich in das Haus geschlichen. Auf Zehenspitzen, und in jeder Sekunde bereit, seine Pistole herauszureißen.
Links hinten im Flur hörte er die Stimmen der beiden Männer, die sich noch immer unterhielten.
Einen Augenblick zögerte er im Flur, dann wandte er sich nach links. Er glaubte zu wissen, wo man das Kind hingebracht hatte. Vermutlich in den alten Heizungskeller, wo seit undenkbaren Zeiten noch immer ein Haufen Koks lag, obgleich in dem Gebäude schon seit Jahren eine Ölheizung vorhanden war.
Leise zog Fred die Kellertür auf. Man musste sie ein wenig anheben, weil sie schief in den Angeln hing und jedes Mal laut über den Boden scharrte, wenn man sie nicht gleichzeitig anhob.
Er bekam die Tür auf, ohne dass ein bemerkenswertes Geräusch entstanden wäre.
Er huschte hinein, stellte sich auf die obere Stufe und zog behutsam die Tür wieder hinter sich zu. Erst als er sie schon wieder geschlossen hatte, fiel ihm ein, dass es kein Licht im Keller gab. Er schob vorsichtig die Tür wieder einen Spaltbreit auf, damit wenigstens ein bisschen Licht hereinfiel.
Auf der Treppe lag und stand allerlei Gerümpel umher, und wenn er im Dunkeln hinabzugehen versucht hätte, wäre es gewiss nicht ohne beträchtlichen Lärm abgegangen. Sein letztes Streichholz aber hatte er auf dem Hof verbraucht, als er sich seine Zigarette angesteckt hatte.
Vorsichtig stieg er die Kellertreppe hinab. Mit ausgebreiteten Händen tastete er sich den Flur entlang. Links befand sich die hohe Metalltür, die in den Heizungskeller führte.
Er suchte im Dunkeln den Riegel, zog ihn zurück und öffnete die Tür. Da vernahm er das halblaute Schluchzen des Kindes.
Er trat über die Schwelle und sah sich um.
Links lag der staubbedeckte Kokshaufen, rechts befand sich der alte Heizkörper mit seinen vielen Anschlussrohren. Offenbar war früher einmal von hier aus auch das Gebäude nach vorn, zur Straße, mit Wärme versorgt worden, denn die vielen Rohre konnten unmöglich allein für das Hinterhaus gedacht sein.
Der Junge kauerte hinter dem großen Ofen und schluchzte leise vor sich hin.
Als er Frederick sah, schrie er ängstlich auf.
»Pst!«, rief Cennedy. »Du brauchst keine Angst zu haben, Kleiner! Ich will dich ja hier rausholen!«
Der Junge wich ängstlich zurück bis zur Wand. Abwehrend hielt er seine kleinen Arme dem G-man entgegen.
»Keine Angst«, sagte Frederick noch einmal. »Ich bin von der Polizei! Ich habe mich nur bei diesen schlechten Männern eingeschlichen, damit wir sie schneller verhaften können. Hier siehst du, das ist mein Polizeiausweis!«
Er musste auf jeden Fall den Jungen erst so weit beruhigen, dass er nicht mehr weinte. Nur wenn der Junge absolut ruhig war, konnte er es wagen, mit ihm den gefährlichen Rückweg anzutreten.
Er suchte aus dem Geheimfach seiner Brieftasche seinen Dienstausweis heraus uns hielt ihm den Jungen hin, während er sich zwei, drei Schritte vor dem Kind auf die Hacken niederhockte.
»Du kannst doch so gut lesen«, sagte er aufmunternd. »Na, nun will ich doch sehen, ob du auch die schwierigen Wörter lesen kannst, die auf meinem Ausweis stehen!«
Jedenfalls hatte er nach einigem Zureden den Erfolg, dass die Tränen des Jungen versiegten und das Kind nach dem hingehaltenen Ausweis griff.
»Na«, sagte Frederick noch einmal. »Kannst du das lesen? Kaum, was? Es sind aber auch wirklich schwere Wörter!«
Der Junge warf Frederick noch einen misstrauischen Blick zu, dann hielt er den Ausweis schief in das Licht, das durch ein hohes Kellerfenster hereinfiel.
Er buchstabierte eine Weile herum, dann bekam er es mit ein bisschen Stottern doch heraus: »Federal Bureau of Investigation.«
»Bundeskriminalpolizei«, nickte Fred. »Jawohl. Du kannst wirklich sehr gut lesen. Fürs erste Schuljahr wirklich sehr gut.«
»Ich bin im zweiten Schuljahr!«, widersprach der Junge, ein wenig beleidigt.
»Ach so! Das ist etwas anderes. Na, aber jetzt glaubst du mir doch, dass ich mit den schlechten Männern nichts zu tun habe, dich hier eingesperrt haben, nicht wahr?«
Der Junge nickte. Fred sah, dass ihm die Tränen wiederkommen wollten. Schnell sagte er: »Wenn du ganz still bist, dann bringe ich dich jetzt zu deiner Mutter! Aber du musst ganz still sein, damit die Männer nichts hören! Verstehst du?«
Der Junge nickte noch mal. Aber plötzlich war da noch eine andere Stimme, eine Stimme, die Frederick Cennedy
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