0140 - Schreie in der Horror-Gruft
Waldstücke, und Bill sah stolze Burgen. Allerdings standen von vielen nur noch die Fragmente. Die große Zeit der Ritter war vorbei.
»Und nun möchte ich die Herrschaften bitten, einmal herzuhören.« Urplötzlich schallte Fariacs Stimme mikrophonverstärkt durch den Bus.
Viele waren eingeschlafen. Jetzt schreckten sie hoch, als sie die Stimme ihres Herrn und Meisters hörten. Er deutete zur anderen Rheinseite hinüber und legte den Arm dabei ziemlich schräg. »Die Burg, die Sie dort oben sehen, meine lieben Freunde, die wird unser Ziel sein.«
Der Bus fuhr langsamer, und alle Blicke wandten sich in die angegebene Richtung.
Dort stand die Burg.
Trutzig, als wäre sie eben erst erbaut worden und nicht einige hundert Jahre alt.
Von hier unten sah sie wirklich gut aus, als hätte sie keine Beschädigungen davongetragen. »Sie wird unser Ziel sein«, jubelte Gordon Fariac. »Zuvor jedoch werden wir die Filiale besichtigen und eine kleine Tour machen. Mit dem Schiff natürlich.«
Alle waren einverstanden.
Der Fahrer bog in eine schmale Straße ein, die direkt zum Rhein führte.
Die Straße wurde zur Gasse, erreichte einen Marktplatz und führte von dort als breitere Straße weiter. Sie endete direkt an der Uferpromenade, wo sich auch Parkplätze für Busse und Pkw befanden.
Jeder war froh, daß er aussteigen und sich die Beine vertreten konnte.
Zur Fabrik war es nur ein Katzensprung. Man würde zu Fuß dorthin gehen. Gordon Fariac gesellte sich zu Jane und Bill.
»Wollen Sie an der Besichtigung teilnehmen?«
»Nein«, antwortete Jane für den Reporter mit.
Bill nickte.
Fariac schaute auf die Uhr. »Dann treffen wir uns in zwei Stunden wieder hier. Abgemacht?«
Die beiden waren einverstanden. Sie schauten Fariac nach, wie er seinen Leuten den Weg erklärte. Dann verschwand die Gruppe in einer kleinen Straße.
Jane und Bill wandten sich ab. Die Detektivin stellte den Kragen ihres Winterkostüms hoch. Ein kühler Wind wehte von den Hügeln über den Rhein und hinab ins Tal.
»Ich muß mich irgendwo wärmen«, sagte die Detektivin.
Bill schaute sich um. Um diese Zeit befanden sich kaum noch Touristen in dem kleinen Weinort. Sie hatten reichlich Auswahl an Lokalitäten, und nicht nur Weinlokale luden zum Verweilen ein, sondern auch Cafés. Gemeinsam schritten sie hoch zur Hauptstraße, bogen aber vorher ab, denn sie hatten ein kleines Café gesehen, an das auch ein Wintergarten angebaut war.
»Das wäre doch was«, schlug Jane vor.
Bill Conolly nickte.
Es befanden sich kaum Gäste im Café. Jane suchte am Büfett Kuchen aus, und Bill ging schon durch. Er fand einen Platz, von dem er durch die große Scheibe auf die Straße, den Rhein und die am anderen Ufer liegenden Hügel sowie Fariacs Burg schauen konnte.
Bei einer Kellnerin bestellte der Reporter zwei Kännchen Kaffee.
Jane kam mit den Kuchenbons, und die Kellnerin brachte auch schon die gemischte Obsttorte.
Bill zahlte. Er grinste dabei und deutete auf die Torte. »Mit Sahne?«
»Kann ich mir doch leisten«, meinte Jane.
»Natürlich.«
»Warum sagst du dann was?«
»Von Süßigkeiten soll man Pickel bekommen«, grinste Bill.
Jane holte tief Luft. Bevor sie jedoch die passende Antwort geben konnte, geschah draußen etwas, das ihre vollste Aufmerksamkeit erregte.
Schüsse peitschten auf.
Und im gleichen Moment jagten mit irrwitzigem Tempo zwei Wagen in die schmale Straße.
Ein Mercedes und ein silbergrauer Opel Manta…
***
Die Fahndung hatten Kommissar Mallmann und sein Kollege Bernd Hollering über Funk gehört.
Zwei Bankräuber hatten eine Sparkasse überfallen und 120.000 Mark geraubt. Keine geringe Summe, dafür mußte eine alte Frau lange stricken. Die Kerle waren mit einem hellen Mercedes geflüchtet.
Jetzt suchte man den Wagen.
Will Mallmann, der wegen einer dienstlichen Angelegenheit in Köln gewesen war, hatte von dort seinen Kollegen Hollering mitgenommen. Sie wollten nach Hause, hatten aber Zeit und gondelten am Rhein entlang. Sie erzählten sich die neuesten Beamtenwitze, obwohl sie selbst dem Berufsstand angehörten und beschlossen, da beide Junggesellen waren, den Abend noch bei einem anständigen Glas zu verbringen.
Doch erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt.
Schuld war die Fahndungsmeldung.
Sofort waren die beiden wieder im Dienst.
»Du hältst Ausschau?« fragte der schlaksige Hollering, der mit seinem Kopf immer gegen den Autohimmel stieß, wenn der Manta mal über eine Spurrille
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