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0139 - Im Land des Vampirs

0139 - Im Land des Vampirs

Titel: 0139 - Im Land des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Karel hat nichts mit diesem Vampir zu schaffen. Er ist…«
    »Was ist er?«
    »Nichts. Ich wollte sagen, er ist ein echter Marek. Wir geben uns nicht mit Blutsaugern ab.«
    »Du hast ihn lange nicht gesehen«, bemerkte ich.
    »Trotz allem, er ist mein Sohn. Wie sie meine Tochter ist.« Der Alte streckte den Arm aus und deutete auf Ilona.
    »Wie kommst du denn zu der Annahme, daß er sich hier aufhalten könnte?« fragte ich.
    »Ich habe seine Spur verfolgt.«
    »Bis hierher?«
    »Fast.«
    Jetzt mischte sich das Mädchen ein. »Es gibt viele Zigeuner in diesem Land. Irgendwie weiß jeder vom anderen Bescheid. So war es auch mit Karel. Als wir ihn zum letztenmal sahen, da war er zwanzig Jahre. Das ist nun einige Zeit her. Heute muß er fünfundzwanzig Jahre alt sein, und seine Spur führte hier an den Rhein.«
    »Hat er im Krieg gekämpft?« wollte ich wissen.
    »Das ist uns nicht bekannt.«
    Ein seltsamer Typ mußte dieser Karel Marek sein. Die heftige Reaktion seines Vaters bewies mir, daß Karel Marek sehr wohl auf dem Schloß des Vampir-Grafen sein konnte. Ich hatte mir schon längst vorgenommen, es herauszufinden.
    Wieder dachte ich an das Bild in der Kosmetik-Fabrik. Es lag erst ein paar Stunden zurück, und trotzdem waren Jahrhunderte verstrichen. Kaum zu begreifen.
    Ich stand auf. Vom langen Sitzen war ich ganz steif geworden.
    »Wo willst du hin?« fragte Marek.
    »Ein wenig herumgehen.«
    Er nickte.
    Ilona schaute mich an. Ich wußte, was sie dachte, und streckte den Arm aus. Sie ergriff meine Hand und ließ sich von mir hochziehen.
    »Ich gehe schlafen«, sagte der Alte. Mit dem Rest des Wassers löschte er das Feuer.
    Es zischte, und helle Dampfwolken stiegen in die Höhe.
    Ich hatte einen schmalen Pfad entdeckt, der mehr ein Wildwechsel war. Den wollte ich nehmen.
    Ilona blieb dicht an meiner Seite. Sie mußte es zwangsläufig, weil der Weg so schmal war. Unsere Körper berührten sich. Ich legte einen Arm um ihre Schulter, und sie ließ es geschehen.
    Dieses Mädchen faszinierte mich. Es strahlte einen exotischen Reiz aus, dem ich mich schwerlich entziehen konnte. Und auch ich schien ihr nicht gleichgültig zu sein, denn sie legte den Kopf an meine Schulter, so daß ich den frischen Duft ihrer Haare riechen konnte.
    Schweigend schritten wir durch den dunklen Wald. Ich räumte Zweige und kleinere Äste zur Seite, die über dem Weg hingen und uns ins Gesicht peitschten.
    »Es ist eine schöne Nacht im Herbst!« flüsterte Ilona. »Aber der Winter ist nah. Ich spüre es. Bald wird der erste Schnee fallen und wie ein Leichentuch alles zudecken.«
    »Du bist ja richtig makaber.«
    »Was ist das?« Sie drehte den Kopf und schaute mich an.
    »Schon gut.«
    »Sag mal, John, wie kleiden sich die Frauen in dem Land, aus dem du kommst?«
    »So ähnlich wie du!«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Seltsam«, flüsterte sie, »manchmal habe ich das Gefühl, du würdest von einem fernen Stern kommen. Du hast Dinge bei dir, die ich nicht kenne. Bei dir springt das Feuer aus der Hand. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Das ist bei uns normal.«
    »Willst du mich nicht mitnehmen?« Ilona blieb plötzlich stehen und preßte sich an mich.
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich aus der Zukunft komme.«
    »Heißt dein Land so?«
    Ich lachte. »Nein, aber glaube mir, ich kann es dir wirklich schlecht erklären.«
    »Ich will auch nicht fragen. Komm, ich weiß hier einen wunderschönen Platz.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie sich aus meinem Arm gewunden und war rechts im Unterholz verschwunden. Ihre helle Bluse wies mir auch im Dunkeln den Weg.
    Ich folgte ihr, schreckte einen Fuchs auf, der blitzschnell verschwand, lief in eine mit Laub gefüllte Mulde hinein, an der anderen Seite wieder hoch und erreichte kurz nach dem Mädchen einen Buckel im Wald, der von Bäumen frei war, dazu am Hang lag und wo ein halbierter Baumstamm als Sitzfläche diente.
    Ilona hatte schon Platz genommen. »Ist es nicht herrlich hier?« fragte sie.
    Ich nickte und blieb stehen. Das Mädchen hatte wirklich recht.
    Hier oben war ein toller Platz, und wir hatten einen prächtigen Blick über den Rhein, bis hin zu den Burgen und dem vorspringenden Felsen, der Loreley genannt wurde.
    Über dem breiten Fluß waberte der Dunst. Es fuhren keine Schiffe mehr. Die Dunkelheit und die Stromschnellen waren für die Schiffer zu gefährlich.
    Der Sage nach – und das wußte ich auch – sollte auf dem Felsen ein blondes, nacktes Mädchen

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