0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Gang und seiner Haltung nach schien er in sportlichem Training zu sein. Wir boten ihm einen Stuhl an, und er setzte sich mit verbissenem Gesichtsausdruck.
»Wer hat mich verpfiffen?«, fragte er.
»Sie heißen?«, fragte ich, wie es die Formalität eines offiziellen Verhörs vorschrieb.
»Ich hab Sie was gefragt!«, bellte er mich an.
Ich legte ganz ruhig den Bleistift aus der Hand, faltete meine Hände und drehte die Daumen. Dabei sah ich hinüber zu Phil.
»Was meinst du, sollen wir den Schreihals erst ein paar Tage in eine solide Zelle sperren, bis er leise geworden ist?«, fragte ich.
»Es könnte ihm nichts schaden«, entgegnete Phil.
Heath beugte sich vor und schlug mit der Faust auf meinen Schreibtisch.
»Spielt euch nicht so auf, ihr verdammten Hunde!«, schrie er. »Niemand gibt euch das Recht, mich einfach einzusperren!«
Ich grinste freundlich.
»Roger Heath, 42 Jahre alt, sechsmal vorbestraft wegen Beteiligung oder gar Anstiftung zu Bandenverbrechen«, sagte ich langsam. »Auf frischer Tat ertappt bei dem Versuch, einen bewaffneten Überfall auf ein Büro einer Versicherungsgesellschaft auszuführen. Erschwerend kommt hinzu, dass Heath Widerstand gegen die Staatsgewalt leistete und dieser Widerstand als vorsätzlicher Mordversuch bezeichnet werden muss. Zwecks Beschaffung weiteren Beweismaterials erbittet das FBI die Inhaftierung des Genannten durch richterlichen Haftbefehl auf unbestimmte Zeit. - Glauben Sie, Heath, es gäbe einen Richter in den Vereinigten Staaten, der einen solchen Haftbefehl gegen Sie nicht sofort unterschreiben würde? Und glauben Sie, Heath, dass es sehr von uns abhängt, wie lange unsere Untersuchung gegen Sie dauert und wie lange Sie folglich im Zellentrakt des FBI-Gebäudes bleiben müssen, bevor Sie dem Gericht überstellt werden können? Und glauben Sie drittens, Heath, dass wir Ihnen Ihren Aufenthalt bei uns reichlich unangenehm machen können?«
»Das ist ungesetzlich!«, fauchte er. »Ihr dürft mich nicht schlagen!«
»Wer sprach denn von schlagen?«, fragte ich kopfschüttelnd. »Aber Heath! G-men schlagen doch keinen Wehrlosen! No, Heath, es gibt da ganz andere Methoden! Zum Beispiel hat ein Untersuchungshäftling das Recht, in seiner Zelle zu rauchen. Das ist Ihnen bekannt, nicht wahr? Aber die Vorschrift für die Einlieferung von Häftlingen besagt, dass man ihnen alle Gegenstände, die geeignet sind, das Zelleninventar zu beschädigen, bei der Durchführung eines Selbstmordes als Mittel zu dienen oder gar Brand zu legen, abnehmen muss. Stellen Sie sich vor, wir würden das wörtlich nehmen und Ihnen die Streichhölzer und das Feuerzeug abnehmen? Wir hätten dann nur unseren Vorschriften genügt. Sie dürfen in Ihrer Zelle rauchen, gewiss. Aber wie wollen Sie das machen, wenn Sie keine Möglichkeit haben, sich die Zigarette anzustecken?«
Ich sah ihm freundlich ins Gesicht.
Er machte ein wütendes Gesicht und knurrte: »Ihr seid elende Hunde!«
»Jedes Schimpfwort aus Ihrem Mund, Heath, ist eine Ehre für uns«, erwiderte ich freundlich. »Sie haben jetzt wahrscheinlich begriffen, dass es für Sie besser ist, wenn Sie versuchen, uns bei guter Laune zu halten. Es gibt nämlich noch mehr Möglichkeiten, einem Untersuchungshäftling bei uns das Leben unangenehm zu machen. Zum Beispiel bestimmen wir, wer täglich die Korridore und die Toiletten im Zellentrakt sauber zu machen hat. Das kann täglich ein anderer Häftling sein, das kann auch täglich derselbe sein. Ganz wie es dem Leiter unseres Zellentraktes beliebt. Soll ich Ihnen noch mehr Möglichkeiten nennen? Wir haben zum Beispiel gerade zwei berüchtigte Gewaltverbrecher im Keller sitzen. Sie kennen sie auch. Es könnte ja zufällig passieren, dass die beiden von irgendwem hören, Sie, Heath, wären der Mann, der die beiden verpfiffen hat. Und ebenso zufällig könnte es sein, dass wir aus Platzmangel Sie zu den beiden in die Zelle sperren müssten. Wie finden Sie das?«
Er wurde blass und schluckte. Als Gangster kannte er genau die Methoden, mit denen die Mobster unter sich ihre Verräter behandeln. Auf seiner Stirn erschien der erste Schimmer ausbrechenden Angstschweißes.
»Das könnt ihr doch nicht tun!«, sagte er, aber es klang gar nicht mehr laut.
Ich machte eine wegwerfende Bewegung.
»Sie glauben gar nicht, Heath, was wir alles können. Ich denke, der kleine Katalog genügt aber. Kommen wir jetzt zur Sache! Sie geben zu, dass Sie jener Roger Heath sind, dessen Personalien ich vorhin
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