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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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großer Spannung begab ich mich zum Hospital. Eine Schwester führte mich in den Besucherraum, in dem Frau Gilbert bereits auf mich wartete. Sie sah genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, was bewies, dass ich mir das Mädchen beziehungsweise die Puppe, auch nicht eingebildet haben konnte.
    Ihr grünes Kleid hatte man gesäubert, und irgendwie war sie auch zu neuen Strümpfen gekommen. Sie war in der Tat hübsch und wirkte jünger als in der Nacht. Dreißig war sie jedenfalls nicht.
    Ich stellte mich vor. Sie schien meinen Namen nicht zu kennen. Sie war sehr freundlich, aber ich glaubte eine Spur von
    Hysterie in ihrer Freundlichkeit zu entdecken. Ich bot ihr an, sie nach Hause zu bringen, und sie willigte sofort ein, eifrig, wie es mir schien, als gäbe es nichts Wichtigeres, als von hier fort zu kommen.
    Ich erkundigte mich, ob etwas zu bezahlen sei, aber man erklärte mir, Frau Gilberts Versicherung in Frankfurt werde sich um alles kümmern.
    Frankfurt! Nun gab es keinen Zweifel mehr. So viele Gilberts konnte es in Frankfurt gar nicht geben, die gleichzeitig hier auftauchten. Sie kannte ihn, vermutlich war sie seine Frau.
    Ich hatte es plötzlich auch eilig, das Hospital zu verlassen, um ungestört mit ihr reden zu können.
    Als wir in den Wagen stiegen, sah ich verblüfft offene Angst in ihren Zügen, sagte aber nichts. Ich war sicher, sie würde selbst das Wort ergreifen, startete und fuhr stadtwärts.
    »Bitte«, sagte sie nach einer Weile, »halten Sie irgendwo, wo wir ungestört reden können.«
    »Es klingt vielleicht banal«, erwiderte ich, »aber bei mir zu Hause wäre es wohl am besten.«
    »Nein!« schrie sie fast
    »Verzeihen Sie«, sagte ich, »ich hatte nicht vor …«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Nein – das ist es nicht.« Sie ergriff meinen Arm. »Halten Sie! Jetzt, hier!«
    Ich fuhr an den Straßenrand. War da irgendwo ein Halteverbotsschild gewesen? Egal, wir stiegen sicher nicht aus.
    Ich sah sie fragend an und erschrak.
    »Sie befinden sich in Gefahr, genau wie ich«, stieß sie hervor.
    »Wir dürfen keinesfalls in Ihre Wohnung. Und auch unser Hotelzimmer ist zu riskant. Sie – könnten wiederkommen.«
    »Wer?« fragte ich.
    »Die Puppen«, erwiderte sie und schlug schluchzend die Hände vors Gesicht.
    Nach einem Augenblick fing sie sich. Sie schob ihr Kleid ein Stück am Schenkel hoch. »Hier, sehen Sie!«
    Ich bemerkte eine Bisswunde von mehreren Zähnen. Es sah so aus, als hätte sich ein kleiner Mund dort festgebissen. Die Puppe?
    »Das war sie«, erklärte Frau Gilbert. »Dies verdammte Biest!«
    »Wer?« fragte ich erneut. Ich wollte ihr nichts in den Mund legen.
    »Ah, tun Sie nicht so, als ob Sie sie nicht gesehen hätten?«
    rief sie verärgert aus. »Sie haben sie selbst unter dem Wagen hervorgeholt.«
    »Das haben Sie mitbekommen?« fragte ich erstaunt.
    Sie senkte den Kopf. »Jedes – Detail. Oh, wie wünschte ich mir, sie wäre tot gewesen. Aber sie war es nicht, nicht wahr?«
    Ich schüttelte verneinend den Kopf.
    »Erzählen Sie mir alles«, bat ich sie ein wenig hilflos.
    Sie nickte. »Sie kam um Mitternacht – durch das Fenster. Ich bin durch irgendein Geräusch wach geworden. Wahrscheinlich durch das Kratzen am Fensterblech. Ich fuhr auf und sah das Mädchen hereinklettern. Mein erster Gedanke war: Mein Gott, sie fällt ja hinaus! Ich sprang auf, um ihr zu helfen. Sie ließ sich auch helfen. Ich hob sie herein und ließ sie beinahe fallen, als ich erkannte, dass ich kein Mädchen in den Armen hielt, sondern ein Ding aus Plastik eine Puppe.« Sie schüttelte sich bei dieser Erinnerung. »Sie war aber lebendig«, fuhr Frau Gilbert bleich fort. »Sie befreite sich aus meinen Armen, und während ich vor Schreck und Erstaunen erstarrt dastand, biss mich das Biest ins Bein. Es tat nicht weh – nicht sehr, aber ich konnte mich plötzlich nicht mehr rühren. Nicht einen Finger. Verstehen Sie das?«
    Ich gab keine Antwort, aber mir dämmerte bei diesen Worten, weshalb ich in der Nacht keinen Muskel hatte rühren können.
    »Nach einem Augenblick konnte ich mich wieder bewegen, aber nicht, wie ich wollte. Die Puppe stand mir gegenüber, und irgendwie befahl sie mir, was ich tun musste. Nicht mit Worten, o nein! Es ging irgendeine Kraft von ihr aus. Sie sah mich nur an, und ich ging wie im Traum umher und kleidete mich an und verließ mit ihr das Hotel.«
    »Hypnose«, murmelte ich.
    Sie nickte. »Ja, wahrscheinlich. Daran dachte ich jedenfalls auch bereits. Aber ich war

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