014 - Planet der Götter
schon war?
»Du bist ganz schön optimistisch«, gab Chan zurück. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir da durchkommen. Die Robos haben Metalldetektoren. Und die stellen fest, dass du eine Waffe in der Jackentasche hast.«
Mareise zuckte mit den Schultern, ohne die Waffe loszulassen, die in der Außentasche der extrem weit geschnittenen modischen Jacke steckte. Normalerweise konnte niemand erkennen, dass da eine schussbereite Pistole nahezu ständig auf den Survival-Spezialisten zeigte. Aber die beiden mobilen Kontrollautomaten würden die Pistole sofort bemerken.
Und sie würden auch bemerken, dass der Survival-Spezialist Chan seinerseits unbewaffnet war. Wenn die Wachposten da nicht misstrauisch wurden, gehörten sie wegen Dummheit im Dienst eingesperrt.
Chan fühlte sich unbehaglich. Wenn es zu einem Schusswechsel kam, würde Mareise das nicht überleben. Das war nicht gut. Sie musste verhört werden. Chan hoffte, dass er sie in einem geeigneten Moment kampfunfähig machen konnte. Aber wann endlich würde dieser Moment kommen? Bestimmt nicht jetzt vor den Augen der Wachposten. Wenn es hier zu Kampfhandlungen kam, würden sie zuerst schießen und dann erst fragen.
Chan hoffte, dass seine Autorität ausreichte, die Flibo-Agentin durchzuschleusen. Wenn er erst einmal im Transmitter-Komplex war, bot sich ihm die Chance, auf die er wartete. Denn dort kannte er sich besser aus als Mareise. Sie konnte einfach nicht über die technischen und konstruktiven Gegebenheiten informiert sein. Er dagegen kannte sie bestens, spätestens seit jenem Moment, da er als erster Mensch die Distanz Erde-Mond mit einem einzigen Schritt überwunden hatte.
Nein, perfekter noch: Er hatte sich gar nicht bewegt. Das hatte das Star Gate für ihn besorgt.
Vor den Wachposten und den Kontrollautomaten blieb er stehen. Mareise hielt sich zwei Schritte hinter ihm.
Er hielt seine ID-Karte in der Hand. »Ich bin Chan«, sagte er. »Meine Assistentin Mareise.«
»Bitte«, sagte der ranghöchste Wachsoldat, ohne die Kennmarke überhaupt zu betrachten. Er deutete auf einen der beiden Kontrollautomaten. Seufzend schob der Survival-Spezialist seine Karte in den Eingabeschlitz.
Die Diodenanzeige wechselte von rot auf grün.
»Sie können, Chan«, sagte der Sergeant.
»Na, dann los«, meinte Chan trocken und winkte Mareise. »Wir dürfen.«
»He, so einfach geht das aber nicht«, protestierte der Sergeant. »Sie müssen sich auch ausweisen, Miss …«
»Das geht schon in Ordnung«, sagte Chan. »Sie hat noch keinen Sonderausweis. Es ging alles etwas zu schnell. Lassen Sie uns passieren. Es ist meine Verantwortung.«
»Und meine«, sagte der Sergeant trocken. »Im Moment haben wir Rotalarm. Da geht gar nichts. Das Gate soll in den nächsten Stunden aktiviert werden. Es darf nichts, absolut nichts mehr passieren. Eigentlich dürften wir auch Sie nicht mehr hineinlassen. Nur noch die an der Aktivierung beteiligten Wissenschaftler und Techniker. Aber Sie sind Survival-Spezialist und gehören damit dem Sicherheitsdienst an …«
»… und deshalb habe ich auch Sondervollmachten«, sagte Chan. »Sie können jederzeit in der Zentrale rückfragen.«
Der Sergeant fragte zurück. Er benutzte den stationären Interkom am Haupteingang und wandte dabei den beiden ungleichen Agenten den Rücken zu. Unter normalen Umständen hätte Chan sich jetzt durch das Tor katapultiert. Aber erstens wusste er nicht, ob Mareise schnell genug begreifen und mitziehen würde oder ob sie ihn einfach niederschoss und zweitens waren da noch die vier anderen Männer mit ihren entsicherten Waffen. Sie trugen keine Schocker, sondern kurzläufige Maschinenwaffen, die Explosivgeschosse verfeuerten. Wenn die Soldaten die Abzüge betätigten, blieb hier nichts mehr heil. Erst recht kein Mensch …
Der Sergeant sprach so leise, dass Chan nicht verstehen konnte, was er durchgab. Dann lauschte er, zuckte mit den Schultern und wandte sich schließlich um.
»Na gut, gehen Sie«, sagte er.
Als Mareise an den Kontrollautomaten vorüber schritt, begann das schrille Intervallpfeifen. »Die Frau ist bewaffnet«, rief der Sergeant alarmiert.
»Hatten Sie etwas anderes erwartet?«, fragte Mareise zurück. »Das Tragen von Waffen gehört zu meinem Job.«
Sie traten durch den Haupteingang. Hinter ihnen schloss sich das Panzerschott wieder. Chan sah sich um. Vor ihm befand sich der Aufzug, der sie zu dem Star Gate-Raum bringen würde, der mehrere Dutzend Meter tief unter dem Mondboden
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