0139 - Im Land des Vampirs
nicht erklären. Aber ich rate euch eins. Verschwindet!«
»Du reißt dein Maul weit auf!«
»Sicher.«
»Dann stopfe ich es dir!«
Der Bartträger holte aus. Ilona schrie, und ich reagierte. Die Kampftechniken, die ich beherrschte, waren den Kerlen sicherlich unbekannt.
Die Faust zischte heran. Jeder erwartete, daß ich in die Ecke fliegen würde, doch meine Reaktion war blitzschnell und trotzdem genau durchdacht.
Zehn Finger schnappten sein Handgelenk und schlossen sich schraubstockartig darum. Dann hebelte ich den Arm hoch. Der Bartträger brüllte auf, und er schrie noch mehr, als er plötzlich mittels meines Judogriffes hochgehoben wurde und quer über den Tisch fiel, wobei er die Kannen und Becher abräumte.
»Der gute Wein«, jammerte der Alte. »Der gute Wein…«
Dumpf landete der Bartträger auf dem festgestampften Lehmboden. Er hatte sicherlich Sendepause.
Schon kam sein Freund.
Ihn empfing ich mit einer gestochenen Geraden, die ihn kräftig durchschüttelte. Sofort setzte ich nach. Dicht oberhalb des Gurts traf ihn meine Faust.
Er röchelte und kippte nach vorn. Meine Hände schlossen sich um seine Hüften, ich sah die schon leicht glasigen Augen, dann schleuderte ich ihn seinen heranstürmenden Kumpanen entgegen.
Der Kerl riß die beiden zu Boden. Sie bildeten ein wirres Knäuel aus Armen, Beinen und Körpern. Dabei behinderten sie sich gegenseitig, auf die Füße zu kommen.
Im nächsten Augenblick hörte ich hinter mir ein Splittern.
Ich kreiselte herum.
Unwillkürlich mußte ich grinsen. Nicht nur Karel hatte sich erhoben und stand leicht schwankend an der Wand, sondern auch der Bartträger. Aber dem hatte Ilona das Musikinstrument über den Schädel geschmettert. Wie ein Kranz bedeckten die Reste seinen Hals. Auf den Lippen des Söldners lag ein dümmliches Grinsen.
Die übrigen Gäste kamen aus dem Staunen nicht heraus, während der leicht angesäuselte alte Marek Beifall klatschte.
Aber so lustig war das alles gar nicht, denn mittlerweile waren die an der Tür Wartenden aufmerksam geworden und stürmten mit gezogenen Schwertern in die Schenke.
Ich stand jetzt allein.
Mit einem Satz sprang ich über die noch immer am Boden liegenden Söldner hinweg und schnappte mir einen Hocker.
Als der erste zustach, parierte ich mit dem Sitzmöbel den Schlag.
Zwei Beine fielen ab.
Im nächsten Augenblick drehte ich mich und schleuderte dem zweiten den Hocker gegen den Kopf.
Der Mann ging zu Boden.
Ich duckte mich, entriß ihm die Waffe und stellte mich zum Kampf. Das Schwert war ziemlich leicht, es glich auch mehr einem Degen, in der Eile habe ich das nicht feststellen können.
Sofort begann der Kampf.
Unsere Waffen klirrten gegeneinander, und ich stellte fest, daß der Söldner sehr wohl mit seinem Schwert umgehen konnte. Die Schläge kamen wuchtig, aber nicht so präzise, so daß ich gut ausweichen konnte und auf einen Tisch sprang.
Ich kam mir vor wie einer der drei Musketiere, als ich mich, auf dem Tisch stehend, zum Kampf stellte.
Eine wilde Fechterei begann. Ich sprang in die Höhe, tauchte, glitt zur Seite, wich aus.
Inzwischen hatten sich die drei wieder erholt. Mein Gegner bekam von einem Unterstützung, während die anderen beiden sich dem Mädchen zuwandten, um ihren Auftrag auszuführen.
Das durfte nicht sein.
Blitzschnell stieß ich zu, als mein Gegner einen Moment nicht achtgab. Die Klinge rasierte über seinen Schädel, spaltete Haare und Haut. Plötzlich war sein Gesicht voller Blut. Der Mann ließ die Waffe fallen und torkelte schreiend davon, wobei er nach einem Feldscher schrie.
Sein Kumpan wollte mir seinen Säbel in den Leib stoßen, doch ich parierte.
Dann sprang ich mit einem gewaltigen Satz auf den nächsten Tisch und fegte dort die Gefäße von der Platte. Dieser Sprung hatte mich näher an Ilona herangebracht, die sich verzweifelt gegen die Kerle zur Wehr setzte.
Gegen vier Gegner kam sie nicht an, konnte sie auch gar nicht.
Ich kam über sie wie ein Unwetter.
Mit den Füßen zuerst sprang ich den Männern in den Rücken.
Gemeinsam gingen wir zu Boden.
»Lauf weg!« schrie ich Ilona zu, dann wurde ich von einem Körper begraben.
Ich weiß nicht, ob sie es schaffte, sehen konnte ich es nicht, denn die Gegner machten es verdammt rauh. Zum Glück nahmen sie ihre Fäuste. Zuerst wurde mir die Waffe aus der Hand gerissen, dann krachte eine Faust gegen meinen Kiefer, so daß mir Hören und Sehen verging. Ein Stiefeltritt in den Magen pumpte mir die Luft
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