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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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davon. Einer Ihrer Kollegen machte die Aufnahme von Ihnen. Sie stammt aus dem Verlagsarchiv.«
    »Warum schnüffeln Sie mir nach?«
    Ein wenig unsicherer erklärte er: »Glauben Sie es oder nicht, es ist Zufall. Ich beschäftige mich seit Monaten mit den Vollmondmorden. Sicher haben Sie davon gehört?«, Helen nickte. »Die Stadt spricht von nichts anderem.«
    »Sie verschwanden damals aus Frankfurt, spurlos! Ich vermisste Ihre Bilder, und Ihr Name blieb mir haften. Vor zwei Wochen kam ich nach Augsburg, um die Mordserie dort zu untersuchen, die zweifellos demselben Täter zuzuschreiben ist.
    Die gleichen Symptome. Und vor zwei Tagen kam ich hierher.
    Der wievielte dieser bestialischen Morde ist es hier? Der sechste, wenn ich mich nicht irre.«
    Helen nickte stumm. »Bald werden es sieben sein. Die Polizei hat keine Spur.«
    »Ich sah das Zeitungsarchiv durch«, fuhr Gilbert fort, »und dabei stieß ich auf die Berichte über Ihren Gedächtnisschwund.
    Sie wären mir nicht aufgefallen, wenn ich nicht der gründliche Typ wäre. An Ihren Namen konnte ich mich gut erinnern. Die Sache – ah, interessierte mich.« Er grinste. »Schien eine gute
    Story.« Er hob die Schultern. »Schließlich waren Sie ein guter Bekannter, auch wenn ich Sie persönlich nie gesehen hatte.« Er sah mich nachdenklich an. »Natürlich hätte ich mir darüber klar sein müssen, dass meine Art der Einführung zu plump war, weil Sie wohl Ihr Erinnerungsverlust besonders misstrauisch gemacht hat. Ich hätte Sie wenigstens beobachten sollen, aber dazu blieb keine Zeit. Ich bin ja nicht ihretwegen hier.«
    Es klang fast entschuldigend. Es klang sogar überzeugend, was er sagte, wenn man der Pistole keine größere Bedeutung zumaß. Ich beschloss, auf keinen Fall mein Misstrauen zu unterdrücken.
    Er setzte ein paar Mal an, über das Ausmaß meines Gedächtnisverlustes Informationen einzuholen, aber ich gab mich sehr reserviert und ließ ihn deutlich merken, dass meinerseits kein Interesse bestand, seine Neugierde zu befriedigen. Schließlich gab er es auf, und unser Gespräch wandte sich dem Vollmondmörder zu. Helen nahm die Chance wahr, sozusagen mit einem Experten darüber zu reden.
    Ich hatte mich selbst wenig darum gekümmert, was um mich vorging. Zu sehr war ich mit meiner Vergangenheit beschäftigt gewesen. Erst durch Helens aufgeregte Berichte und die Zeitungen, die sie mir in die Agentur brachte, wo ich meine Graphiken ablieferte, hatte ich davon gehört, und schließlich sprach man auch auf der Straße, im Bus oder in der Wirtschaft, wo ich gelegentlich aß, darüber. Die Leichen waren alle furchtbar verstümmelt. Vier Frauen und zwei junge Männer hatten bisher dran glauben müssen. Und seltsam war, dass die Morde immer in Vollmondnächten geschahen. Seltsam gewiss, aber andererseits waren Massenmörder keine normalen Menschen. Verblüffend jedoch war, dass die Leichen wie angefressen aussahen, wie von einem Raubtier zerfleischt. Deshalb war man anfangs auch auf der falschen Spur gewesen. Man hatte tatsächlich nach einem entflohenen Tier gesucht. Es gab auch viele, denen die Tatsache bedeutungsvoll erschien. So sehr man auch vermeinte, dem Aberglauben zu entkommen, die alten Legenden spukten noch immer in den Köpfen herum.
    »Ist es wirklich wahr, dass er das Fleisch isst?« fragte Helen, ihr Gesicht zu einer Grimasse des Ekels verzogen.
    Gilbert hob die Schultern. »Ich denke, dass die meisten Berichte ein wenig übertrieben waren. Es stimmt zwar, dass
    Fleischstücke fehlen, aber das besagt noch nicht, dass er sie isst. Es ist zwar wahrscheinlich, dass er es tut.«
    Helen schüttelte sich.
    Gilbert lächelte. »So absurd ist es nicht. In anderen Teilen der Welt war Kannibalismus noch vor kurzer Zeit gar nicht so selten. Erschreckend daran ist nur, dass so etwas hier mitten in unserer so genannten zivilisierten Welt geschehen kann. Eine der Frankfurter Zeitungen brachte Schlagzeilen über eine Mörderkatze, die in den Straßen der Stadt lauere. Aber der dazugehörige Artikel war in sich bereits paradox. Er stellte zum Schluss die Frage, was ein Raubtier wohl dazu brächte, nur bei Vollmond Gelüste auf Menschenfleisch zu entwickeln.«
    »Es gibt hier Leute,« warf ich ein, »die ernsthaft behaupten, der Killer wäre ein Werwolf, ein Mann, der sich bei Vollmond in eine Bestie verwandelt.«
    »Ich bin mit den Legenden vertraut, Herr Tepesch«, unterbrach er meine Erläuterungen. »Etwas Wahres ist sicherlich daran.« Sein Lächeln

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