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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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und innen blutroter Umhang kleidete sie.
    Darunter trug der Dämon die Kleidung eines Adligen aus der Zeit des französischen Sonnenkönigs, die ihm besonders zusagte. Nur ein leichtes Hinken verriet, daß in dem linken Schnallenschuh ein Pferdefuß steckte.
    Die Schönheit des Dämons war eine Schönheit der Hölle, satanische Bosheit lauerte dahinter. Oft umwehte ihn ein Geruch von Schwefel und Kohlenwasserstoff, und seine Augen glühten meistens gelb.
    Er legte Wert auf gute Manieren, er hielt es für unter seinem Niveau, immer grob und klotzig und stinkend aufzutreten wie jeder beliebige Unhold.
    Uralt war dieser Dämon, er hatte eine bemerkenswerte Geschichte. Ursprünglich war er Adonis gewesen, eine griechische Gottheit und ein Sinnbild der Schönheit. Er war der Geliebte der Liebesgöttin Aphrodite gewesen.
    Wegen seiner Arroganz und seines Dünkels gab es im Olymp immer wieder Streitigkeiten mit anderen Göttern. Schließlich kränkte er in seinem Hochmut Aphrodite derart, daß sie sich von ihm abwandte. Adonis wurde aus dem Olymp verbannt, rasend vor Haß und Eifersucht stieg er ab zur Hölle.
    Luzifer nahm ihn unter seine Scharen auf, in der Hölle bewährte sich Adonis besser als im griechischen Götterhimmel. In Frankreich erhielt der Dämon wegen seines Äußeren den Beinamen Beau, der Schöne.
    Seinen Nachnamen entlehnte man vom dem Magister Gunod, der den Dämon 1536 in den Katakomben von Paris beschwor. Der Name Beau Gunod gefiel dem ehemaligen Adonis so gut, daß er ihn beibehielt.
    In Rumänien war daraus der Schöne Gunodescu geworden, in anderen Weltgegenden kannte man den Dämon unter entsprechenden Pseudonymen. Sein Stolz und sein Hochmut wurden nur noch von seiner Bosheit und Rachsucht übertroffen.
    Ihr Objekt waren jetzt Professor Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval. Beau Gunod alias der Schöne Gunodescu nahm eine edelsteinbesetzte Tabatiere aus der Tasche seiner spitzenbesetzten Weste.
    Er schnupfte eine Prise, die aus Knochenmehl, getrocknetem Blut und dem Dreck Luzifers gemischt war. Ein höllisches Hallizunogen war beigefügt.
    Beau Gunod schloß ein Auge und bewegte die feingeformte Nase. Er nieste, eine Stichflamme schlug ihm aus den Nasenlöchern. Mit einem spitzenbesetzten Taschentuch wischte er sich die Nase ab, schneuzte und atmete tief durch.
    Sein Schwefel- und Kohlenwasserstoffgestank verstärkte sich. Das Gehirn des Dämons war völlig klar. Er hatte gleich eine gute Idee und einen weiteren Einfall, wie er Luzifer, den Fürsten der Hölle, besonders erfreuen konnte.
    Wenn Zamorra erst tot war, wollte Beau Gunod seinen Schädel mit Silber einlegen lassen und ihn Luzifer als Trinkschale präsentieren. Das würde sein Renommee bei dem höllischen Herrn zweifellos besonders heben und jedem in der Hölle zejgen, wie es einem erging, der es wagte, sich mit Beau Gunod zu messen.
    ***
    »Halt«, sagte der Bürgermeister, als Wadlaw die Maschinenpistole entsicherte. »Sehen Sie nur, Vater Jalea, die Wölfe erschrecken überhaupt nicht beim Anblick des Kreuzes. Wenn es Dämonen wären, müßten sie knurren und winseln.«
    Aus akademischem Interesse hielt der kleine Pope sein Prozessionskreuz vor das Käfiggitter. Verblüfft sahen die Männer, wie die weiße Wölfin und der narbige graue Wolf vor dem Kreuz mit den Vorderpfoten einknickten und niederknieten. Sie neigten sogar den Kopf.
    »Alle Wetter«, sagte Wadlaw verblüfft. »Fromme Wölfe habe ich auch noch nicht gesehen. Dämonenwölfe sind das auf gar keinen Fall, die sind viel größer und haben glühende Augen und riesige Fangzähne. Mit diesen beiden Wölfen muß es eine besondere Bewandtnis haben.«
    »Manchmal verstellt sich der Teufel. Er soll sogar schon in der Kirche Menschen verführt haben«, gab ein alter Mann zu bedenken. Er bekreuzigte sich. »Erschießt sie und scharrt sie ein, das ist meine Meinung.«
    »Das werden wir gleich feststellen, ob sie sich verstellen oder nicht«, sagte der Bürgermeister. »Vinko, gib mir die Weihwasserflasche.«
    Der Angesprochene reichte ihm die helle Flasche. Der Bürgermeister entkorkte sie und roch daran, denn er wollte sichergehen, daß Vinko statt Weihwasser nicht etwa Slibowitz mit sich herumschleppte. Doch es handelte sich um echtes geweihtes Aqua.
    Der Wolf und die Wölfin hatten sich wieder erhoben. Bürgermeister Nicolae Dheorgiu besprengte sie mit dem Weihwasser und sprach laut das Vaterunser.
    Die Wölfe bleiben ruhig stehen. Damit war die Sachlage klar, es handelte sich

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