014 - Planet der Götter
mit diesem Star Gate, sie müssten doch wissen, wie es bedient wird.«
Er erlebte eine herbe Enttäuschung.
Die Sonnenkinder wussten nichts! Sie wussten nur, dass immer wieder einmal Reisende von den Sternen aus der Gitterpyramide kamen, aber mit der Steuerung des Star Gates wussten sie absolut nicht Bescheid. Ihnen war gerade noch klar, wie das Außentor zu öffnen war. Mehr aber auch nicht.
»Aber warum macht ihr euch darüber Sorgen?«, fragte das Sonnenkind, das sie empfangen hatte. »Ihr wollt doch Tage ungetrübter Freude erleben, denn warum solltet ihr sonst nach Sonnentochter gekommen sein? Nur auf Sonnentochter finden die Sternengötter Erholung und Entspannung, um ihre Kräfte wieder zu erneuern.«
Trayce ließ sich davon nicht begeistern. Der Begriff ›Sternengötter‹ wollte ihm nicht so recht gefallen. In der Rolle eines Gottes hatte er sich noch nie gern gesehen.
Er beschloss, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit mit den anderen darüber zu reden. Vorerst aber mussten sie Informationen sammeln.
Nicht nur für sich selbst, um auf diesem Planeten besser zurechtzukommen. Sondern auch für die Erde. Wenn sie die Rückkehr schafften, gab es dann einen Planeten mehr, über den Näheres bekannt war.
*
Haiko Chans Bewusstlosigkeit dauerte nicht lange. Ein Blick auf sein Armband-Chrono verriet ihm, dass er höchstens eine Minute ausgeschaltet gewesen sein konnte. Das Mädchen hatte nicht sonderlich fest zugeschlagen.
Er raffte sich auf.
In dieser Minute war niemand hier vorbeigekommen. Niemand hatte ihn entdeckt. Chan verwünschte Mareise und sich selbst. Aber damit konnte er auch nichts mehr ändern.
Selbst wenn sie sich im Transmitter-Komplex nicht auskannte, bedeutete eine volle Minute Vorsprung eine ganze Menge und diesen Vorsprung konnte sie noch weiter ausbauen, während Chan gegen die Schmerzen in seinem Hinterkopf ankämpfte. Kurz versuchte er sich in Meditation zu versenken, um mit der Kraft des Zen den Schmerz zu besiegen, aber er fand nicht die Ruhe dazu und ließ es wieder. Er musste es so auskämpfen.
Als er sich etwas zu schnell bewegte, tanzten schwarze Flecke vor seinen Augen.
Unwillkürlich stöhnte er auf. Den Gedanken, Alarm zu geben, verwarf er ebenso schnell wieder, wie er in ihm aufkeimte. Es herrschte ohnehin Alarmzustand. Und zudem würde es dann auf ihn zurückfallen, dass er die Agentin in den Transmitter-Bereich eingeschleust hatte. Es würde schwer fallen, die gegen ihn sprechenden Argumente mit seinen eigenen zu entkräften und zudem hätte er schon ganz zu Anfang erst gar nicht auf die Flibo-Agentin hereinfallen dürfen.
»Nicht jeder eignet sich eben zum James Bond«, murmelte er sarkastisch. Er stützte sich gegen eine graue Plastronitwand und drückte den Knopf, der den Lift rief. Wieder versuchte er die Benommenheit von sich abzuschütteln.
Immerhin hatte er den Vorteil, dass er nicht lange zu suchen brauchte. Er wusste, wo er Mareise wieder sehen würde.
Ein Summen ertönte und die Türen des Aufzugs öffneten sich. Die Kabine war leer.
Verbissen setzte sich Haiko Chan in Bewegung.
*
An der gewölbten Decke des Passagierabteils glühte ein riesiger Holografieschirm und zeigte den Passagieren der Raumfähre PHAETON die Phasen des Landeanfluges wie in einem Groß-Kino in den Vergnügungsmetropolen der Erde. Jerry Bernstein war fasziniert. Er lag auf dem hydro-pneumatischen Konturlager, das sich selbsttätig jeder Körperform und jeder Bewegung anpasste und verfolgte die Szenerie über ihm: Die Strapazen der Beschleunigungsvorgänge hatte er vergessen. Das Geschehen im riesigen Holo-Feld zog ihn in seinen Bann. Die PHAETON wurde von Außenkameras begleitet, die kurz vor dem Beginn des Mondorbits ausgeschleust worden waren. Ein Medien-Mann befand sich mit der einzigen Aufgabe an Bord, den Passagieren mit Hilfe der Kameras eine Show zu bieten, die einmalig im Sonnensystem war. Mechanics Inc. wusste schließlich, was man Passagieren schuldig war, die annähernd hunderttausend Verrechnungseinheiten dafür bezahlten, zur Mondstadt zu fliegen und im Luna-Star und den angeschlossenen Vergnügungszentren einige Tage unbeschwerten, sündhaft teuren Urlaubs unter verminderter Schwerkraft zu erleben.
Und auch den Bediensteten von Mechanics selbst, die das Privileg genossen, zeitweilig auf dem Mond arbeiten zu dürfen, musste man schließlich etwas bieten.
Der Medien-Mann kommentierte die Aufnahmen. Die Bildschnitte erfolgten in einem dynamischen,
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