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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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diesem Haus war nie Geld zu holen. Das war nichts als ein plumper Trick dieses verdammten Dicky. Ich möchte wissen, wie mein Bruder so dumm sein konnte, darauf hereinzufallen.
    Er drehte sich wieder um und wollte nach rechts am Gebäude entlanglaufen, als sein Blick das Tor streifte, durch das sie hereingekommen waren.
    Er rannte auf die Mauer zu und rüttelte an dem Tor. Umsonst. Es war wieder verschlossen.
    Ben lehnte sich keuchend gegen das kühle Metall der Tür. So war das also. Dicky hatte sie hereingelassen und hinter ihnen wieder abgeschlossen. Als ob er Vieh zur Schlachtbank geführt hätte. Nur ja keinen Weg offen lassen, wo es fliehen kann.
    Links kamen zwischen zwei Maschinenhallen sechs, sieben uniformierte Männer mit Maschinenpistolen gerannt. Ben machte den größten Fehler seines Lebens. Statt sich ruhig zu verhalten, da die kommenden Männer ihn noch gar nicht bemerkt hatten und ihn vermutlich auch nicht gesehen hätten, da ihre Aufmerksamkeit ganz dem Gebäude galt, in dem geschossen wurde, statt sich also eng in die Tornische zu drücken und mäuschenstill zu verhalten, riss er in einer Art Panikstimmung seine Pistole hoch und drückte ab.
    Der Schuss ging fehl. Er traf ein Rohr, das etwa in Mannshöhe zwischen zwei Hallen eine Verbindung herstellte. Das Blech des Rohrs schepperte kreischend, als die Kugel darüberratschte.
    Die Männer vom Werkschutz warfen sich herum. Sie entdeckten Ben Bolden an dem kleinen Tor in der hohen Mauer.
    Sechs, sieben Maschinenpistolen richteten sich auf ihn. Ben bemerkte die große Gefahr, in die er sich selbst gebracht hatte. Er streckte die Arme zum Himmel und schrie: »Nicht schießen! Nicht schießen! Ich ergebe mich!«
    Sein Gesicht war verzerrt vor Todesangst. Die uniformierten Männer wandten einander die Köpfe zu und verständigten sich durch ein paar knappe Zurufe. Aber bevor einer von ihnen zu Ben kam, ertönte plötzlich ein schrilles Alarmzeichen, und eine kleine Feldbahn-Lokomotive kam zischend zwischen zwei Maschinenhallen her zum Vorschein. Sie zog einen Zug hinter sich her, dessen Wagen mit Kokshaufen vollgetürmt waren. Der Zug hatte eine beachtliche Geschwindigkeit und schob sich auf seinem Geleise zwischen Ben und die Männer vom Werkschutz.
    Einen Augenblick blieb Ben mit erhobenen Armen stehen, dann begriff er seine Chance.
    Er rannte zu dem Zug, nahm Anlauf und schwang sich auf einen der niedrigen Güterwagen. Tief zog er den Kopf ein, während er sich mit der linken Hand im Gestänge der Kippvorrichtung festhielt.
    Schnaufend entführte ihn die kleine Lokomotive vom Schauplatz des Feuergefechts zwischen der Bolden-Gang und dem Werkschutz. Der Zug fuhr auf den Feldbahngeleisen in Richtung auf die Werkstraße, wo in diesem Augenblick andere Gangster ihren Coup starteten.
    ***
    »Wer hat Frederick eigentlich gefunden?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Ein blinder Bettler, der in den Höfen herumstrolcht, um von den Hausfrauen und Arbeitern in den rückwärts gelegenen Werkstätten ein paar Cents zu erbetteln.«
    »Ein Blinder?«
    »Ja. Er behauptet, dass er die Schüsse gehört hätte.«
    »Wo ist er?«
    »Oben in einem der Zimmer im Erdgeschoss. Zwei Kollegen sind bei ihm und leisten ihm Gesellschaft. Bei solchen Leuten weiß man nie, ob ihnen die Gegenwart der Polizei nicht plötzlich unangenehm wird und sie sich deshalb heimlich verdrücken möchten.«
    »Sind hier unten schon Spuren ausgewertet worden?«
    »Wir haben es versucht. Es sieht alles ein bisschen eigenartig aus. Fred hat eine völlig zerschnittene rechte Hand. Nachweisbar von den Glasscherben des zerschlagenen Kellerfensters, denn einige Scherben sind mit seinem Blut beschmiert. Er muss also das Fenster mit der nackten Faust eingeschlagen haben. Das ist sehr merkwürdig.«
    »Vielleicht versuchte er, durch dieses Fenster zu entkommen?«, wandte Phil ein.
    Mac zeigte auf das Kellerfenster.
    »Durch dieses Loch? Ein Mann mit Freds Figur? Das brauchte er gar nicht erst zu versuchen. Dadurch konnte er niemals kommen, und ich glaube nicht, dass er so dumm war, sich auch nur eine Sekunde lang dieser Illusion hinzugeben.«
    »Das ist wahr«, stimmte ich zu. »Ein erwachsener Mensch kennt schließlich die Möglichkeiten und Grenzen, die ihm sein Körper bietet. Vor allem, wenn es sich um einen Menschen handelt, der wie Fred ständig in sportlichem Training stand. Es muss also einen anderen Grund dafür geben, warum er die Scheibe einschlug. Hast du schon angeordnet, dass man das Fenster

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