0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals
meine Schultern«, sagte ich. »Ich glaube, du bist ein paar Pfund leichter als ich.«
»Nein«, keuchte Phil. »Mir dreht es sich schon ein bisschen im Kopf. Ich glaube nicht, dass ich auf deinen Schultern das Gleichgewicht halten könnte. Versuch du es!«
»Okay.«
Ich tastete meinen Freund ab, bis ich seine im Rücken gefalteten Hände fühlte. Ich stellte meinen rechten Fuß hinein, packte seine Schultern und sagte: »Achtung! Ich ziehe mich hoch!«
»Los!«
Es ging nicht so leicht, wie ich diese Übung mit ihm eigentlich gewöhnt war, aber ich kam doch hoch. Nach einigem Wackeln hatte sich Phil einen festen Stand verschafft, und ich stieg auf seine Schultern, während ich mich noch an seinem Kopf festhielt.
Langsam richtete ich mich auf. Je höher ich kam, umso schlimmer wurde der Geruch des Gases. Ich versuchte, so wenig wie möglich zu atmen, aber da die Lungen schon nicht mehr genug Sauerstoff bekamen, war das gar nicht so einfach.
Endlich hatten meine Finger die Falltür gefunden. Ich konnte sie mit den Händen erreichen, ohne dass ich mich besonders lang gemacht hätte. Die Decke konnte also nicht ganz so hoch sein, wie ich anfangs geschätzt hatte.
Jetzt hätte ich Licht gebraucht. Aber es gab ja kein sichereres Todesurteil, als jetzt eine offene Flamme zu entzünden. Die Wirkung hätte wahrscheinlich einer Dynamitbombe entsprochen.
Vorsichtig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, fuhr ich mit den Fingern an den Kanten der metallunterlegten Tür entlang. Plötzlich stieß ich gegen etwas Kantiges.
Ich tastete es ab.
Ein Riegel, der auf zwei Seiten durch dicke Krampen führte. Einmal unter der Decke, das andere Mal unter der Tür. Ich fühle die Enden von Schrauben oder Nietenköpfen.
»Na, was ist?«, keuchte Phil unter mir.
»Ich… ich habe einen Riegel gefunden!«
»Schieb ihn auf!«
Ich versuchte es. Der Schweiß brach mir aus allen Poren. Und unentwegt zischte weiter das Gas in den Raum. Vor meinen Augen tauchten bereits farbige Sterne auf.
»Es geht nicht«, keuchte ich.
Noch einmal fuhr ich mit den Fingern an dem Metallstab entlang.
Dann drehte sich alles in meinem Kopf.
»Ich muss runter«, stöhnte ich und sprang mehr, als ich hinabstieg.
Ich fühlte, wie Phil schwankte. In meinen Lungen stach es wie mit tausend glühenden Nadeln.
»Nur noch einmal, Phil«, sagte ich. »Ich will versuchen, den Riegel abzureißen.«
»Mach schon!«, krächzte Phil. »Ich halt’s nicht mehr lange aus!«
Mit fliegenden Fingern öffnete ich den Gürtel, der zur Uniform unserer Stadtpolizisten gehörte. Ich hakte das Schloss wieder zusammen, nahm den Gürtel zwischen die Zähne und keuchte: »Noch einmal, Phil!«
»Los… Jerry…«
Seine Stimme war kaum noch zu verstehen, so unartikuliert wirkte sein Gekrächze.
Ich tastete nach seinen gefalteten Händen, stieg hinein und zog mich an den Schultern hoch. Dann griff ich nach seinem Kopf und stieg auf die Schultern.
Phil schwankte bedenklich. Es war unmöglich, auf seine Schultern zu steigen, solange er wie ein Schilfrohr hin und her wankte.
»Verdammt, nun reiß dich doch zusammen!«, schrie ich. Aber es war eher ein lautes Stöhnen als ein Schreien.
Er gab sich Mühe. Das Schwanken hörte auf. Ich trat auf seine Schultern und richtete mich auf. Im letzten Augenblick hätte ich beinahe noch das Gleichgewicht verloren, aber dann hatte ich mit den Fingern die Decke erreicht und so etwas wie einen schwachen Halt gefunden.
Mit der linken Hand hielt ich mich fest, so gut man sich eben an einer glatten Fläche festhalten kann, mit der rechten hob ich den Gürtel hoch.
Der Riegel hatte etwas Spielraum, und das wollte ich ausnutzen. Aber ich musste beide Hände zur Hilfe nehmen, um den Gürtel zwischen Tür und Riegel schieben zu können.
Endlich war es mir geglückt. Aber in meinem Kopf dröhnten Flugzeugmotoren, und unter meinen Füßen hatte das Schwanken meines Freundes wieder begonnen.
Ich schob beide Arme durch den Ring, den der im Riegel hängende Gürtel bildete.
»Spring beiseite, Phil!«, krächzte ich.
»Was… was hast… hast du gesagt?«
Mir liefen Tränen der Wut über das Gesicht. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, meine Lungen schienen zu bersten, aber ich bekam es noch einmal heraus: »Spring beiseite!«
»O… okay… je… jetzt!«
Der Halt unter meinen Füßen verschwand plötzlich, ich schaukelte hilflos hin und her, rote Sterne im Gehirn.
Aber gab es über mir nicht ein Knirschen, ein Krachen, ein berstendes
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