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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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begann sie mit gespenstischem Knirschen den eingedrückten Körper zu reparieren. Sie weitete die Risse aus und bog die zersplitterten Plastikteile nach außen. Mit erstaunlicher Kraft riss sie den bauschigen Rock ihres Kleides vom Oberteil ab, knüllte ihn zu einem Knäuel und stopfte ihn in den Hohlraum ihres Körpers. Dann zog sie die Schale zu Recht und verband die Risse mit dem engen Oberteil. Als sie fertig war, erhob sie sich vorsichtig. Dabei wandte sie sich halb herum, und ich sah, dass ihre Augen leuchteten. Sie glitt vom Stuhl und machte ein paar Schritte.
    Das schien ihr keine Schwierigkeiten zu bereiten, denn plötzlich tanzte sie wirbelnd durchs Zimmer, dass die schwarzen Zöpfe flogen.
    Mitten in der Bewegung hielt sie inne und sah mich an.
    Sie bemerkte, dass ich wach war.
    Ich weiß nicht, wie lange wir uns anstarrten. Schließlich tänzelte sie ein paar Schritte auf mich zu, und ich hatte das Gefühl einer nahenden Gefahr. Mein Nacken prickelte, doch noch immer konnte ich keinen Finger bewegen. Aber jetzt war mir klar, dass nicht meine Müdigkeit die Ursache dafür war, sondern eine Art Bann. Ich dachte an die kleinen Arme, in denen diese erstaunliche Kraft steckte. Wenn sie ein Kleid zu zerreißen vermochten, dann konnten sie mich auch erwürgen, hilflos, wie ich hier lag – wenn sie sich rächen wollte für das, was ihr durch mich widerfahren war.
    Doch plötzlich hielt sie inne und hob den Kopf, als lauschte sie einer inneren Stimme. Als sie mich wieder ansah, hob sie ihre Hand und winkte wie zum Abschied. Dann sprang sie behende auf das Fensterbrett. Einen Augenblick lang sah ich sie als dunkle Gestalt vor dem hellen Mondlicht, dann war sie verschwunden.
    Als hätte jemand eine schallgedämpfte Glocke über das Haus gestülpt gehabt und nun wieder hochgehoben, füllte sich die Nacht mit Geräuschen.
     

     

Das Telefon weckte mich. Ich brauchte lange, ehe ich wach genug war, das Geräusch zu definieren. Mit zusammengekniffenen Augen stemmte ich mich hoch. Dem Stand der Sonne nach zu schließen, musste es bereits ziemlich spät sein. Wieder klingelte es. Ich schüttelte mich und griff nach dem Hörer.
    Es war Dr. Marckardt vom Krankenhaus. Ich war sofort hellwach, als er mir erklärte, Frau Gilbert hätte ihren Schock überwunden und könnte das Krankenhaus im Laufe des Tages verlassen. Sie würde sich freuen, mich kennen zu lernen. Rasch sagte ich zu, sie gegen Mittag abzuholen.
    Frau Gilbert. Einen Moment saß ich reglos da und versuchte, meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Es mochte natürlich Zufall sein, und dennoch …
    Plötzlich wusste ich, dass es kein Zufall war. Ich erinnerte mich an das kleine Mädchen, mit dem Ed Gilbert an jenem Abend das Haus verlassen hatte. Das musste diese … Puppe sein.
    Mein Blick wanderte zum Stuhl. Er war leer. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, dann kam die Erinnerung an den Traum zurück. Verrückt! Die Bilder standen so deutlich vor meinem geistigen Auge, als hätte ich alles wach miterlebt. Aber das war doch absurd. Eine Puppe konnte nicht aufstehen und laufen, noch weniger sich selbst reparieren.
    War wirklich alles nur ein Traum gewesen? Oder war ich selbst einem Schreck erlegen in jenem Augenblick, da ich glaubte, ein Kind überfahren zu haben?
    Nein, ich hatte das irre Gefühl, dass alles irgendwie zusammenpasste. Mädchen oder Puppe, ich hatte sie gesehen. Aber dass ich sie mit nach Hause genommen hatte, mochte ebenso ein Traum sein wie dieses unsinnige nächtliche Erlebnis.
    Ich begab mich zum Stuhl und untersuchte ihn genauer. Nein, es war kein Traum. Da lagen weiße Fäden von dem Kleid und kleine Stückchen Plastik.
    Ich hielt den Atem an. Wie konnte sie verschwinden? Hatte ich sie eigenhändig …? Ich stürzte ans Fenster und starrte hinab auf die Straße. Nichts. Die Straße war jedoch belebt. Jeder konnte sie aufgehoben und weggetragen haben.
    Ich fühlte mich mit einemmal ein wenig schwach und hatte das Bedürfnis, mich zu setzen. Es musste eine logische Erklärung geben. Ich hatte natürlich getrunken gestern Abend, aber ich war auf keinen Fall betrunken gewesen.
    Schließlich erhob ich mich schulterzuckend und begann mich anzukleiden.
    Vielleicht wusste diese Frau Gilbert mehr. Sie hatte ja dieses seltsame Kind an der Hand geführt.
    Zum Teufel mit Gilbert, wenn er dahinter steckte!
    Bevor ich das Haus verließ, sah ich im Flur nach, ob vielleicht jemand am Morgen die Puppe dorthin gestellt hatte. Aber ich fand nichts.
    Mit

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