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0139 - Im Land des Vampirs

0139 - Im Land des Vampirs

Titel: 0139 - Im Land des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte ich einfach nicht glauben.
    Oder?
    Ich hatte schon Dinge erlebt, die die Welt praktisch auf den Kopf stellten, denn möglich war im Prinzip alles.
    »Ich darf Euch auch noch dafür danken, daß Ihr meine Tochter und auch mich gerettet habt, edler Herr!«
    »Das war doch meine Christenpflicht«, antwortete ich.
    Da lachte er nur. »Was Ihr Christenpflicht nennt, ist für andere nicht selbstverständlich.«
    Möglich. Ich würde es sicherlich noch näher erfahren.
    Ilona drehte sich herum. »Sollen wir wieder zu der kleinen Lichtung fahren?«
    »Ja, mein Kind, fahr nur. Dort können wir auch etwas essen.«
    Ilona nickte.
    Durch die blattlosen Äste und Zweige der Bäume schimmerte silberfarben das Mondlicht. Die großen Räder des Planwagens walzten über den schmalen Weg. Zweige kratzten wie gierige Hände an der Abdeckung, Blätter fielen auf die Plane und rutschten zu Boden. Es war wirklich keine ruhige Fahrt durch die anbrechende Nacht. Die Unebenheiten des Weges machten dem Wagen schwer zu schaffen. Wir schaukelten von einer Seite auf die andere.
    Ilona war das Fahren gewöhnt. Sie hockte auf dem Kutschbock, hatte sich dabei leicht vorgebeugt und hielt die Zügel mal locker, dann wieder etwas fester.
    Manchmal lächelte sie mich an. In ihren Augen sah ich einen Ausdruck, der nicht nur Dankbarkeit zeigte. Mir wurde ziemlich warm zumute. Oft berührten sich auch unsere Körper. Da spürte ich manchmal ihre warme Haut durch den Stoff der dünnen Bluse.
    Ich sah auch, daß sie nichts darunter trug. Ihre Brüste waren jugendlich straff.
    »Frierst du nicht?« fragte ich.
    »Nein, ich bin ein Kind der Natur.« Sie löste eine Hand vom Zügel und deutete nach vorn. »Dort ist die Lichtung.«
    Als direkte Lichtung konnte man den Platz nicht bezeichnen. Dafür gab es noch zu viele Sträucher und Hecken, die auf dem Platz standen. Aber auch ein freies Stück Wiese. Diesen Platz ging das Pferd von selbst an. Es kannte sich aus.
    Der Gaul hielt.
    Ilona sprang vom Bock, nahm die Zügel und wickelte sie um einen Strauch. Dann lief sie um den Planwagen herum, ich hörte ein klappendes Geräusch, und im nächsten Augenblick erschien sie mit dem Futterbeutel in der Hand. Das Pferd bekam ihn umgehängt.
    Als ich endlich vom Bock sprang, hielt sie schon den Holzeimer in der Hand.
    »Wo willst du hin?« fragte ich.
    »Wasser holen.«
    »Und wo?«
    Sie deutete ein kleines Stück in den Wald hinein. »Da hinten ist eine Quelle.«
    Ich nahm ihr den Eimer aus der Hand. »Laß mich das machen.«
    Sie errötete, während ich zur Quelle ging. Der Weg war beschwerlich. Ich wühlte mich über feuchte Abhänge, lief durch kleine Mulden und stand schließlich vor der Quelle.
    Die Stille des nächtlichen Waldes umgab mich. Nur das Plätschern des Wassers war zu hören. Ich schöpfte den Eimer voll und lief wieder zurück. Unterwegs verlor ich die Hälfte, und als ich auf der Lichtung eintraf, lachte Ilona.
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Zerknirscht nickte ich.
    Sie gab dem Pferd zu trinken und lief selbst mit zwei Eimern den Weg davon.
    Der Alte hatte inzwischen ein kleines Feuer entfacht. Aus drei Steinen hatte er eine kleine Brücke gebaut, unter der die Flammen zuckten. Eine primitive, aber äußerst wirksame Kochstelle, wie ich fand.
    Fleisch gab es auch. Aus einem Tuch wickelte Marek einen halben Hasen. Er bestrich das Fleisch mit dunklem Pökelsalz und legte es auf den obersten Stein.
    »Er wird auch dir schmecken«, sagte er, »wir teilen gern. Zigeuner sind sehr freigiebig.«
    »Ihr seid Zigeuner?« fragte ich nach.
    Der Alte schaute mich an. »Ja«, erklärte er. »Wir sind Zigeuner. Jetzt stört es dich, daß du uns geholfen hast, nicht wahr?«
    »Nein, wieso?«
    »Weil viele Menschen etwas gegen uns haben. Für die sind wir ebenso wie die Pest. Die Reiter haben uns nicht umsonst aus dem Dorf gejagt. So etwas passiert uns immer.« Er war zum vertrauten Du übergegangen, und das freute mich.
    »Ich habe nichts gegen Zigeuner«, sagte ich. »Ebensowenig wie ich etwas gegen Rote oder Schwarze habe. Es sind alles Menschen. Auch unter den Weißen gibt es schlechte, unter den Christen ebenfalls…«
    Marek nickte heftig. »Das habe ich gesehen«, gab er flüsternd zurück. »Was alles unter dem Deckmantel des Christentums geschehen ist, war grauenhaft. Ich habe die Frauen schreien hören, wenn die Flammen sie ergriffen. Ich habe Blicke in die Folterkeller geworfen, wo die Vertreter der Kirche neben den Folterknechten standen. Es

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